Apple hat alle wichtigen Apps des russischen Unternehmens VK aus seinen App-Stores entfernt. Weltweit.
Der russische Techkonzern betreibt unter anderem die grösste russische Social-Media-Plattform vk.com, ehemals «Vkontakte», die auch bei Neonazis und anderen Extremisten aus westlichen Staaten beliebt ist.
VK schreibt in einer auf der eigenen Website veröffentlichten Medienmitteilung, dass Apple «einige VK-Anwendungen blockiert hat, sodass sie im App Store nicht mehr zum Herunterladen und Aktualisieren verfügbar sind».
Weiter schreibt das Unternehmen, am wichtigsten sei, dass VK-Anwendungen, die bereits auf Smartphones installiert waren, weiterhin funktionierten.
Laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Interfax hat VK davor gewarnt, dass bei den von Apple blockierten Anwendungen «Schwierigkeiten beim Betrieb von Benachrichtigungen und Zahlungen auftreten können».
Gemäss einer früheren Interfax-Meldung sind VK-Anwendungen bereits am 26. September aus dem App-Store verschwunden. Seit Montagabend sei Vkontakte nicht mehr über die App-Suche im iOS-App-Store verfügbar.
Die vorläufige Liste umfasst:
Bei Twitter heisst es, das Konto des russischen Softwareentwicklers «V Kontakte OOO» melde nun, dass keine Apps dieses Entwicklers mehr im App-Store verfügbar seien.
Das Entfernen der VK-Apps durch Apple bedeutet, dass russische iPhone-Nutzerinnen und -Nutzer einige der populärsten russischen Apps nicht mehr (neu) installieren können. Zudem können die App-Entwickler auch keine Aktualisierungen mehr veröffentlichen, was die Sicherheit beeinträchtigt.
Apples Rauswurf ist aber auch ein potenziell schwerer Schlag für Demokratiefeinde in westlichen Staaten. Die russische Social-Media-Plattform VK diente ihnen schon länger als Facebook-Alternative, wo sie sich ungestört austoben.
Weil Mark Zuckerbergs Meta-Konzern auf öffentlichen Druck hin verstärkt gegen Hassrede vorging, suchten Rechtspopulisten und Rechtsextreme nach neuen Kanälen.
Die unabhängige Journalismus-Plattform Belltower.news konstatierte schon vor fünf Jahren:
Der russische Staat, respektive Putin.
Im Dezember 2021 wurde berichtet, dass der Kreml die direkte Kontrolle der wichtigsten sozialen Netzwerke im Land übernehme.
Der russische Milliardär Alisher Usmanow kündigte damals den Verkauf seiner Anteile an der Internet-Holding VK an, die neben Vkontakte auch die zweite grosse Social-Media-Plattform in Russland kontrolliert: Odnoklassniki.
Die Anteile gingen an die staatliche Gazprombank und das Versicherungsunternehmen Sogaz, das vom Putin-Verbündeten Juri Kowaltschuk und seiner Familie kontrolliert wird.
Die dazugehörige App namens «OK.ru» ist weiterhin im App-Store von Apple (iOS) verfügbar. Und das weltweit. Als Herausgeberin fungiert nicht VK, sondern Odnoklassniki Ltd.
Nein. Gemäss übereinstimmender Berichte und watson-Abklärungen sind die VK-Anwendungen weltweit nicht mehr verfügbar. Die Suche im Schweizer App-Store von Apple nach entsprechenden App-Bezeichnungen läuft ins Leere.
ℹ️ Confirmed: App analytics data show that #Russia's VK / Mail·ru apps have been taken down from the Apple App Store internationally, including in Russia.
— NetBlocks (@netblocks) September 26, 2022
VK says it has sent Apple a request for clarification on the disappearance of its apps from the store. pic.twitter.com/RjfRO7fHSR
Die scheinen normal verfügbar zu sein.
Eine Stellungnahme lag zunächst nicht vor.
Dann liess der US-Journalist Alex Heath von «The Verge» via Twitter verlauten, dass Apple geantwortet habe.
Das Unternehmen habe ihm mitgeteilt, dass es als Reaktion auf die Sanktionen die Apps von VK weltweit entfernt und die Konten der Entwickler gesperrt habe.
Zur Begründung fügte er folgendes Zitat an:
Eine Reaktion seitens des Kreml auf den App-Rauswurf ist nicht bekannt.
Nachdem Russland im vergangenen Februar in die Ukraine einmarschiert war, liess das Putin-Regime die grössten US-amerikanischen Social-Media-Plattformen für russische Internet-Nutzerinnen und -Nutzer technisch blockieren. Konkret betroffen sind Instagram, Facebook und Twitter.
Der russische Staat will durch relativ umfassende Online-Zensurmassnahmen verhindern, dass die eigene Bevölkerung Informationen aus unabhängigen Quellen erhält, die der russischen Propaganda zuwiderlaufen.
Seit dem Frühjahr mussten in Russland gekaufte iPhones bei der Inbetriebnahme eine Liste mit in Russland entwickelten Apps (zur Installation) anzeigen, darunter die VK-App. Apple war durch ein 2021 von Russland erlassenes Gesetz dazu gezwungen, wie «The Verge» Anfang April berichtete. Inzwischen sind iPhones nur noch als Grau-Import erhältlich.
Gemäss der Nachrichtenagentur Reuters ist das neue Gesetz Teil eines umfassenderen Versuchs Moskaus, seine Abhängigkeit von ausländischen Unternehmen zu verringern und mehr Kontrolle über das Internet zu erlangen.
Die USA und andere westliche Regierungen haben viele mit der russischen Regierung verbundene Personen und Unternehmen sanktioniert, darunter den CEO der VK Group und Putin-Verbündeten Vladimir Kiriyenko.
Anfang dieses Jahres stellte Apple den Verkauf seiner Produkte in Russland ein, wie The Verge schreibt. Zudem machte das US-Unternehmen gewisse russische Nachrichten-Apps für User ausserhalb Russlands unzugänglich – dies nur wenige Wochen nachdem Sanktionen russische Bankkunden daran hinderten, Google Pay und Apple Pay zu verwenden.
VKontakte wurde 2006 von Pavel Durov gegründet. Der russische Unternehmer wurde aus dem eigenen Unternehmen gedrängt und erklärte später, es gebe kein Zurück mehr, nachdem er sich öffentlich geweigert habe, mit den russischen Behörden zusammenzuarbeiten. In der Folge konzentrierte sich Durov auf die Weiterentwicklung seiner Smartphone-Messaging-App Telegram und baute sie zu einer der weltweit führenden nicht-amerikanischen Plattformen aus.
Der Artikel wird fortlaufend aktualisiert und ergänzt, wenn neue Informationen und Stellungnahmen vorliegen.
Winwin, danke Apple 👏🏻