Nokia ist definitiv zurück: Nach der Neuauflage des Nokia 3310 und drei günstigen Android-Handys steht mit dem Nokia 8 seit Freitag das erste Premium-Smartphone der Finnen in den Läden. Die offizielle Preisempfehlung beträgt 629 Franken, im Online-Handel findet man es für rund 590 Franken.
Einige Medien konnten Nokias erstes Top-Smartphone mit Android bereits vor dem Verkaufsstart testen. Wir zeigen, was die Kritiker von Nokias Comeback in der Champions League der Smartphones halten.
Zwei Bemerkungen vorweg:
Das deutsche Technologie-Portal Golem hat das Nokia 8 bereits ausführlich getestet und dabei sehr wohlwollend bewertet.
Mit dem Zitat spielt Golem darauf an, dass die früheren Nokia-Smartphones mit den Betriebssystemen Symbian und später Windows Phone gegenüber Samsung und Apple nie Konkurrenzfähig waren. Das Nokia 8 hingegen wird mit der Original-Android-Version von Google ausgeliefert. Dies mache das Handy in der Bedienung erstens sehr flüssig und zweitens seien so schnelle Software-Updates garantiert. Golem hebt zudem hervor, dass das Smartphone ohne überflüssige, vorinstallierte Apps (Bloatware) geliefert wird.
Dem Tester gefällt insbesondere die Dual-Kamera, die beispielsweise (Porträt-)Fotos mit Hintergrundunschärfe ermöglicht. «Insgesamt machen die Kameras einen guten Eindruck, sowohl von der Bildqualität als auch von der Bedienung her», schreibt Golem.
Wirkliche Schwachpunkte findet der Tester von Golem kaum, abgesehen von der kratzempfindlichen Rückseite. Die Akkulaufzeit sei «durchschnittlich, ohne positiv hervorzustechen.»
Auch das auf Smartphone-Tests spezialisierte Tech-Portal GSMArena hat das Nokia 8 bereits auf Herz und Nieren geprüft. Im sehr ausführlichen Testbericht findet der Journalist fast nur lobende Worte: «Das Nokia 8 ist eine Offenbarung», schwärmt der Tester. Hersteller HMD Global habe mit dem Nokia 8 all seine Versprechungen eingehalten und werde der Traditionsmarke Nokia mehr als gerecht.
So habe HMD etwa ein extrem helles Display (700 nits) versprochen und nun auch geliefert. Im Labor gemessen sei es heller als das Display im iPhone 7 Plus und Galaxy S8.
Besonders angetan zeigt sich GSMArena von der Dual-Kamera.
Die Dual-Kamera schiesse überzeugende Farb- und Schwarz-Weiss-Fotos. Die Selfie-Kamera auf der Vorderseite sei die beste ihrer Art und ermögliche sehr gute Poträtaufnahmen mit Tiefenschärfe-Effekt.
Das Nokia 8 profitiere davon, dass HMD Googles Betriebssystem Android nicht modifiziert habe. Das Smartphone laufe daher flüssiger als technisch gleichwertige Top-Smartphones von Samsung, Sony oder HTC, die alle ihre eigene Benutzeroberfläche über Android klatschen.
Das deutsche Technologie-Portal Chip hat dem Nokia 8 im Testlabor auf den Zahn gefühlt:
Im «Chip»-Test erhält das Nokia 8 im Leistungs- und Bedienungs-Test mit 100 Prozent den absoluten Höchstwert. Die Traumwertung lässt sich damit erklären, dass HMD auf eine eigene Benutzeroberfläche verzichtet, die Android tendenziell verlangsamen würde, und auf den aktuellen Top-Prozessor Snapdragon 835 setzt. «Im Test reagiert das Nokia 8 damit extrem flott auf Eingaben und auch Apps und Webseiten sind nach nur Bruchteilen von Sekunden geladen», schreibt Chip.
Wie andere Tester lobt auch Chip die Verarbeitung, leise Kritik gibt es für die leicht hervorstehende Kamera, die bei schlechten Lichtbedingungen (wie die meisten Handy-Kameras) schwächelt. Obwohl die Kamera an sich gut sei, zeigt sich der Tester leicht enttäuscht: Von Nokia erwartet man eben nicht nur eine gute, sondern eine exzellente Handy-Kamera – und das sei sie nicht.
Das deutsche Technologie-Magazin hat zudem bei der Rückseite bedenken: «Die Rückseite des Nokia 8 ist äusserst kratzempfindlich und ein echter Magnet für Fingerabdrücke – zumindest in den Hochglanzvarianten», schreibt Chip. Wer diese Probleme verhindern möchte, greift daher besser zur Variante mit matter Rückseite.
Wie die anderen Medien lobt auch Chip das helle Display, während der Akku wiederum nur als guter Durchschnitt bezeichnet wird.
Die bisherigen Tester bewerten das Nokia 8 überwiegend positiv, einzig bei der Kamera gehen die Meinungen diametral auseinander: Während manche Tester die Kamera sowohl bezüglich Bedienung als auch Qualität der Fotos loben, bemängeln andere schlechte Nachtaufnahmen: «Die Fotos fallen tagsüber zwar gut, aber nicht spektakulär aus. Nachts sind sie schlicht nicht hinnehmbar», schreibt etwa der Digital-Redaktor des deutschen Magazins «Stern».
Die Kamera scheint bei schlechten Lichtbedingungen zu schwächeln. Dies könnte sich allerdings noch etwas ändern, da bei Smartphones die Qualität der Aufnahmen stark von der Software abhängig ist. HMD kann und wird vermutlich mit einem Update der Foto-App nachbessern, um bessere Nachtfotos zu ermöglichen. Wunder sollte man allerdings keine erwarten, da die Blende und der Sensor anscheinend nicht ganz mit der Kamera im Galaxy S8 mithalten können.
Über alle Zweifel erhaben ist hingegen die Geschwindigkeit des Nokia 8: «Ob Spiele oder andere aufwendige Aufgaben: Nichts bringt das Gerät ins Schwitzen. In vielen Benchmarks, mit denen die Performance gemessen wird, ist es aktuell auf dem ersten Platz», schreibt «Stern».
Auch beim Design findet der «Stern»-Journalist lobende Worte: Das schlichte Unibody-Gehäuse aus Aluminium gewinne zwar keinen Innovationspreis, sehe aber chic aus «und liegt hervorragend in der Hand».
«Computerbild» gefällt die «rekordverdächtige Schärfe» des Displays, die «natürliche Farbdarstellung» und die «enorme Helligkeit auf Galaxy-S8-Niveau».
Die Hauptkamera mache «ordentliche (wenn auch keine überragenden) Fotos». Dafür sei das Nokia 8 das erste Smartphone, das mit Front- und Rückkamera gleichzeitig 4K-Videos (oder Fotos) schiesse – und diese auf Wunsch sofort online streamt.
Wie gehabt lobt auch Computerbild die Technologie im Nokia 8 und hebt hervor, dass man den 64-GB-Speicher per microSD-Karte erweitern kann.
Das Tech-Portal Tech Stage geht zunächst auf das Zubehör ein, sprich die Kopfhörer: «Der Klang ist gut und basslastig», urteilt der Tester. Ebenfalls löblich erwähnt wird die Schnelllade-Funktion via USB-C-Kabel.
Auch Tech Stage attestiert dem Nokia 8 gutes Design und eine hochwertige Verarbeitung. Das 5,3 Zoll grosse Gerät liege zwar angenehm in der Hand, allerdings flutschten zumindest die beiden Modelle mit Hochglanzpolitur viel zu leicht aus den Händen. Ausserdem bilden sich bei den Versionen mit Hochglanz-Rückseite schnell Kratzer, wenn man es nicht in eine Schutzhülle steckt. Alternativ gibt es glücklicherweise auch ein Modell mit matter Rückseite, das zwar nicht glänzt, dafür praktischer ist.
Beim Display ist HMD offenbar keine Kompromisse eingegangen: «Subjektiv betrachtet leuchtet es heller als beim iPhone 7 Plus von Apple», schreibt Tech Stage.
Das Nokia 8 sei ein Top-Smartphone zu einem attraktiven Preis. Abstriche müsse man bei der Kamera machen, die bei schlechtem Licht nicht mit den Top-Handykameras im Galaxy S8 und dem ebenfalls neuen HTC U11 mithalten könne.