Das Inserat sieht verlockend aus: eine 4,5-Zimmer-Wohnung samt Parkplatz mitten in Winterthur für nur 800.- Franken Mietzins pro Monat. Solche attraktive Angebote geistern derzeit auf Immobilienportalen herum. Doch aufgepasst: Dahinter stecken Betrüger, die mit dreisten Tricks Seriosität vorgaukeln, um an Geld zu kommen.
Danièle*, die auf der Suche nach einer grösseren Wohnung ist, stösst auf besagte Anzeige und kontaktiert die vermeintliche Vermieterin per E-Mail. Erlinda, die sich als spanische Regierungsmitarbeitende ausgibt, schreibt ihr ausführlich zurück. Sie habe die Wohnung für ihre Tochter gekauft, als diese in der Schweiz studierte. Nun sei die Tochter wieder in Spanien, steht im E-Mail, das watson vorliegt. Um «sich besser kennenzulernen», erzählt die Frau ausserdem vom Familienhund, einem achtjährigen Labrador.
Ein E-Mail im praktisch selben Wortlaut erhält Marc*, nachdem er die Kontaktperson eines Wohnungsinserats kontaktiert. Nur heisst die vermeintliche Vermieterin in diesem Fall Erika und preist eine Wohnung mit Loggia im Zentrum von Luzern an – für 730.– Franken. Vom Job bei der spanischen Regierung bis hin zum Familienhund – die Geschichte ist eins zu eins dieselbe.
Marc geht in einem ersten Schritt auf das Angebot ein. «Einzahlen musst du den Mietzins über Airbnb», antwortet Erika, und schickt Marc einen entsprechenden Link. Doch bei genauem Hinschauen zeigt sich: Es handelt sich um eine gefälschte Seite, die den Eindruck erwecken soll, es handle sich um diejenige der bekannten Plattform Airbnb. Auf der Webseite oben links prangt das Airbnb-Logo und die Seite ist ganz in deren Stil gehalten.
Marc wittert den Betrug und zahlt nichts ein. Er hätte sein Geld wohl nie mehr gesehen. Inzwischen ist die Anzeige nicht mehr online.
Die angepriesene Wohnung in Luzern existiert tatsächlich und gehört der Firma Marbet Immobilien. Das Immobilien-Unternehmen erfährt von watson vom Betrugsversuch. Es werde zwar wirklich per Inserat ein Nachmieter für die Wohnung gesucht, doch die besagte Anzeige und die E-Mails stammten nicht von ihnen, erklärt eine Mitarbeiterin. Die Betrüger hätten Fotos wie auch Text von der Originalannonce abgekupfert.
Bei Airbnb ist die Masche bekannt. Eine Sprecherin hält fest: «Solche Angebote haben nichts mit Airbnb zu tun.» Wer durch einen E-Mail-Link oder eine andere Art von Umleitung auf eine Seite gelangt, die wie Airbnb aussieht, solle sicherstellen, dass die Adresse "https://" enthält und keine seltsamen zusätzlichen Zeichen oder Wörter. Der Hauptteil der Adresse sollte somit einfach «airbnb.com» oder «airbnb.ch» lauten.
«Das ist ja ein dreister Fall», sagt Natalie Imboden vom Schweizerischer Mieterinnen- und Mieterverband. Um falsche Mietwohnungsangebote rechtzeitig zu erkennen, würden folgende Grundregeln gelten: «Bevor Sie die Wohnung nicht besichtigt und keinen rechtmässigen Vertrag unterschrieben haben, sollten Sie in keinem Fall Geld bezahlen! Seriöse Vermieter verlangen kein Geld im Voraus». Im Zweifelsfall solle man sich an den lokalen Mieterverband wenden.
Es ist nicht das erste Mal, dass Betrüger mit der Marke des Wohnungsvermittlers Airbnb versuchen, Seriosität vorzugaukeln. Im Dezember 2017 berichtete der Blick über solche Fake-Inserate in Luzern. Die Masche macht laut dem ORF auch in Österreich die Runde.
*Namen der Redaktion bekannt.