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SBB-Chef Andreas Meyer tritt überraschend zurück

SBB-CEO Andreas Meyer. (Archiv)
Bild: KEYSTONE

«Ein emotionaler Moment» – SBB-Chef Meyer tritt überraschend zurück

04.09.2019, 10:2404.09.2019, 12:10
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Das Wichtigste in Kürze:

  • An der heutigen Halbjahresmedienkonferenz der SBB gab deren Chef Andreas Meyer überraschend seinen Rücktritt bekannt.
  • Der Rücktritt wird auf Ende dieses Jahres erfolgen. Der Beschluss dafür ist laut Meyer bereits dieses Frühjahr gefallen.
  • Der 58-Jährige musste in den letzten Wochen viel Kritik einstecken. Die Verspätungen häufen sich, es fehlen Lokführer, bei der Beschaffung neuer Züge läuft vieles schief. Zuletzt führten mangelhafte Unterhaltsarbeiten sogar zu einem tragischen Unfall.
  • Kritisiert wurde der SBB-Chef insbesondere auch für seinen Umgang mit den defekten Türen, die zu dem Todesfall eines Zugbegleiters führten. Laut einem internen Dokument war innerhalb des Unternehmens seit längerem bekannt, dass ein Defekt an den Türen vorliegt.
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Suche nach Nachfolger von Meyer läuft
Andreas Meyer, CEO SBB, links, und VR-Praesidentin Monika Ribar geben sich nach einer Medienkonferenz die Hand, am Mittwoch, 4. September 2019 in Bern. Andreas Meyer kuendigte seinen Ruecktritt an. (K ...
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Wann genau die neue Chefin oder der neue Chef übernehmen wird, ist unklar und hängt laut Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar vom Suchprozess ab. Das Profil für den CEO sei vom gesamten Verwaltungsrat erarbeitet worden: Die Person müsse ein grosses Unternehmen führen können, aber gleichzeitig eine hohe Affinität zur Politik haben. Ribar ist sich aber bewusst: «Die Eierlegende Wollmilchsau werden wir nicht finden.» Für eine Frauenkandidatur zeigte sie sich offen.

Jetzt ist zudem klar, wie der Suchprozess gestaltet werden soll. Der 9-köpfige Verwaltungsrat hat einen Nominationsausschuss für die CEO-Suche gebildet. Für die Suche nach einem passenden Nachfolger holt sich der Ausschuss Hilfe von Profis. Der Headhunter Guido Schilling berät und begleitet die Verwaltungsräte der SBB beim Prozess. Laut Monika Ribar kennt der berühmte Personalberater die SBB bereits. (az)
11:11
Pressekonferenz zu Ende
Damit ist die Pressekonferenz der SBB zur Halbjahresbilanz zu Ende. Die grosse Nachricht ist natürlich, dass CEO Andreas Meyer spätestens per Ende 2020 von seinem Amt zurücktritt. Mehr zu Meyers Rücktritt folgt in Kürze auf watson. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit!
11:10
Dank an Sommaruga
Auf eine letzte Journalistenfrage hin sagt SBB-CEO Andreas Meyer, die Zusammenarbeit mit der neuen Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga (SP) sei von gegenseitigem Respekt geprägt. Er schätze ihre Detailkenntnisse und ihr verantwortungsvolles Handeln. Insbesondere zur Lösung des Streits mit der BLS über Fernverkehrskonzessionen habe Sommaruga viel beigetragen. Meyer betont, dass er in seiner ganzen 14-jährigen Amtszeit stets sehr gut mit den jeweiligen Bundesrätinnen und mit dem Bundesamt für Verkehr und der eidgenössischen Finanzverwaltung, der eigentlichen Eignerin der SBB, zusammengearbeitet habe.
11:07
Kein Kommentar zu Türunfall-Dokumente
Ein Journalist will wissen, was die SBB-Spitze zur Warnung eines Ingenieurs vor tödlichen Unfällen bei den Türen EW-IV-Wagen aus dem Januar 2018 zu sagen hat. Über das heikle Dokument hatte der SonntagsBlick berichtet. Andreas Meyer verweigert die Auskunft auf diese Frage und sagt, er wolle und dürfe aufgrund der laufenden Untersuchungen keine Medienspekulationen kommentieren. Meyer betont nochmals, dass bei den SBB 17 verschiedene Türsysteme im Einsatz seien und es zahlreiche Sicherheitshinweise zu all diesen Systemen gegeben habe, denen die SBB nachgegangen sei.
11:03
Meyers Nachfolge wird weniger verdienen
Monika Ribar sagt, dass der oder die nächste CEO der SBB weniger verdienen wird als Andreas Meyer. Damit setzten die SBB die Vorgaben des Bundesrates durch, welche dieser auf Antrag der neuen Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga (SP) beschlossen hatte. Er will die Saläre des Topmanagments der Konzerne in Bundesbesitz (SBB, Post, Swisscom, Ruag) senken. Die laufenden Verträge wie jener von Andreas Meyer waren davon noch nicht betroffen.
11:01
Das muss die Nachfolge mitbringen
Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar skizziert auf eine Frage hin das Anforderungsprofil von Meyers Nachfolgerin oder Nachfolger. Sie betont, wie eng die SBB mit der Politik im Austausch stehen und wie wichtig der Service-Public-Gedanke ist. Die Nachfolge Meyers müsse also auf jeden Fall ein Flair für die Rolle der SBB mitbringen und den Kontakt mit der Politik und der Bundesverwaltung pflegen. Offen zeigt sie sich für eine weibliche Nachfolgerin: «Herzlich willkommen», so ihr Kommentar.
10:58
Meyer spätestens Ende 2020 weg
Nun ist die Fragerunde eröffnet. In ihrer Antwort auf eine Journalistenfrage erläutert Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar den Zeitplan zur Ablösung Meyers. Der Zeitpunkt ist noch offen und hängt davon ab, wann eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger bestimmt wird. Spätestens Ende 2020 wird Meyer von seinem Posten zurücktreten, sagt Ribar.
10:56
Monika Ribar dankt Meyer für seine Arbeit
Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar dankt dem zurücktretenden CEO Andreas Meyer für seine Arbeit. Die SBB werde im Ausland dafür beneidet, einen derart engagierten Konzernchef zu haben. In seiner Ära seien die Bundesbahnen stets mit den Herausforderungen der Zeit gegangen. Ribar betont noch einmal, dass der Rücktritt Meyers das Ergebnis einer langfristigen Rücktrittsplanung sei.
10:54
Die wirtschaftlichen Eckzahlen
Auch wenn der Rücktritt von CEO Andreas Meyer natürlich die Hauptschlagzeile der heutigen Pressekonferenz ist, geht es eigentlich um die Halbjahresbilanz der SBB. Deshalb hier noch ein bisschen Zahlenmaterial: 9 von 10 Reisenden kamen im ersten Halbjahr 2019. pünktlich an. Bei der Kundenpünktlichkeit (90,7 Prozent, Vorjahr 90,7 Prozent) schafften die SBB damit ein stabiles Ergebnis. Bei den Anschlüssen lag es mit 97,0 Prozent leicht unter dem Vorjahreswert von 97,2 Prozent. Regional und während der Hitzewelle im Sommer konnten diese Werte aber teilweise nicht erreicht werden und die SBB sprechen hier von nicht zufriedenstellenden Werten. Ein Programm zur Verbesserung ist in Arbeit, erste Massnahmen werden bereits umgesetzt. Das Halbjahresergebnis liegt bei soliden 279 Millionen Franken (Vorjahr 292 Millionen Franken)
10:46
Herausforderungen der Zukunft
«Es wird mir nicht langweilig», sagt SBB-CEO Andreas Meyer mit Blick auf seine verbleibende Amtszeit. Er freue sich besonders auf die Inbetriebnahme des grössten grenzüberschreitenden S-Bahn-Netzwerks in der Genfersee-Region. Mit der Eröffnung des Monte-Ceneri-Tunnels breche im Fern- und Güterverkehr nach Italien eine neue Ära an.
10:43
180 Millionen Vergünstigungen für Treue-Kunden
Als Dank und als Anerkennung der Einschränkungen in den letzten Monaten kündigt Anreas Meyer an, die treusten Kunden, jene mit Generalabonnement, im Umfang von 60 Millionen Franken zu entschädigen. Besitzer eines 1.-Klass-GA sollen eine Entschädigung von 100 Franken, jene mit 2.-Klass-GA eine Entschädigung von 50 Franken erhalten. Für Halbtax-Besitzer soll es Vergüngstigungen in Form von Spartickets und anderen Angeboten von 120 Millionen Franken geben. Auch Gruppen- und Schulreisen sollen von vergüngstigten Gruppenbilleten profitieren und gezielt auf wenig ausgelastete Verbindungen gebucht werden. Dieses Programm soll gemäss Meyer im Dezember 2019 starten.
10:40
Herausforderungen im ersten Halbjahr 2019
Nun kommt Andreas Meyer auf die Bilanz der SBB im ersten Halbjahr 2019 zu sprechen. Es sei ausserordentlich, was die SBB unter schwierigien Umständen geleistet habe. So seien noch nie so viele Extrazüge eingesetzt worden wie zwischen Januar und Juni 2019. Sie kamen bei Veranstaltungen wie der Fête des Vignerons, dem Zür Fest, dem Turnfest, dem Schwing- und Älplerfest und zahlreichen Open-Airs zum Einsatz. Aufgrund von Instandhaltungs- und Ausbauarbeiten seien auf dem SBB-Netz Einschränkungen vorhanden gewesen. Deshalb seien die letzten Monate betrieblich ausserordentlich schwierig gewesen. Unter diesen Umständen sei er mit der Leistung und Pünktlichkeit der SBB sehr zufrieden.
10:36
Rückblick auf Amtszeit
SBB-CEO Andreas Meyer lässt die wichtigsten Dossiers der letzten Monate Revue passieren. Er sei froh, dass gemeinsam mit der BLS eine Lösung gefunden werden konnte und so die Fernverkehrskonzession integral bei den SBB verblieben sind. Rund um die Verspätung beim FV Dosto, bei neuen Plänen für Apps, bei Diskussionen über die Verspätungen und Zugsausfälle sei er oft kritisiert worde, was zum Job gehöre. Teilweise seien die Diskussionen auch damit zu erklären, dass er ihnen nicht aus den Weg gehe: «Ich hatte nie Angst, auch heisse Kartoffeln anzufassen.»
Andreas Meyer, CEO SBB, spricht neben VR-Praesidentin Monika Ribar, Mitte, und Mediensprecherin Kathrin Amacker ueber seinen Ruecktritt waehrend einer Medienkonferenz, am Mittwoch, 4. September 2019 i ...
Bild: KEYSTONE
10:33
Meyer wollte selber über Rücktritt entscheiden
An der Pressekonferenz sagt Andreas Meyer, er habe sich bei der Entscheidfindung folgende Frage gestellt: «Treffe ich selber mal die Entscheidung und ziehe mir selber den Schirm oder wird mir der Schirm eines Tages gezogen?» Er sei für sich zum Schluss gekommen, dass er den Prozess seines Rücktritts selber steuern wollte und sei deshalb von sich aus auf den Verwaltungsrat zugegangen.
10:31
Ist das der richtige Zeitpunkt?
Gemeinsam mit der Konzernleitung habe man erörtert, ob der Zeitpunkt des Rücktritts und der Ankündigung richtig sei. In Gesprächen sei er zum Schluss gekommen, dass der Moment passe. Meyer merkt an, dass er als CEO zwar das Gesicht der SBB nach aussen gewesen sei, aber ein Unternehmen wie die SBB natürlich von einem ganzen Team, von der Konzernleitung und Verwaltungsrat, gemeinsam geleitet werden. Die Verantwortung verteile sich auf viele Schultern und die SBB seien gut aufgestellt.
10:28
Bundesrätin ist informiert
Meyer sagt, er habe Bundesrätin Simonetta Sommaruga bereits früh über seinen Rücktritt informiert. Dieser wurde offenbar bereits im Mai zwischen Verwaltungsrat und CEO festgelegt. Seither laufe auch die Suche nach einem Nachfolger.
10:25
«Ein emotionaler Moment»
Nachdem die Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar den Rücktritt bekannt gab, ergreift nun Andreas Meyer das Wort. Für ihn sei das sehr ein emotionaler Moment, sagt er. Die meiste Zeit habe er seinen Job mit Freude gemacht. Bis zu seinem Rücktritt 2020 wolle er die volle Verantwortung für das Unternehmen wahrnehmen und auch die aktuellen Herausforderungen angehen.
10:20
Gleich zu Beginn der Knall
Gleich zu Beginn der Medienkonferenz lässt SBB-Chef Andreas Meyer die Bombe platzen: 2020 tritt er zurück. Der Beschluss sei bereits im Frühling dieses Jahres gefallen. Den Verwaltungsrat habe er schon damals über seine Absichten informiert.

Zugfahrt mit der Sicht aus dem Cockpit

Video: srf
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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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FrancoL
04.09.2019 10:50registriert November 2015
Sorry, was heisst da überraschend?
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IMaki
04.09.2019 11:02registriert April 2014
Und wann geht der Verwaltungsrat? Und wann hört man endlich auf, so zu tun, als sei man ein privates Unternehmen? Meyer ist/war das "Produkt" der neoliberalen Ideologie, die aus dem Staat Gurkensalat gemacht hat.
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ingmarbergman
04.09.2019 10:47registriert August 2017
Uff..was jetzt wohl alles ans Licht kommt.

Zuerst hat er die Berliner S-Bahn heruntergewirtschaftet, nun die Schweizer Bahnen. Und dafür eine Million pro Jahr kassiert. Solche Manager sind das letze.

Mir tut sein Nachfolger leid, der dann die kaputte Infrastruktur flicken kann und erklären darf, weshalb Zugfahrer teurer wird obwohl die Qualität abnimmt.
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