Proteste, Pussy, Plattitüden – das Wichtigste zu Melania Trumps Biografie in 10 Punkten
Abtreibung
Es ist auf 182 Seiten die einzige Komponente mit echter politischer Brisanz. Melania Trump unterstützt das Recht auf Abtreibung und weicht damit von den Ansichten ihres Mannes ab.
In der Biografie heisst es: «Das Grundrecht einer Frau auf individuelle Freiheit, auf ihr eigenes Leben, gibt ihr die Befugnis, ihre Schwangerschaft abzubrechen, wenn sie es wünscht.» Schränke man dieses Recht ein, verweigere man einer Frau die Kontrolle über ihren eigenen Körper.
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In Bezug auf trans Frauen äussert Melania Trump hingegen konservativere Positionen. Trans Frauen sollten dem Frauensport fernbleiben, denn «männliche Körper haben im Allgemeinen körperliche Vorteile».
Black Lives Matter
Obwohl Melania Trump über die Black-Lives-Matter-Proteste sinniert, kommt der Name George Floyd in ihrer Autobiografie nicht vor. Sie nennt Floyd, dessen gewaltsame Ermordung durch Polizeibeamte die Demonstrationen erst auslöste, einen «schwarzen Bewohner von Minneapolis».
Dass es zu Unruhen kam, dafür sei «die aufrührerische Rhetorik der Black-Lives-Matter-Führer» verantwortlich, so Melania Trump.
Die ehemalige First Lady erzählt von den Protesten vor dem Weissen Haus, die nach dem Tod Floyds Ende Mai 2020 stattgefunden haben. Gemeinsam mit ihrem Mann habe sie mehrere Stunden in einem Bunker unter der Erde verbringen müssen, so Melania Trump.
Die verlorene Wahl 2020
Wie ihr Gatte, wie Vizepräsidentschaftskandidat J.D. Vance und fast alle weiteren Vertreter der MAGA-Bewegung möchte auch Melania Trump nicht zugeben, dass Joe Biden die Wahl 2020 gewonnen hat.
Allerdings geschieht dies auf etwas subtilere, weniger rüpelhafte Weise. Melania Trump fragt sich, weshalb das Auszählen der Stimmen so lange gedauert hat. «Man kann nicht tagelang Stimmen zählen, dies haben sie jedoch getan», so die 54-Jährige.
Sie sei nicht die Einzige, die das Resultat anzweifle. «Es war ein Chaos. Viele Amerikaner haben bis heute Zweifel am Ausgang der Wahl.»
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Sturm auf das Kapitol
Als die von Donald Trump aufgestachelte Meute am 6. Januar 2021 das Kapitol stürmte, war Ehefrau Melania gerade mit der Überprüfung der Renovierungsarbeiten am Weissen Haus beschäftigt. Gemäss «New York Times» einer der wichtigsten Beiträge, die sie als First Lady geleistet hat.
Dass sie die Gewalt der Protestierenden nicht verurteilte, sei auf die damalige Situation zurückzuführen. Ihre Pressesprecherin, die sie nicht namentlich erwähnt, habe ihr nicht alle Einzelheiten über die Geschehnisse mitgeteilt.
Die Medien
Man kennt es von Donald Trump, und auch im Buch von Ehefrau Melania bekommt der Journalismus sein Fett weg. Die Medien seien einzig und allein darauf aus, ihrer Familie zu schaden und Botschaften absichtlich falsch zu interpretieren.
Die 54-Jährige spielt dabei auf einen Vorfall an, der sich im Juni 2018 ereignet hat. Damals besuchte sie Kinder von Migranten im Bundesstaat Texas; es war die Zeit, als Tausende von ihnen an der Südgrenze der USA von ihren Eltern getrennt wurden. Melania Trump trug dabei eine Jacke mit der Aufschrift: «Es ist mir wirklich egal, und dir?»
Diese Jacke, so Melania Trump, habe sie jedoch getragen, um sich an den Medien für deren «verzerrte Narrative» und «Negativität» zu rächen. «Wir leben in einer gefährlichen Zeit, wenn es um den Journalismus geht», schreibt die ehemalige First Lady in ihrem Buch.
Persönliches
Melania Trump erzählt in ihrer Biografie, wie alles begann. Von der Dreizimmerwohnung in der Stadt Sevnica, in der sie und ihre Schwester Ines aufwuchsen, von den Sommern an der Küste Kroatiens.
Davon, wie sie als Model dem kommunistischen Slowenien entwichen war und mit 26 als Melanija Knauss nach New York kam.
Sie erwähnt Mutter Amalija, Österreicherin, Tochter eines Zwiebelbauern, später in der Bekleidungsindustrie tätig, und Vater Viktor, Chauffeur und Autoverkäufer.
Ihren späteren Mann Donald lernte Melania Trump in der VIP-Ecke des inzwischen aufgelösten Kit Kat Club kennen. Die geneigte Leserschaft erfährt, dass er sie zum ersten Date in einem schwarzen Mercedes abholte.
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Skandale
Auf suboptimale Zwischenfälle, um es möglichst wertungsfrei auszudrücken, geht Melania Trump in ihrer Biografie nicht ein.
Man erfährt nicht, wie sich die damalige First Lady fühlte, als an die Öffentlichkeit gelang, dass ihr Ehegatte Pornostar Stormy Daniels bestochen hatte, um die Affäre mit ihr zu vertuschen, die notabene kurz nach der Geburt von Sohn Barron stattfand.
Auch der Skandal um die Äusserung Trumps, dass er Frauen an ihrer Vulva packen würde («Grab 'em by the pussy»), die kurz vor der Wahl 2016 publik wurde, wird mit keinem Wort erwähnt.
Sohn Barron
Als Donald Trump 2020 ins Weisse Haus gewählt wurde, spekulierte Comedian Rosie O'Donnell öffentlich darüber, ob das einzige gemeinsame Kind von Melania und Donald Trump, Sohn Barron, von Autismus betroffen sei.
Im Buch schreibt die 54-Jährige, dass ihr Sohn online und im wirklichen Leben schikaniert worden sei. Und:
Comedian Rosie O'Donnell musste sich damals entschuldigen, Barron ist gemäss Biografie nicht von Autismus betroffen. Die ehemalige First Lady hat ihre auf Kinder ausgerichtete Initiative «Be Best» nach dem Vorfall auf die Themen Kindeswohl und Cybermobbing konzentriert.
Und sonst so?
Die Biografie von Melania Trump beinhaltet zahlreiche Informationen mit überschaubarem Spannungsgehalt. Die Leserinnen und Leser erfahren von ihrer Abneigung gegenüber rohem Fisch und ihrem Entwurf eines neuen Blumenteppichs für den diplomatischen Empfangsraum des Weissen Hauses.
Sie werden über den Schmuck in Kenntnis gesetzt, den Melania verkauft, und über ihre Versuche mit Blockchain. Melania und ihr Mann lieben Elton John und führen mit König Charles III. eine Brieffreundschaft.
Melania durfte im Situation Room des Weissen Hauses zuschauen, wie das US-Militär IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi verfolgte. Und sie drängte ihren Mann dazu, ein Spital aufzusuchen, als er an Covid-19 erkrankte.
Die Rezension
«Bevor man ‹Melania› aufschlägt, sollte man sich einen doppelten Espresso gönnen», schreibt die «New York Times». Die Reaktion der grössten amerikanischen Tageszeitung ist von A bis Z vernichtend.
Das schwarze Cover des Buches könnte Trauer, Kultiviertheit oder eher erbärmliche Nichtigkeit symbolisieren, so NYT-Autorin Alexandra Jacobs, es sei jedoch «eine dreiste Schönfärberei einer Präsidentschaft und einer Ehe, die einige Turbulenzen erlebt hat».
Das Buch sei gespickt mit Plattitüden, sagt Jacobs und bezieht sich dabei auf Sätze wie diesen: «Ich erkenne an, dass unterschiedliche Standpunkte ein natürlicher Aspekt menschlicher Beziehungen sind.» Oder:
Es handle sich weniger um ein Bekenntnis, viel eher sei «Melania» als einen Lebenslauf zu betrachten, der mehr durch das auffalle, was er auslasse, als das, was er enthalte.
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