Zwei aus Zürich, zwei wie Zürich, scharf, lebenshungrig, irre lieb, gelegentlich laut und exzessiv. Oder so ähnlich. Und mit so viel Kenntnis der kleinen grossen Stadt, dass sie eigentlich gut auch die Drehbücher selbst schreiben könnten. Die berückende Wanda Wylowa ist spätestens seit «Seitentriebe» dem seeeehr breiten Publikum mehr als geläufig, Roeland Wiesnekker hegt schon seit je den heimlichen Wunsch, einmal ein «Tatort»-Kommissar sein zu dürfen. Gibt! Ihm! Die! Chance!
Stephanie Japp, auch bekannt als «die Cate Blanchett der Schweiz», hat sowieso was Vornehmes. Bettina Stucky, die in Deutschland komischerweise nur als Gast zum «Tatort» gerufen wird, wenn eine verschwitzte HartzIV-Mutter im Plattenbau gebraucht wird, zeigte sich im «Bestatter» als Scharfschützin mit Perlenkette. Sie wären ein ungeheuer cooles, kühles Paar, très Film noir. Man sieht sie gut mit teuer gekleideten Leichen in teuren Hotelzimmern und handgefertigten Waffen der Luxusklasse.
Ursina Lardi ist neben Joel Basman, der in dieser Liste aus völlig unerklärlichen Gründen nicht vorkommt, unser erfolgreichster Schauspiel-Export. Gerade im deutschen «Tatort» ist sie ein Dauergast, oft in der Rolle der lebens- und leiderfahrenen Femme fatale. Wieso daraus nicht eine grosse, erotisch-neurotische Hauptrolle machen? Zusammen mit Martin Rappold, dem schönen Mann, der (siehe Bild) so super leiden kann? Zwischen den beiden dürfte es dann auch gerne zu Spannungen und weiterführenden Vorkommnissen kommen.
Man schaue sich nur an, wie die beiden dasitzen: Der eine hat schon alles gesehen, die andere glaubt, schon alles gesehen zu haben, sie kaufen im gleichen Kleiderladen ein und fühlen sich beide irgendwie heimatlos. Quasi ein Piratenpaar auf der hohen See des Lebens. Hazel Brugger kennen wir, weil sie Hazel Brugger ist, Peter Jecklin aus ungefähr einer Million Filmen und Serien. Vielleicht unser heimliches Traumpaar auf dieser Liste.
Zwei blonde junge Männer, denkt man sich bei Max Hubacher und Nils Althaus, wie langweilig ist das denn? Ist es nicht! Mindestens einer der beiden wird als Kommissar nämlich nicht wissen, wie lange er sich noch als Mann definieren möchte, oder ob da nicht ein paar weitere Facetten der Identifikationsfindung in ihm schlummern. Vielleicht war er früher auch mal ... Egal, wir werden ihn dabei begleiten! Und einer der beiden kann auch im richtigen Leben sehr gut singen, was seiner Rolle einen unverhofften Nebenjob auf der Bühne eines Schwulenclubs einbringt, wo er dann ... Tausend Möglichkeiten, liebe Leute, tausend Möglichkeiten!
Marie Leuenberger und Carla Juri sind zwei verdammt harte Guetsli. Zwei Sture, Unbeirrbare, Eigensinnige, die dafür gelegentlich umso härter loslassen müssen. Ja, auch mit Substanzen. Wozu das jeweils führt, war schon sehr schön in «Feuchtgebiete» und «Die göttliche Ordnung» zu sehen. Sie sind die beiden in unserer Reihe, die am nächsten an Sherlock Holmes und Dr. Watson dran sind und den «Tatort» damit ganz neu definieren könnten.
P.S. Und kommt uns jetzt nicht damit, dass Frau Wilder und Herr Kägi aus «Wilder» das neue «Tatort»-Paar werden sollten, weil sie eine Erfindung für die televisionäre Ewigkeit sind. Das finden wir ja auch!!! Allein, sie haben bereits ihre eigene Serie und wir dank ihr am Ende alle viel mehr von ihnen. Aber: d'accord.
*Und hier für alle, die dafür kein Gespür haben: Achtung, Ironie!
Dann bis 14 Uhr, Leute, wenn ein aufregendes neues Kapitel Schweizer Fernsehgeschichte aufgeschlagen wird. Oder auch nicht. Na ja, wahrscheinlich eher nicht. Oder doch? Und wie sieht ihr das?