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Alle waren sie da, am Samstag, im Klub Villa Wahnsinn, in St.Gallen, um den Einstand des SVP-Songs «Welcome to SVP» zu begiessen: Christoph Mörgeli sagte dem Event auf Facebook zu, Lukas Reimann war da, Toni Brunner, Hans-Ueli Vogt, der St.Galler Kantonsrat Mike Egger und rund 120 weitere SVP-Anhänger ebenso. Zu trinken gab es: K.-O.-Tropfen-Shots, für fünf Franken. «Trausch die eh nöd», steht darunter.
Ein Mitglied der SVP Gaiserwald stellt ein ganzes Album der Feierlichkeiten auf Facebook, darunter ein prominentes Bild vom ungewöhnlichen Shot-Angebot. Ein Juso-Zürich-Mitglied teilt es auf Twitter: «Niveaulosigkeit vom Feinsten», schreibt es dazu.
Was es an der SVP-Party in St. Gallen an der Bar gibt: Niveaulosigkeit vom Feinsten. pic.twitter.com/feNbZlMfQ0
— samuel (@samuelhaitz) 10. Oktober 2015
Das geschmacklose Angebot spielt offensichtlich auf den Vergewaltigungs- und K.-o.-Tropfen-Vorwurf um die Zuger Kantonsräte Markus Hürlimann (SVP) und Jolanda Spiess-Hegglin (Grüne/Alternative) in Zug an. Die Untersuchung in dem Fall wurde inzwischen eingestellt. Spiess-Hegglin reagierte bereits auf das auf Twitter kursierende Bild:
Ob mich das wütend macht? Ja. Und doch wünsche ich den Verantwortlichen, dass ihnen nie dasselbe wie mir passiert. https://t.co/pT5Kv8RoC0
— Jolanda Spiess (@JolandaSpiess) 11. Oktober 2015
Die Juso St.Gallen, von der sich zwei Mitglieder unter die SVP-Wahlkampfparty gemischt und das Angebot ebenfalls entrüstet zur Kenntnis genommen hatten, reagierte mit einem offenen Brief an die Volkspartei und die Angestellten der Villa Wahnsinn:
«Die SVP geht über die Grenzen eines einzelnen Falles hinaus. Sie zeigt auf niederste Art und Weise, dass sie die Realität von K.-o.-Tropfen ganz allgemein verneint», schreibt sie. «Sie disrespektiert das ernste Thema der sexuellen Übergriffe und verletzt damit direkt jede Betroffene und jeden Betroffenen eines solchen Falles.» Unterzeichnet ist der Brief von der Geschäftsleitung der Juso Schweiz und dem Vorstand der Juso St.Gallen.
Gegenüber watson sagt Andrea Scheck, Geschäftsleitungsmitglied der Juso: «Im ersten Moment habe ich das Angebot als ‹typisch SVP› abgetan, doch dann wurde ich immer wütender.» Man könne so etwas auch der SVP nicht durchgehen lassen. «Im letzten Jahr gab es in der Schweiz rund 100 Fälle von Übergriffen mit K.-o.-Tropfen. Sogar die SVP müsste einsehen, dass das nicht lustig ist, sondern kriminelle Handlungen sind, die man ernst nehmen muss», sagt Scheck.
Es ist nicht das erste Mal, dass die SVP den Fall um Hürlimann und Spiess-Hegglin für den Wahlkampf ausschlachtet: Im «Welcome to SVP»-Video ulkt SVP-Nationalrat Thomas Aeschi mit den Tropfen herum – Aeschi war es, der Zuger SVP-Kantonalpräsident wurde, nachdem Hürlimann zurückgetreten war. Auch Aeschi liess sich die Party in St.Gallen nicht entgehen.
Die «Villa Wahnsinn – Alpenchic-Disco für Ausgewachsene» in der AFG Arena St.Gallen wurde im März 2012 neu eröffnet, nachdem der vorher dort untergebrachte Glow Club nicht mehr rentabel war.
Der Club sowie die SVP-Vertreter waren am Sonntagabend für eine Stellungnahme nicht erreichbar.