Der Konflikt über das nordkoreanische Raketenprogramm hat eine neue Eskalationsstufe erreicht: Nach Angaben aus Japan, Südkorea und den USA überflog eine nordkoreanische Rakete am Dienstag um 6.06 Uhr Ortszeit Japan.
Japans Ministerpräsident Shinzo Abe sprach von einer «beispiellosen ernsten» Bedrohung. Die Rakete wurde in einem Gebiet nahe der Hauptstadt Pjöngjang abgefeuert und flog etwa 2700 Kilometer weit. Danach sei sie in drei Teilen zerbrochen und in den Pazifik niedergegangen.
#BREAKING China says North Korea tensions have reached 'tipping point'
— AFP news agency (@AFP) 29. August 2017
Zuletzt war 2009 ein nordkoreanisches Geschoss über Japan geflogen. Südkorea warf Nordkorea schwere Provokation vor und demonstrierte mit dem Abwurf von Bomben auf einen Schiessplatz nahe der innerkoreanischen Grenze militärische Stärke. Nordkoreas jüngster Raketentest wurde in Südkorea auch als Warnsignal gewertet, trotz zunehmenden Drucks durch die USA im Konflikt um sein Atomprogramm nicht einlenken zu wollen. Der Test erfolgte während laufender Militärübungen der USA mit Südkorea.
Die Rakete habe eine «ernsthafte und schwerwiegende Bedrohung Japans» dargestellt, so ein Regierungssprecher. Ministerpräsident Shinzo Abe kündigte an, Japan werde «alle Schritte» unternehmen, um die Bevölkerung zu schützen.
Nach dem jüngsten Test einer ballistischen Rakete durch Nordkorea hat Südkorea militärische Stärke demonstriert. Vier F15K-Kampfjets hätten auf einen Schiessplatz in der Nähe der innerkoreanischen Grenze Bomben fallen lassen, teilte ein Sprecher von Präsident Moon Jae In am Dienstag mit. Bei der Übung sei die nordkoreanische Führung als simuliertes Ziel ausgegeben worden. Moon hatte zuvor die Streitkräfte angewiesen, ihre Kampfkraft zu demonstrieren. Der Nationale Sicherheitsrat in Südkorea verurteilte den Raketentest durch Nordkorea als Verletzung von UNO-Resolutionen.
Nach dem erneuten Abschuss einer nordkoreanischen Rakete wollen Japan und seine Schutzmacht USA den Druck auf Pjöngjang weiter erhöhen. Darauf verständigte sich der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe am Dienstag nach eigenen Angaben in einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump. Trump habe ihm versichert, dass die USA zu «100 Prozent» hinter Japan stünden, sagte Abe. Washington und Seoul würden ausserdem darüber nachdenken, «strategische» Verteidigungswaffen nach Südkorea zu verlegen. Einzelheiten wurden zunächst nicht genannt.
Das US-Verteidigungsministerium hat bestätigt, dass die von Nordkorea abgefeuerte Rakete über Japan hinweg geflogen ist. Der Test werde derzeit noch ausgewertet, teilte Pentagon-Sprecher Robert Manning am Montagabend (Ortszeit) in Washington mit. Man sei aber bereits zu der Einschätzung gekommen, dass die Rakete keine Bedrohung für die USA dargestellt habe, sagte der Sprecher.
(sda/afp/reu/dpa)