«Der Leberkäse-Test ist der kürzeste und präziseste Beweis, dass Bioresonanz-Geräte Betrug sind», sagt der deutsche Kinder- und Allergiearzt Walter Dorsch. (Der bayerische Leberkäse ist vergleichbar mit unserem Fleischkäse.) Für den Arzt ist der Leberkäse in diesem Zusammenhang symbolträchtig: «Leberkäse enthält weder Käse und Leber – er ist eigentlich ein Etikettenschwindel, genau wie die Bioresonanz», sagt er.
Walter Dorsch versucht zusammen mit anderen Allergologen seit vielen Jahren, Öffentlichkeit, Politiker und Krankenkassen darüber aufzuklären, dass sich Bioresonanz weder für eine Diagnose noch für eine Therapie eignet, wie der Tages-Anzeiger kürzlich berichtete. Die deutschen Ärzte engagieren sich, weil sie die fatalen Folgen der umstrittenen Methode in ihren Praxen erlebt haben.
So behaupteten ihre Patienten, sie würden unter Allergien oder anderen schweren Krankheiten leiden, wie ein Test mit dem Bioresonanzgerät gezeigt habe. Medizinische Abklärungen zeigten dann aber oft, dass sie kerngesund waren. Gegen einen solchen Missbrauch wehren sich Walter Dorsch und seine Kollegen in einer umfangreichen Studie.
Wie funktionieren die angeblichen Wundergeräte?
So beschreibt es die Firma phytodoc.de, die Bioresonanz anbietet.
Konkret: Der Patient oder die Patientin halten zwei Metallstäbe an den Händen (manche Geräte benutzen Elektroden), an die das Messgerät angeschlossen sind. Dieses Gerät erinnert in fataler Weise an den Hubbard-Elektrometer der Scientology-Sekte, die ihn als eine Art Lügendetektor benutzt.
Das Bioresonanz-Gerät soll Skalarwellen aus dem Körper empfangen und diese störenden Wellen in positive umwandeln. Danach werden diese wieder in den Körper geleitet, wo sie heilend wirken sollen. So erklären es zahlreiche Hersteller und Verkäufer der Geräte. Nur: Skalarwellen sind eine Erfindung der Entwickler.
Kurz zusammengefasst bedeutet Bioresonanz: Die angeblich krankmachenden Wellen werden gereinigt. Danach finden sie auf mysteriösem Weg zurück zum betroffenen Organ und heilen es. Anzumerken ist, dass es verschiedene Bioresonanz-Geräte gibt, entsprechend unterschiedlich sind zum Teil die Erklärungsmuster der angeblichen Wirkungsweise.
An den Versuchen von Walter Dorsch und seinen Kollegen haben gesunde und schwerkranke Menschen, eine Leiche, der besagte Leberkäse und ein feuchter Lappen teilgenommen. Dabei versagten die Geräte auf der ganzen Linie.
Sie erkannten keine Krankheit bei den schwerkranken Patienten. Ausserdem bescheinigten sie der Leiche, gesund und munter zu sein – abgesehen von ein paar Mangelerscheinungen und Belastungen. Dem Leberkäse attestierte das Gerät ein gutes Gedächtnis und auch der Putzlumpen erfreute sich einer bemerkenswerten Vitalität.
Dass die teuren Bioresonanz-Geräte bei Naturheilpraktikern, Geistheilern, Scharlatanen und Quaksalbern beliebt sind, erstaunt kaum, zumal die Handhabung leicht erlernbar ist. Dass aber auch viele Ärzte damit ihre Patienten diagnostizieren und therapieren, ist ein handfester Skandal.
Etliche von ihnen wissen oder ahnen, dass das Gerät nichts kann und nichts weiss, doch das hindert sie nicht, es bei ihren Patientinnen und Patienten anzuwenden. Ihre Argumente: Viele Patienten wünschten eine Behandlung mit dem Gerät. Würden sie diese nicht anbieten, würden sie den Arzt wechseln.
Somit täuschen sie die Patienten aus monetären Gründen. Wie sie dies mit ihrem ärztlichen Gewissen vereinbaren können, bleibt ihr Geheimnis.
Ähnliche Vorwürfe muss man an die Krankenkassen richten, die «Diagnosen» und «Therapien» anstandslos zahlen. Und zwar nicht nur den Ärzten, sondern auch den Heilern, die im Erfahrungsmedizinischen Register EMR aufgeführt sind.
Zu allem Überfluss verletzt der Einsatz der Geräte das Gesundheitsgesetz. Dieses schreibt vor, dass Behandlungen wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich sein müssen.
Die Krankenkassen übernehmen die Kosten unter anderem, weil sie keine Kunden verlieren wollen. Sie reden sich mit dem Argument heraus, dass solche Leistungen nur einen kleinen Teil der Gesundheitskosten ausmachen würden. Das muss bezweifelt werden, denn alternativmedizinische Behandlungen boomen enorm und sind oft teurer als ein Arztbesuch. Ausserdem: Warum zahlen die Patienten die Behandlungen nicht selbst, wenn sie doch so günstig sein sollen?
Kurz: Viele Player im Gesundheitswesen wursteln auf Kosten der Patienten aus finanziellen Gründen vor sich hin.
Ähnlich verhält es sich bei der Homöopathie, die ebenfalls die Wirksamkeit der Globuli nicht nachweisen kann. Nur kann man den Homöopathen nicht mit einem Leberkäse oder feuchten Putzlumpen auf die Schliche kommen.