Zum Beispiel waren bei uns viele Elektrogeräte im ständigen Standby-Modus. Manches aus purer Gewohnheit (oder Faulheit), zum Beispiel Drucker oder Kaffeemaschine, anderes, namentlich mein Laptop, aus «Zeitgeist-Gründen», wie ich sie nenne – Stichwort ständige Erreichbarkeit. Dabei verbraucht ein Gerät, das 24 Stunden auf Standby ist, je nach Art und Alter pro Jahr zwischen 4 und 60 kWh, wie mir die zuständige Expertin des Bundesamtes für Energie erklärte. Das macht in unserem Haushalt rund 360 kWh. Die neue Devise hiess also: Stecker raus, sooft es geht. Und es lief tatsächlich gar nicht so schlecht. Zumindest am Anfang.
Auch das Thema Heizen und Lüften mussten wir angehen. Wobei «wir» in erster Linie meine Kinder waren. Ich selbst hatte nicht so ein Problem mit den Heiz-Empfehlungen des Bundes: 17 Grad in wenig genutzten Räumen, 20 Grad im Wohnzimmer, 23 Grad im Badezimmer. Das Problem waren die Teenie-«Höhlen»: ständig überheizt, dafür die ganze Zeit die Fenster gekippt. Ein ernstes Wort mit den beiden liess sich nicht vermeiden, zumal gerade hier enormes Sparpotenzial vorliegt: Mit jedem Grad an gesenkter Raumtemperatur spart man 6 bis 10 Prozent Heizenergie. Und gekippte Fenster sind während der Heizperiode eigentlich streng verboten, sagen die Experten, denn so entweicht enorm viel Wärme ins Freie. Damit, die Heizung runterzudrehen, hatten beide nicht so ein Problem. Die Sache mit dreimal pro Tag lüften, statt die Fenster zu kippen, scheint ein langwieriges Projekt zu sein.
Richtig Energie sparen kann man auch in der Küche. Pro Grad wärmer, das man den Kühlschrank einstellt, zum Beispiel, spart man etwa sieben Prozent Energie. Ich habe ihn also auf die empfohlenen sieben Grad eingestellt und versucht, unsere Mahlzeiten so zu planen, dass nichts verdirbt und die Temperaturzonen im Kühlschrank richtig zu nutzen, also zum Beispiel schnell verderbliche Lebensmittel auf die unterste Ablage.
Dem Backofen-Vorheizen haben wir abgeschworen (spart bis zu 20 Prozent Energie), und wenn nicht spezifisch etwas anderes verlangt wird, backen wir mit Umluft (spart bis zu 15 Prozent). Die grösste Energie-Baustelle meiner Küche war wohl der Geschirrspüler. Ihn liess ich öfter mal auch dann laufen, wenn er nicht ganz voll war. Und auch das Eco-Programm, das bis zu 50 Prozent Energie spart, liess ich häufig links liegen, weil es so lange dauert. Ich bin dann in der ersten Energiespar-Euphorie dazu übergegangen, Dinge, die ich schnell wieder brauchen wollte, von Hand abzuwaschen. Aber wie lange ich das wohl durchhielt?
Eine der grössten energietechnischen Baustellen in unserem Haushalt: Warmwasser. Waschen, Duschen, Baden waren Dinge mit enormem Sparpotenzial. Rund 1 kWh Energie verbrauchten wir mit jedem unnötigen Waschgang, zum Beispiel, wenn meine Kids ihre Klamotten separat wuschen. Dazu kommt der Tumbler – leider auch mein schwacher Punkt –, der pro Durchgang mit 8 kg Wäsche 2 bis 3 kWh braucht. Der Vorsatz, zumindest hin und wieder aufs Tumblern zu verzichten, war da. Ganz einfach durchzuziehen war er nicht.
Für mich besonders schwierig: duschen statt baden. Laut Experten senkt es den Energieverbrauch bis um Faktor 3, was 3 bis 4 kWh pro Durchgang entspricht. Das Problem: Duschen und Baden erfüllen nicht den gleichen Zweck. Ersteres dient der Reinigung, letzteres der Entspannung. Nun ja, bewusster Verzicht dient ja irgendwie beidem – dank Reinigung des Gewissens geht man entspannter durchs Leben. Ob das auf die Dauer funktioniert?
Meiner Tochter habe ich indes versucht abzugewöhnen, ständig das Licht brennen zu lassen. Denn, so erklärt die Expertin, wer das Licht einer 15-Watt-LED-Lampe eine Stunde unnötig brennen lässt, verbraucht so viel Energie, wie eine halbe Stunde Arbeiten am Laptop brauchen würde. Sie hatte als Kind grausige Angst vor der Dunkelheit, weshalb sie sich angewöhnt hat, immer und überall das Licht abzuschalten und es brennen zu lassen. Und gewisse Gewohnheiten sind nicht ganz einfach loszuwerden.
Wie der Stand der Dinge nach sechs Monaten ist, was wir durchgezogen haben und wo es noch hapert, erzähle ich euch im nächsten und letzten Beitrag von «Madame Energie».
Ein Thema hat sich übrigens erledigt: die Frage nach den alternativen Heizmethoden. Klar war, dass ich irgendwann keine Gas- oder Ölheizung mehr möchte. Eine Änderung ergibt sich nun schneller als gedacht: Wir ziehen bald um, und unser neues Zuhause ist an ein Fernwärmenetz angeschlossen, was mich sehr freut.
Nun zu euch: Wie sieht eigentlich eure Energiebilanz so aus dieser Tage? Wo spart ihr? Habt ihr Gewohnheiten geändert? Ich freue mich auf eure Erfahrungen in der Kommentarspalte.