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Ambivalenz bei Maskenpflicht – und 3 weitere Punkte zur Corona-Schweiz

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Bild: shutterstock/watson

Mehrheit befürwortet Massnahmen-Ende – und 3 weitere Punkte zur Corona-Schweiz

17.02.2022, 20:43
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Die Masken sind gefallen, das Zertifikat nicht mehr notwendig, Grossveranstaltungen steht nichts mehr im Wege – der Bundesrat hat gestern praktisch alle Corona-Massnahmen aufgehoben.

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Das wirkt sich auch auf die Beurteilung der Landesregierung aus, wie der 10. Corona-Monitor der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG zeigt.

Die wichtigsten Punkte:

Wie stehen wir zur Aufhebung der Massnahmen?

Eine klare Mehrheit der Bevölkerung in der Schweiz steht gemäss einer aktuellen Umfrage im Auftrag der SRG hinter der Aufhebung fast aller Corona-Massnahmen. Nur 28 Prozent der Teilnehmenden sind der Ansicht, der Bundesrat handle überhastet.

«Wie beurteilen Sie allgemein das Tempo und das Ausmass der Lockerung der Massnahmen zum Corona-Schutzdurch den Bundesrat?»
«Wie beurteilen Sie allgemein das Tempo und das Ausmass der Lockerung der Massnahmen zum Corona-Schutzdurch den Bundesrat?»

39 Prozent der Befragten äusserten dagegen die Ansicht, dass die Landesregierung bei der Beendigung der Massnahmen zu zögerlich vorgehe, schrieb die Forschungsstelle Sotomo in ihrem am Donnerstag veröffentlichten 10. Corona-Monitor. 33 Prozent bezeichneten das Öffnungstempo als gerade richtig.

Am grössten ist die Skepsis gegenüber der raschen Öffnung demnach in der italienischen Schweiz. Auch dort sind jene, die sich ein langsameres Vorgehen gewünscht hätten, mit 42 Prozent jedoch in der Minderheit.

Mehrheitlich der Ansicht, die Normalisierung gehe zu langsam voran, sind die unter 35-Jährigen. Zudem wünscht sich namentlich die Basis der SVP mehr Tempo. 76 Prozent der Anhängerinnen und Anhänger der Partei finden den Kurs des Bundesrats zu zögerlich. Als zu schnell beurteilt das Tempo am ehesten die Basis der SP. 42 Prozent der sozialdemokratischen Wählerinnen und Wähler melden Vorbehalte an.

«Wie beurteilen Sie allgemein das Tempo und das Ausmass der Lockerung der Massnahmen zum Corona-Schutzdurch den Bundesrat?»
«Wie beurteilen Sie allgemein das Tempo und das Ausmass der Lockerung der Massnahmen zum Corona-Schutzdurch den Bundesrat?»

Betrachtet man die zehn Erhebungen seit Beginn der Pandemie insgesamt, zeigt sich im zeitlichen Verlauf eine immer grössere Bevölkerungsgruppe, welche die Einschränkungen ablehnt. Diese Entwicklung sei weitgehend unabhängig vom Verlauf der Pandemie, so die Studienautoren.

Ambivalenz bei Maskenpflicht und Zertifikat

Ein wenig klares Bild zeigt sich beim Thema Masken: Zwar gaben 55 Prozent der Befragten an, dass sie auch eine generelle Aufhebung der Maskenpflicht begrüssen würden. Zugleich sprachen sich in der Umfrage jedoch 55 Prozent im Grundsatz für eine Maskenpflicht in Läden aus und 61 Prozent dafür, dass im öffentlichen Verkehr eine Maske getragen werden muss.

«Wie stehen Sie zu einer schweizweiten Maskenpflicht in folgenden Bereichen?»
«Wie stehen Sie zu einer schweizweiten Maskenpflicht in folgenden Bereichen?»

Die Forschungsstelle Sotomo interpretiert dies dahingehend, dass in der Frage keine allzu gefestigte Haltung in der Bevölkerung bestehe. Die Frage eigne sich derzeit entsprechend auch nicht für eine harte politische Auseinandersetzung.

«Viele haben sie noch an» – so sieht es nach dem Ende der Maskenpflicht in den Läden aus

Video: watson/een

Flexibilität für den Fall einer Verschlechterung der epidemiologischen Lage zeigt sich laut den Studienautoren in der Bevölkerung auch hinsichtlich des Covid-19-Zertifikats: Einerseits unterstützen 64 Prozent die generelle Aufhebung der Zertifikatspflicht im Inland. Anderseits ist eine Mehrheit von 55 Prozent dafür, das Zertifikat als Instrument beizubehalten.

«Wie stehen Sie zum offiziellen Covid-Zertifikat?» - Vergleich der Befragungswellen
«Wie stehen Sie zum offiziellen Covid-Zertifikat?» - Vergleich der Befragungswellen

Optimismus so gross wie nie – doch Skepsis bleibt

Was den weiteren Verlauf der Pandemie angeht, zeigen sich 50 Prozent der Befragten eher oder sehr optimistisch und bloss 16 Prozent eher oder sehr pessimistisch. Damit sei die Zuversicht grösser als im Sommer 2020, als nach dem Ende der ersten Corona-Welle viele an eine rasche Beendigung der Pandemie geglaubt hätten, unterstrich Sotomo.

«Wie optimistisch oder pessimistisch sind Sie in Bezug auf den Verlauf und Ausgang der Corona-Krise?»
«Wie optimistisch oder pessimistisch sind Sie in Bezug auf den Verlauf und Ausgang der Corona-Krise?»

Zudem werde die wirtschaftliche Lage bemerkenswerterweise besser eingeschätzt als je zuvor während der Krise - trotz Inflation, Nervosität an den Börsen und den Spannungen um die Ukraine, hiess es weiter. Eine knappe Mehrheit von 51 Prozent rechne allerdings damit, dass im nächsten Winter erneut Massnahmen gegen das Coronavirus getroffen würden. Nur eine Minderheit von 41 Prozent erwartet dies nicht.

Weniger Konflikte im privaten Umfeld

Im Vergleich zum Umfrage vom Herbst ist die Angst vor Konflikten im privaten Umfeld, etwa um die Corona-Politik oder die Impfung, markant zurückgegangen: Der Anteil der Personen, die sich davor fürchten, sank laut der Erhebung von 45 auf 30 Prozent.

Die Studienautoren sehen den Grund dafür in der Abstimmung über das Covid-19-Gesetz Ende November. Das Umfrageergebnis zeige, dass die direkte Demokratie mittelfristig einen Beitrag zur gesellschaftlichen Integration leiste. Dies, obgleich Abstimmungskämpfe kurzfristig das Konfliktpotenzial steigern könnten.

«Vor welchen Folgen der Corona-Krise auf persönlicher Ebene fürchten Sie sich besonders?»
«Vor welchen Folgen der Corona-Krise auf persönlicher Ebene fürchten Sie sich besonders?»
Die Methode
Die Online-Befragung fand zwischen dem 4. und 13. Februar statt - also zu einem Zeitpunkt, als die Öffnungsvorschläge des Bundesrats bereits bekannt waren, dieser aber noch nicht entschieden hatte. Insgesamt nahmen 33'673 Personen via die Webportale der SRG und das Online-Panel von Sotomo daran teil. Danach wurden ihre Angaben von Sotomo so gewichtet, dass die Ergebnisse repräsentativ sind.

Da die Umfrage nicht auf einer Zufallsstichprobe basiert, lässt sich kein eigentlicher Stichprobenfehler errechnen. Die Repräsentativität der Befragung sei jedoch vergleichbar mit einer Zufallsstichprobe mit einem Stichprobenfehler von +/-1.2 Prozentpunkten, schrieb die Forschungsstelle dazu.

(bal/sda)

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Periodic system
17.02.2022 22:55registriert Mai 2020
Ehrlich gesagt verstehe ich nicht ganz, was denn die konkrete Haltung von Leuten ist, die finden es sei viel zu zögerlich? Die Einzige Massnahme die ja noch gilt, ist die Maskenpflicht im ÖV oder was ist denn sonst viel zu zögerlich?
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Lil-Lil
17.02.2022 22:21registriert Februar 2021
"Danach wurden ihre Angaben von Sotomo so gewichtet, dass die Ergebnisse repräsentativ sind."
Wie bitte?! Ohne Erklärung?
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Nocciolo
17.02.2022 22:05registriert November 2014
Naja, Sotomo. Hat nicht gerade einen guten Ruf. Würde mich nicht auf diese Zahlen verlassen.
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Leichenfunde in Merenschwand und Frankfurt: Möglicher Zusammenhang
Eine Frau aus Muri ist seit knapp zwei Wochen vermisst worden. In der Zwischenzeit ist ihre Leiche in Deutschland gefunden worden. Am Donnerstag teilt die Staatsanwaltschaft mit, dass auch ihr Ehemann tot sei. Ein Zusammenhang der Ereignisse wird geprüft.

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