Apple wird nach langem Zögern die Chat-Kommunikation zwischen seinem hauseigenen Chat-Dienst «Nachrichten» und Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android erleichtern.
2024 soll die Unterstützung des SMS-Nachfolgestandards RCS (Rich Communication Services) hinzugefügt werden, wie Apple am Donnerstagabend mitteilte.
Aktuell ist es so, dass iPhone-User untereinander über Apples Ende-zu-Ende-verschlüsseltes Chat-System «Nachrichten» (auch «iMessage» genannt) kommunizieren. Unterhaltungen mit Android-Usern laufen in derselben Nachrichten-App, aber über SMS. Man erkennt den Unterschied an der Farbe der Sprechblasen: blau für iMessage, grün für SMS.
Apple bestätigte gegenüber 9to5Mac, dass blaue Sprechblasen weiterhin für Chat-Nachrichten zwischen Apple-Usern verwendet werden, während grüne Sprechblasen für RCS-Nachrichten stehen werden. Das Unternehmen verwende blaue Sprechblasen, um das zu kennzeichnen, was es für die beste und sicherste Art der Kommunikation für iPhone-Nutzer halte, nämlich den hauseigenen Chat-Dienst.
SMS und MMS werden weiter unterstützt.
Eine abhörsichere Verschlüsselung, wie sie zwischen Apple-Geräten Standard ist und sonst auch über andere Messenger-Dienste wie Signal, lässt auf sich warten.
Apple erklärte laut 9to5Mac, dass der hauseigene Chat-Dienst sicherer und datenschutzfreundlicher sei als RCS. Denn diese Nachrichten seien Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Apple habe zudem mit der optionalen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für iCloud-Backups («Advanced Data Protection for Messages in iCloud») einen draufgesetzt, so der US-Techblog. Bis auf Weiteres heisse es, dass RCS noch keine Verschlüsselung unterstütze, die so stark sei wie iMessage.
Details darüber, wie Apple den RCS-Standard in seine Nachrichten-App integrieren wird, gibt es bis dato noch relativ wenig. Zudem ist bisher nicht bekannt, wann genau im kommenden Jahr der RCS-Support verfügbar sein wird.
Apple sperrte sich bisher dagegen, RCS zu unterstützen. Das löste unter anderem Kritik von Google aus, der Internet-Konzern schloss laut Branchenkreisen auch eine Beschwerde bei der EU nicht aus. Mit der Kehrtwende könnte Apple auch auf Vorgaben des neuen EU-Gesetzes Digital Markets Act (DMA) reagieren, in dem eine stärkere Öffnung von Plattformen vorgeschrieben wird.
Das Android-Lager kritisierte unter anderem, die Exklusivität von iMessage sei ein Wettbewerbsfaktor, der einen Abschied vom iPhone erschwere, da Nutzer ihre gewohnte Chat-Umgebung nicht verlieren wollten.
Auch können in Apples Nachrichten-App bei Gruppen mit mehreren Personen nur iMessage-User mitmachen. Für eine reibungslose Chat-Kommunikation zwischen iPhones und Android-Smartphones greifen viele deshalb auf plattformübergreifende Messenger-Apps wie Signal, Threema oder WhatsApp vom Facebook-Konzern Meta zurück.
RCS wird eine Reihe von iMessage-ähnlichen Funktionen für Chats zwischen Android- und iPhone-Usern ermöglichen. Dazu gehören unter anderem Lesebestätigungen, Tippanzeigen sowie Bilder und Videos in besserer Qualität.
Google versuchte in den vergangenen Jahren immer wieder, öffentlich Druck auf Apple aufzubauen, RCS zu unterstützen. In Googles «Android»-Betriebssystem wurde RCS vor ein paar Jahren als SMS- und MMS-Nachfolger adaptiert.
Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA
(dsc)