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Spanien: Erschreckende Bilder vom Todestag von Francisco Franco

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Eine Femen-Aktivistin wird in Madrid von der Polizei abgeführt. Bild: EPA/EFE

Erschreckende Bilder aus Spanien – das steckt dahinter

19.11.2018, 20:5720.11.2018, 10:41
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Am Dienstag jährt sich zum 43. Mal der Todestag Francisco Francos. Noch immer hat der Diktator in Spanien zahlreiche Anhänger. Dies zeigt sich besonders rund um den 20. November, wenn diese sich versammeln und auf den Strassen den «Caudillo» hochleben lassen.

Gestern Sonntag war die Stimmung in der Innenstadt von Madrid besonders angespannt. Über 100 Franco-Anhänger fanden sich auf dem Plaza del Oriente in der spanischen Hauptstadt ein. Dies nicht nur, um dem General zu gedenken, sondern auch, um ihrem Unmut Luft zu machen. 

Supporters rise their right arm to salute the fascist anthem to remember former Spanish dictator Francisco Franco on the 43rd anniversary of his death, in Madrid, Spain, Sunday, Nov. 18, 2018. Hundred ...
Der Hitlergruss ist in Spanien nicht verboten: Anhänger Francisco Francos am 18. November in Madrid.Bild: AP/AP

Wird Franco exhumiert?

Denn die spanische Regierung unter Pedro Sanchez hat die Exhumierung von Francos Gebeinen angekündigt. Diese liegen bisher unter einer Granitplatte im sogenannten Tal der Gefallenen begraben. Das Grab, nur wenige Kilometer nordöstlich von Madrid gelegen, ist zu einer Pilgerstätte Rechtsextremer avanciert und das soll gemäss ihnen auch so bleiben. 

Das ganze Jahr kommen Faschisten aus ganz Europa ans Grab des Diktators. Sie legen Blumen nieder und zeigen regelmässig den Hitlergruss. Dieser ist in Spanien im Gegensatz zu Deutschland nämlich erlaubt. Besonders gross ist der Ansturm auf Francos Überreste jeweils am 20. November. Auch am Dienstag werden im Tal der Gefallenen wieder Tausende Rechtsextreme erwartet.

epa06891308 Several demonstrators give the fascist salute as several thousand of people protest against the exhumation of late Spanish dictator Francisco Franco in El Valle de los Caidos (The Valley o ...
Rechtsextreme demonstrieren im Tal der Gefallenen gegen die Verlegung von Francos Gebeinen. Bild: EPA/EFE

Doch damit soll nun Schluss sein. Ohne einen genauen Zeitpunkt zu nennen, hat Spaniens Regierungschef angekündigt, die Gebeine an einen öffentlich nicht zugänglichen Ort zu verlegen. Sanchez plant stattdessen, eine Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus einzurichten.

«Im Jahr 2019 wird es kein Mausoleum mehr geben, mit dem Franco geehrt wird», kündigte er an. Vermutet wird, dass die Verlegung der Gebeine nachts und ohne Kamera passieren wird. 

Wüste Bilder aus Madrid

Mit Hitlergrüssen und faschistischen Liedern hielten sich die Anhänger Francos auch am Wochenende in Madrid nicht zurück. Doch mitten in der Kundgebung passierte Unerwartetes. Drei Mitglieder der Gruppierung Femen stürmten die Veranstaltung. 

Femen-Mitglieder stürmen Franco-Veranstaltung in Spanien.Video: YouTube/euronews (deutsch)

Die Aktivistinnen hielten ein Banner mit der Aufschrift «Wahrheit, Gerechtigkeit und Entschädigung für die Opfer von Franco» und riefen «Wir werden nicht vergeben, wir werden nicht vergessen». Auf ihre nackten Oberkörper hatten sie «legaler Faschismus» und «nationale Schande» geschrieben.

Die Anhänger Francos reagierten umgehend und mit aller Gewalt. Auf Videos ist zu sehen, wie sie auf die Frauen eintreten, sie bespucken und sie als «Hure» bezeichnen. Die drei Frauen wurden von der Polizei sofort abgeführt. Ein Mann wurde verhaftet.

Eindrücke aus Madrid

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Eindrücke aus Madrid
quelle: epa/efe / victor lerena
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Nun blickt Spanien am Dienstag gespannt in Richtung Tal der Gefallenen. Die Lage ist nach den Vorfällen vom Wochenende äusserst angespannt. (cma)

Das Tal der Gefallenen
Nach dem Sieg der rechten Putschisten im spanischen Bürgerkrieg (1936 bis 1939) hatte Franco bis zu seinem Tod 1975 in Spanien geherrscht.

Im Bürgerkrieg kamen bis zu einer halben Million Menschen um. In der nachfolgenden Diktatur wurden Oppositionelle systematisch verfolgt. 100'000 Gegner des Regimes wurden hingerichtet, von vielen fehlt bis heute jegliche Spur.

Deklariert als Akt der Versöhnung, liess er die Überreste von mehr als 30'000 Toten des Bürgerkrieges, Nationalisten und Republikaner ins Tal der Gefallenen überführen – meist ohne die Angehörigen darüber zu informieren.

Das Mausoleum mit seinem 150 Meter hohen Steinkreuz mussten 20'000 politische Gefangene zwischen 1940 bis 1959 mitbauen. (cma/afp/sda)

Spaniens verschwundene Kinder

Video: srf
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41 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Nino F.
19.11.2018 21:34registriert April 2017
Ob mit Lichterketten, Strassenblockaden oder wenns denn sein muss auch nackt - wichtig ist, dass Menschen den Mut für solche Aktionen aufbringen. In der aktuellen Situation ist es wichtig, eine klare Haltung gegen das Wiedererstarken des Faschismus einzunehmen. Es liegt in unserer Verantwortung, die Menschenverachtung zurückzudrängen. Am nächsten Samstag wollen Neonazis beispielsweise in Basel aufmarschieren. Überlassen wir ihnen den öffentlichen Raum nicht widerspruchslos!
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Peedy
19.11.2018 21:16registriert Januar 2017
Diejenigen welche verprügelt wurden werden abgeführt und die Prügler dürfen weiter demonstrieren? Wtf? Weg des geringsten Widerstandes für die Polizei oder was?
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Firefly
19.11.2018 21:35registriert April 2016
Gehts den Leuten in Europa zu gut oder was? Die wollen wirklich die Büchse der Pandora öffnen!? Haben die alle vergessen was wirkliche Not bedeutet?
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