Der Fall der Doppelspezialistin Natela Dzalamidze (Weltnummer 43 im Doppelranking) sorgt für Aufsehen. Die 29-Jährige trat bis vor kurzem noch für Russland an, respektive aufgrund der Einschränkungen der Tennisverbände wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine unter neutraler Flagge an. So wäre ihr die Teilnahme in Wimbledon eigentlich nicht erlaubt gewesen.
Doch Dzalamidze fand eine Lösung für ihr Problem. Da sie neben dem russischen auch den georgischen Pass besitzt, konnte sie bei der WTA einen Nationenwechsel anfordern. Dieser wurde unlängst vollzogen. So kann sie in Wimbledon nun doch an der Seite ihrer Doppelpartnerin, der Serbin Aleksandra Krunic, antreten.
Wimbledon sagt auf Anfrage der «Times», man habe in diesem Fall keinen Einfluss gehabt: «Spielernationalitäten werden von WTA und ATP sowie dem Internationalen Tennisverband (ITF) geregelt. Die Prozesse sind klar definiert und akzeptiert.» Seitens der WTA heisst es, Dzalamidze habe die nötigen Dokumente eingereicht, weshalb ihre Nation im WTA-System offiziell angepasst worden sei. Der Prozess sei abgeschlossen gewesen, bevor die Einschreibelisten von Wimbledon erschienen seien, deshalb sei die Neo-Georgierin nun auch in London startberechtigt. Am French Open scheiterte Dzamalidze mit ihrer damaligen russischen Partnerin Kamilla Rachimowa in der 1. Runde.
Der «All England Tennis Club» hat vor einigen Wochen beschlossen, dass Spielerinnen und Spieler aus Russland und Belarus dieses Jahr nicht beim Traditionsturnier von Wimbledon antreten dürfen. Als Grund wurde der russische Angriffskrieg in der Ukraine genannt. Die Wimbledon-Organisatoren wichen damit von der Norm ab, wie ATP- und WTA-Tour in dieser Frage agierten. Denn bei den restlichen Turnieren durften Spielerinnen und Spieler aus den zwei Ländern antreten, wenn auch nur unter neutraler Flagge.
Der Wimbledon-Entscheid sorgte in allen Lagern für starke Reaktionen. Während Daniil Medwedew, die russische Weltnummer 1 der Männer, die von diesem Entscheid ebenfalls betroffen ist, mit Verständnis reagierte, sah die Reaktion von ATP und WTA anders aus.
Die zwei Weltverbände reagierten auf den Ausschluss mit der Ankündigung, dass es in Wimbledon dieses Jahr keine Punkte für die jeweiligen Weltranglisten zu gewinnen gibt. Auch das löste Kritik aus, weil gewisse Spielerinnen und Spieler – darunter auch Novak Djokovic – befürchteten, Wimbledon verkomme so zu einem bedeutungslosen Showturnier. (abu)