Schweiz
Armee

F-35: Für Offiziere ist nur der Tarnkappenbomber gut genug

«Der Ferrari unter den Kampfjets»: Für Offiziere ist nur der Tarnkappenbomber gut genug

Die Kampfjets Rafale und Eurofighter sind zu alt für die Schweiz. Dies schreibt Divisionär a.D. Andreas Bölsterli, Chefredaktor der «Allgemeinen Schweizerischen Militärzeitschrift» in einem Editorial.
22.12.2017, 06:5722.12.2017, 08:56
Henry Habegger / Nordwestschweiz
Mehr «Schweiz»

Er galt bisher als Favorit im 8-Milliarden-Rennen um neue Schweizer Kampfflugzeuge. Die Franzosen, so die Einschätzung mancher Beobachter, standen mit ihrem Rafale-Kampfjet in der Poleposition. Weil das Flugzeug bewährt ist, aus einem Nachbarland kommt, und weil der zuständige Verteidigungsminister, der Romand Guy Parmelin, als Frankreich-Freund gilt.

Chancen rechnet sich ebenso der europäische Airbus-Konzern mit seinem Eurofighter aus. Auch dieser Jet kommt aus Nachbarländern, Deutschland ist dabei federführend. Und manch ein Politiker würde den Kampfjet-Kauf gerne als Trumpf in den schwierigen Verhandlungen mit der EU benutzen.

Durch solche Rechnungen machen hohe Offiziere nun einen dicken Strich. Geht es nach ihnen, kommen weder der Franzosen-Jet noch der Eurofighter für die Schweiz infrage.

epa05325776 The first two Dutch F-35C Lightning II joint striker fighter aircrafts enter the Dutch airspace at the North Sea, The Netherlands, 23 May 2016. The F-35 program is an international effort  ...
Einziger Jet der 5. Generation im Schweizer Rennen: Amerikanischer Tarnkappenbomber F-35Bild: EPA/ANP

Flieger der 4. oder 5. Generation?

Andreas Bölsterli, Chefredaktor der von der Schweizer Offiziersgesellschaft herausgegebenen «Allgemeinen Schweizerischen Militärzeitschrift» (ASMZ) und Divisionär im Ruhestand, erklärt im neusten Editorial: Rafale und Eurofighter seien zu alt, ihre Technologie nicht mehr auf dem neusten Stand.

Es gehe bei den geplanten Milliarden-Investitionen in die dritte Dimension «nicht nur um den Ersatz von Flugzeugen, sondern um die eigentliche Existenz der Luftwaffe und damit auch um das Gesamtsystem der Armee», so der Zweisternegeneral. «Bis zur Wirksamkeit dieser Investitionen wird sich die Technologie noch einmal verändern. Dann werden mindestens drei Flugzeugtypen, die heute im Gespräch sind, technologisch überholt sein.»

Für den ehemaligen Kommandanten der Territorialregion 2 steht fest: «Wenn soviel Geld eingesetzt wird, dann müssen Flugzeuge der 5. Generation und nicht der aktuellen und bereits überholten 4. Generation beschafft werden.»

Einen dieser fünf Kampfjets soll die Schweiz kaufen

1 / 28
Kampfjets für die Schweiz: Die fünf Favoriten
Im Gespräch ist auch eine Luxusvariante. Das Tarnkappenflugzeug F-35 von Lockheed Martin ist aus dem teuersten Rüstungsprogramm der Geschichte hervorgegangen.
quelle: ap/ap / rick bowmer
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Im Klartext heisst das: Die Schweiz muss den amerikanischen Tarnkappenbomber F-35 kaufen. Als einziges der fünf offiziell zur Debatte stehenden Flugzeuge gehört der Jet des Herstellers Lockheed Martin der modernen 5. Generation an.

Wie Divisionär Bölsterli auf Nachfrage sagt, kommt er zum Schluss, «dass der Eurofighter und der Rafale sicher nicht 5. Generation sind». Auch die anderen Jets nicht, die Verteidigungsminister Parmelin ins Auge fasst: Der Gripen E gilt als Generation 4+, der Super Hornet ebenfalls.

Baschi Duerr, Militaerdirektor Basel-Stadt, links verabschiedet Divisionaer Andreas Boelsterli, Kommandant der Ter Reg 2, rechts, im Rathaus in Basel am Dienstag, 26. Januar 2016. Beim Kommandantenemp ...
Andreas Bölsterli (r.), DivisionärBild: KEYSTONE

Die Jets der 5. Generation inklusive ihrer Bewaffnung sind für Radare weniger sichtbar, sie sind multifunktional, besonders manövrierfähig und schnell und verfügen über höhere Kampfkraft, wie es etwa heisst. Die EU-Staaten haben derzeit keinen solchen Jet zu bieten. Sollte die Schweiz nach einer Alternative zum F-35 Ausschau halten wollen: Solche Kampfjets produzieren neben den USA allen voran die Chinesen (Chengdu J-20) und die Russen (Suchoj Su-57).

Der Vorstoss der Offiziere scheint gut eingebettet. US-Hersteller Lockheed Martin ist derzeit sehr präsent in der Schweiz, er hat bei Militär, Politik und Wirtschaft eine Charmeoffensive gestartet. Lobbyisten versuchen zu widerlegen, dass der F-35 für die Schweiz viel zu teuer ist. So sagte Viersternegeneral Gary North kürzlich, der Super-Jet solle bald «nur» noch 80 Millionen Dollar pro Stück kosten.

GSoA reibt sich die Hände

In den Augen von Lewin Lempert von der Gruppe Schweiz ohne Armee (GSoA) haben die Offiziere im Milliardengeschäft Kampfjetbeschaffung den Boden unter den Füssen verloren. «Der F-35 ist ein absoluter Luxusjet, ein Tarnkappenbomber, der sich nicht gut für luftpolizeiliche Dienste eignet und der sehr teuer ist. Man muss doch auch an die Finanzen denken!»

Aber Lempert und die GSoA wären nicht unglücklich, wenn Armee und Politik tatsächlich auf den Super-Jet setzen sollten: «Wenn die Typenwahl wirklich auf den F-35 fällt, zeigen die Militaristen ihr wahres Gesicht. Es geht ihnen nicht um eine vernünftige Lösung, sondern sie wollen immer das neueste und teuerste Flugzeug haben, den US-Ferrari unter den Kampfjets. Auf diese Volksabstimmung würden wir uns freuen.» (aargauerzeitung.ch)

Ohrwurm-Alarm! «Last Christmas» mit Eishockey-Spielern

Video: watson/Lea Senn, Laurent Aeberli, Sportredaktion
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
136 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Rectangular Circle
22.12.2017 07:19registriert Dezember 2017
Als Flugzeugfan finde ich den F-35 sehr cool. Aber ich denke trotzdem, dass er für die Schweiz nicht nötig ist.
31916
Melden
Zum Kommentar
avatar
Gummibär
22.12.2017 07:54registriert Dezember 2016
Frage: Ist der Schweiz jemals aus veraltetem Fluggerät ein Nachteil erwachsen ?
Frage: Braucht es zum Schutz des Schweizer Luftraums zwischen Genève und Romishorn Tarnkappenjäger ?
Frage: Müssen wir ausgerechnet eine Rüstungsindustrie und ein Land mit Aufträgen bedienen, welche uns den Irak-Krieg und damit den Nährboden für ISIL beschert haben ?
Frage: ist es uns wohl in einem Kundenkreis zusammen mit Saudiarabien, Aegypten, UAE und anderen Vorreitern
schweizerischen Demokratieverständnisses.
13219
Melden
Zum Kommentar
avatar
x4253
22.12.2017 08:30registriert Juli 2016
F-35 der Ferrari der Lüfte.. Auch nur was die kosten anbelangen.

Der Rafale ist schneller (Mach 2 vs Mach 1,6) hat eine bessere Steigfähigkeit (300m/s vs 230m/s), hat niedrigete Betriebskosten (ca 28000 USD/h vs 43200 USD/h)

Vom Gripen sprechen wir jetzt besser nicht, denn dessen Betriebskosten sind irgendwo bei 8000 USD/Stunde (bei gleichen Flugleistungen wie die Rafale. Nur kostet der Gripen einen Bruchteil des F-35.

Ferrari der Lüfte, lol.
Höchstens SUV der Lüfte.
1165
Melden
Zum Kommentar
136
ETH Zürich sieht Top-Position wegen fehlender Mittel gefährdet

Die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich sieht ihre Top-Platzierungen in den Hochschulrankings gefährdet. Das Budget werde in den kommenden Jahren nicht mit den weiterhin steigenden Studierendenzahlen Schritt halten können. Deshalb müssten einschneidende Massnahmen geprüft werden.

Zur Story