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Apples App Store ist 10

Der App Store wird 10 – und mit ihm viele «Zombies»

Vor genau zehn Jahren lancierte Apple eine neue Software-Plattform und brachte damit die Smartphone-Revolution so richtig ins Rollen.
10.07.2018, 09:5410.07.2018, 12:37
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In seinem ersten Jahr hatte das iPhone nur eine Handvoll von nicht änderbaren Apple-Apps an Bord – und alle anderen Anbieter konnten nur Web-Apps, die eigentlich im Browser liefen, auf das Gerät bringen. Das änderte sich am 10. Juli 2008, als der App Store an den Start ging.

Am 10. Juli 2008 startete Apple den App Store mit 500 Apps.
Bild
bild: apple

Der App Store ist eine Erfindung von Apple

Dass das iPhone dem Mobilfunk-Geschäft eine neue Richtung vorgab, ist unumstritten. Vergessen wird oft, dass die Revolution erst mit dem Start des App Store richtig losging – der Plattform, über die jeder Entwickler seine Programme auf das Telefon bringen konnte.

Viele als neu angepriesene Apple-Technologien basierten auf Erfindungen Dritter, wie zum Beispiel die Computermaus oder der Touch-Screen. Doch kein anderes Unternehmen versteht es wie Apple, Bestehendes zu verbessern und daraus höchst benutzerfreundliche eigene Produkte zu kreieren.

Was den App Store betrifft, können sich die Kalifornier mit seiner Erfindung brüsten. Apple war das erste Unternehmen, das eine erfolgreiche Verkaufsplattform für «Mobile Apps» lancierte.

Und die Konkurrenz?

  • Google Play Store: Oktober 2008.
  • Blackberry World: April 2009.
  • Nokia Store: Mai 2009. †
  • Galaxy Apps (früher Samsung Apps): September 2009
  • Windows Phone Store: Oktober 2010. (Wurde mit der Lancierung von Windows 10 mit dem Windows Store zusammengeführt).
  • Amazon Appstore (Android): März 2011.

Ein Jahrzehnt später sind App Stores zum bevorzugten Vertriebsweg für Software und zu einem Milliardengeschäft geworden.

Das sind die populärsten Spiele und Apps «aller Zeiten»*

* Am meisten iOS-App-Downloads zwischen Juli 2010 und Mai 2018, gemäss Erhebungen der Analysefirma App Annie.

Apps Top-Downloads:

  1. Facebook
  2. Facebook Messenger
  3. YouTube
  4. Instagram
  5. WhatsApp Messenger
  6. Google Maps
  7. Snapchat
  8. Skype
  9. WeChat
  10. QQ (China).

Spiele Top-Downloads:

  1. Candy Crush Saga
  2. Subway Surfers
  3. Fruit Ninja
  4. Clash of Clans
  5. Honour of Kings
  6. Minion Rush
  7. Angry Birds
  8. Temple Run 2
  9. Temple Run
  10. Asphalt 8: Airborne

Keine Pornografie, dafür Furz-Apps

Heute erinnert man sich kaum daran, wie das Geschäft in der Ära vor dem iPhone lief: Meist entschied der Mobilfunk-Anbieter, wessen Anwendungen auf das Gerät kommen. Und auch wenn Programme installiert werden konnten, war es ein umständliches Verfahren. Apples Plattform durchbrach diesen Engpass: Im Prinzip konnte jeder seine Software auf das iPhone bringen, sofern seine App durch die Sicherheitsprüfung kam, keine Pornografie enthielt und nicht versuchte, Nutzerdaten zu klauen.

Der erste Schwung der iPhone-Apps war von Spielereien geprägt: Es gab Anwendungen, die Furzgeräusche machten, Luftpolster-Folie imitierten oder den Bildschirm in ein Bierglas verwandelten, in dem der Schaum hin und her schwappte.

Die iFart-App

Das Geschäftsmodell: Bei kostenpflichtigen Apps behielt Apple 30 Prozent ein – um den App-Store-Betrieb zu finanzieren, wie Konzernchef Steve Jobs bei der Vorstellung erklärte.

Dass es auch immer mal wieder Apps mit nackten Tatsachen an den angeblich rigorosen App-Store-Kontrolleuren vorbeischafften, zeigen diese Beispiele aus dem Jahr 2010. Die meisten Apps wurden nach der Veröffentlichung wieder entfernt.

Das «Zombie»-Apps-Dilemma

Inzwischen gibt es eine App für nahezu alles – und die Masse von mehr als zwei Millionen Anwendungen allein auf der Apple-Plattform bringt neue Probleme. Viele Programme verstauben irgendwo tief im App-Store-Keller. Als solche «Zombie»-Apps, die für die User praktisch unsichtbar sind, wenn man nicht gezielt danach sucht, betrachtet das Analyseunternehmen Adjust aktuell 96 Prozent aller Anwendungen.

Apple steuert mit einer Umgestaltung des App Store dagegen: Tag für Tag werden mehr verschiedene Apps in einzelnen Rubriken vorgestellt. Die populäre Spiele-Kategorie wurde abgetrennt, um allen anderen Apps mehr Platz zu bieten.

2009 wurden In-App-Käufe eingeführt, seit 2011 können App-Entwickler auch eine Abo-Funktion integrieren.

In-App-Käufe ermöglichen es Entwicklern, Apps kostenlos anzubieten, so dass Kunden sie vor dem Bezahlen ausprobieren können.
quelle: apple.com

An Software-Entwickler wurden inzwischen über 100 Milliarden Dollar ausgeschüttet. Das heisst, dass auch in die Apple-Kassen über 40 Milliarden Dollar geflossen sind.

Das Casino gewinnt immer

Apples 30-Prozent-Gebühr sorgte immer wieder für Kontroversen – insbesondere weil sie auch für In-App-Käufe gilt. Das heisst also, wenn ein Streaming-Musikdienst die kostenpflichtige Version in seiner iPhone-App verkauft, muss er den Erlös mit Apple teilen.

Marktführer Spotify sah darin unfairen Wettbewerb – schliesslich kostet Apple Music auch 12.90 Franken im Monat (und für Studenten 6.50 Franken) – und beschwerte sich bei der EU-Kommission. Zunächst verkaufte Spotify die Abos auf dem iPhone einfach teurer – , inzwischen kann man sie in der App gar nicht mehr abschliessen.

Die «Financial Times» verzichtete wegen der Gebühr zeitweise sogar ganz auf eine iPhone-App, kehrte jedoch inzwischen in den App Store zurück. Seit 2016 behält Apple nach einem vollen Jahr Abo-Service immerhin nur noch 15 Prozent ein.

Steve Jobs fand's keine gute Idee

Auf dem Mac führte Apple ebenfalls einen App Store ein, das Geschäft gestaltet sich jedoch schwieriger. Zum einen ist es auf den Computern – im Gegensatz zum iPhone – nicht der einzige Weg, Software auf das Gerät zu bekommen. Zum anderen sind die Entwickler häufiger unglücklich: Nicht nur mit der 30-Prozent-Abgabe, sondern auch mit Funktions-Einschränkungen, die Apple im Mac App Store auferlegt. Der Konzern will mit einem ähnlichen Redesign wie auf dem iPhone gegensteuern.

«There's an app for that.»
Apple-Werbespruch, 2009

Steve Jobs soll anfangs gegen die Öffnung des iPhones für Apps gewesen sein, unter anderem wegen Sicherheitsbedenken. Dass deswegen alle Apps eine Kontrolle durchlaufen müssen, wurde zwar auch als Zensur kritisiert – half Apple aber, bis auf einige wenige Fälle verkappte Schadsoftware von der Plattform fernzuhalten.

Beim Konkurrenzsystem Android gibt es zwar den von Google selbst betriebenen Play Store (der zum Marktstart im Oktober 2008 noch Android Market hiess) mit ähnlich strikter Sicherheit. Auf den Android-Smartphones können jedoch Anwendungen auch aus anderen Download-Plattformen installiert werden, was als Risikofaktor gilt.

Apple-User sind kauffreudiger als Androiden

Was sich in den zehn Jahren nicht verändert hat, ist, dass Apple-Kunden viel kauffreudiger als Nutzer von Android-Geräten sind, die im Smartphone-Markt dominieren. Nach Berechnungen der Analysefirma App Annie lag Google mit dem Play Store bei der Zahl der Downloads im vergangenen Jahr zwar mit 70 zu 30 Prozent vorn – aber zwei Drittel der Erlöse landeten bei Apple. Und App Annie sieht kein Ende des Wachstums: Allein im Jahr 2022 würden Verbraucher über 75 Milliarden Dollar in Apples App Store lassen, lautet die Prognose.

75 Milliarden Dollar! Für Apps. In einem Jahr!

An Apps hängen über 1,5 Millionen Arbeitsplätze

In einer Zeit, in der grossen Tech-Konzernen vorgeworfen wird, zu wenig Steuern zu bezahlen, rückt Apple gern den Job-Effekt der App-Ökonomie in den Vordergrund. Nach Einschätzung des Konzerns unterstützt der App Store 262'000 Arbeitsplätze allein in Deutschland und 1,57 Millionen in ganz Europa. Apple zählt dabei Jobs, die direkt ins App-Geschäft eingebunden sind.

Apple kann installierte Apps jederzeit löschen

Apple kann Apps auf dem iPhone löschen, die im App Store heruntergeladen wurden, wie 20 Minuten Online 2008 berichtete.

Sobald die User online gehen – nimmt ihr Gerät automatisch Kontakt mit einem Apple-Server auf und übermittelt eine Liste aller installierten Apps. Der Konzern könne so kontrollieren, ob sich eine nicht autorisierte App auf dem Handy befindet und gegebenenfalls einen Deinstallationsvorgang aktivieren. Dies bestätigte Steve Jobs dem «Wall Street Journal»:

«Hoffentlich müssen wir diesen Hebel niemals umlegen. Aber es wäre unverantwortlich, so einen Hebel nicht zu haben.»
Steve Jobs
Wie viele Apps hast du auf dem Handy?

(dsc/awp/sda/dpa)

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