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Ludmila Balkanovic

Verkehr in Belgrad: Anarchie und Polizei-Korruption

Normale Verhältnisse auf den Strassen von Belgrad/Serbien.
Normale Verhältnisse auf den Strassen von Belgrad.Bild: Ludmila balkanovic
Ludmila Balkanovic

Der Polizist schaut sich kurz um, dann nimmt er die 50 Euro – unterwegs in Belgrad

Während ihres Roadtrips durch den Balkan wurde Ludmila Balkanovic fast eingebuchtet. Wäre da nicht ihr Cousin gewesen, der sie für 50 Euro frei kaufte.
20.04.2017, 11:1705.05.2017, 07:59
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Meinen Führerschein habe ich spät gemacht. Mit 28. Und das auch nur, weil ich ihn für einen Job brauchte. Das ist ungewöhnlich. Ist es im Balkan doch so, dass man zu seinem 18. Geburtstag meist ein Auto und Fahrstunden geschenkt bekommt.

Bei uns war das nicht so. Oder nur halb. Ich hab zehn Fahrstunden, aber kein Auto bekommen. Der Grund: Meinen integrierten Eltern sind manche Bräuche zu protzig. Tschüss, Mercedes! Ade, BMW! Es kam also, wie es kommen musste. Nach drei Fahrstunden fand ich das Parkieren und Berganfahren so scheisse, dass ich aufgab.

Strassenschilder als Empfehlungen, die keinen interessieren

Dass ich die Prüfung zehn Jahre später dennoch beim ersten Mal bestand, wundert mich heute noch. Zumal ich im Tunnel vergass, das Licht anzumachen. Und das seitwärts einparkieren verkackte.

Kurz nach der Prüfung machte ich mit zwei Freunden und meinem Cousin einen Roadtrip durch Slowenien, Kroatien und Serbien. Da ich die einzige bin, die nicht trinkt – Alkohol schmeckt mir nicht – fuhr meistens ich.

Ludmila Balkanovic
Unsere Kolumnistin Ludmila wuchs zwischen Mani Matter, Kettenraucher, harten Schweizer Schulregeln und einer «Fuck the System»-Kultur auf. Hier erzählt die Mittdreissigerin aus ihrem Leben zwischen Schweizer Bünzli- und dem Jugotum.

Und kam auf die Welt. Vor allem in Serbien. Hier gibts fünf Spuren pro Richtung. Und null Geblinke. Dafür eine Menge Chrüppelautos mit offenen Kofferräumen, zersplitterten Fenstern, abruptes Bremsen und Spurwechsel ohne Ankündigung.

Kaputte Autos wie dieses sind im Balkan ganz normal.
Kaputte Autos wie dieses sind im Balkan ganz normal.Bild: flickr.com/pudpuduk

Konsequenterweise sind hier auch Strassenschilder kaum mehr als Empfehlungen, die niemanden interessieren. Meine erste Fahrt treibt mir den Schweiss ins Gesicht. Wir überleben. Wie, weiss ich bis heute nicht.

«Können wir das auch auf eine andere Art lösen?»
Ludmilas Cousin

Am Abend ziehts uns in einen Club etwas ausserhalb. Es ist kurz nach vier Uhr morgens, als wir uns auf den Heimweg machen. Ich am Steuer. Der Rest: betrunken, lallend, überstellig. Ich überfahre eine doppelte Sicherheitslinie. So wie es die drei Autos vor mir machen. Während das Vergehen für diese ohne Konsequenzen bleibt, winken mich zwei Polizisten raus.

Muss am Schweizer Nummernschild liegen. Sie wittern die grosse Kohle. Ich fahre rechts ran, lasse das Fenster runter. Ob ich getrunken habe. Habe ich nicht. Ob ich meinen Führerschein dabei habe. Habe ich. Fuck. Nicht. Der ist im anderen Portemonnaie, das daheim liegt.

Vom Siezen hält die Polizei nichts

Der eine Polizist lässt mich blasen. 0 Promille. Er ist verwirrt. Sie müssten mich dennoch mit auf den Posten nehmen. So lange, bis jemand meinen Führerschein zum Posten bringen könne. Und Anzeige erstatten müssten sie auch. Sie duzen mich. Sie duzen uns alle. Vom Siezen halten Beamte nichts.

Des Jugos liebstes Auto heisst Yugo.
Des Jugos liebstes Auto heisst Yugo.Bild: flickr.com/Charlie

Ich bin eins vor Nervenzusammenbruch, als mein Cousin die eine Frage stellt: «Können wir das auch auf eine andere Art lösen?» Wie er das meine, stellt sich der Polizist leicht dämlich.

Ich kenne das Game aus meiner Kindheit, als wir Sommer für Sommer mit CH-Nummernschild unterwegs waren und wegen jedem Shit angehalten wurden. Die Polizisten suchten irgendeinen Grund, fanden ihn, drohten mit Anzeige. Mein Dad stieg aus und drei Minuten später fuhren wir weiter, als wäre nichts gewesen.

«Oben stehen Bullen. Die werden euch ausnehmen.»
Ein Polizist nachts in Belgrad

Mein Cousin streckt dem Polizisten 50 Euro hin. «Für deinen Kollegen und dich. Geht Kaffe und Bier trinken.» Der Polizist schaut sich um und greift zu. Wir können weiterfahren.

Sie geben uns auch noch einen «Gratis»-Tipp mit auf den Weg: Wir sollen da vorne nicht über die Brücke fahren, sondern den Schleichweg untendurch nehmen. «Oben stehen Bullen. Die werden euch ausnehmen.»

Eure Ludmila!

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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Luca Brasi
20.04.2017 11:34registriert November 2015
Die Belgrader Polizisten sind Kameradenschweine! Die Kollegen auf der Brücke wollen doch auch ein Stück vom Kuchen haben. XD
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NWO Schwanzus Longus
20.04.2017 11:53registriert November 2015
Das sind schon Korrupte Polizisten auf dem Balkan. Wobei jeder so wäre wenn man nur 300 Euro Monatslohn bekommt.
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Ted Mosby, Architect
20.04.2017 12:45registriert November 2016
Erinnert mich an unseren Roadtrip durch den Balkan. :) Die Besten waren die Zollpolizisten die uns in gebrochenem Englisch klar machen wollten, dass Sie anhand von Superdetektoren feststellen konnten, dass wir Marihuana im Auto dabei haben. Wir hatten die Möglichkeit 150 Euro sofort zu zahlen oder mit auf das Revier zu kommen. Wir haben danach auf dumm geschaltet und die Einladung zum Polizeiposten genommen. Genervt liessen sie uns danach weiter fahren :D
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Tipps von der Sexpertin
Lara und ich vögeln ja wieder mit anderen. Und ich dachte, warum nicht mal mit einer Fachfrau zurück ins Game und habe eine Sexologin gedatet.

Ich glaube, der Exkurs in die Monogamie hat mir neue Türen geöffnet. Oder aber meine Euphorie, wieder mit anderen schlafen zu können, ist ansteckend. Oder, dritte Option, es ist alles gleich wie früher, aber weil ich nun eine Weile «raus» war, denke ich, es ist alles anders. Wie wenn man reisen ging, dann schätzt man das WC zuhause ja auch plötzlich wieder ganz anders.

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