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China ersetzt 30 Millionen US-Computer – das hat drastische Folgen

In this Aug. 19, 2019, photo, Huawei employees work at their computers at the User Centered Design lab at the Huawei Campus in Shenzhen in Southern China's Guangdong province. Facing a ban on acc ...
Huawei-Mitarbeiter in Shenzhen. Der chinesische Konzern gerät immer stärker zwischen die Fronten des Handeskrieges.Bild: AP

China ersetzt 30 Millionen US-Computer – mit drastischen Folgen für Microsoft und Co.

Peking verbietet den chinesischen Behörden die Nutzung ausländischer Software. Die wirtschaftlichen Konsequenzen sind massiv.
10.12.2019, 06:3510.12.2019, 18:53
Fabian Kretschmer aus Peking / ch media
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Bis in drei Jahren soll in chinesischen Regierungsbüros kein einziger ausländischer Computer mehr stehen. Das hat das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei entschieden.

Die Schalt- und Waltstelle der chinesischen Regierung hat sämtliche Behörden angewiesen, künftig nur mehr chinesische Soft- und Hardware zu benutzen. Bis 2020 sollen demnach 30 Prozent der ausländischen Computerprodukte, 2021 zusätzliche 50 Prozent und 2022 schliesslich die restlichen 20 Prozent ausgetauscht werden.

Bereits vor drei Jahren hat die Kommunistische Partei ein Cybersicherheitsgesetz verabschiedet, das aus Angst vor ausländischen Spionageangriffen «sichere und kontrollierbare» Technologie fordert.

Die Entscheidung hat massive wirtschaftliche Folgen: Laut Schätzungen des Wertpapierinstituts China Securities sind bis zu 30 Millionen Geräte von der neuen Regelung betroffen. Vor allem amerikanische Zulieferer wie Microsoft, Dell und HP dürften von der neuen Regelung empfindlich getroffen werden.

Seit Jahren befinden sich Peking und Washington in einem erbitterten Handelskrieg: Die US-Regierung versucht, unter dem Spionagevorwurf gegen chinesische Technologie-Unternehmen vorzugehen.

Auch der weltweit grösste Netzwerkausrüster Huawei ist zwischen die Fronten des Konflikts geraten. Das Tech-Imperium wurde von Washington auf die schwarze Liste gesetzt, woraufhin Google seine Zusammenarbeit mit Huawei einfrieren musste. Die Chinesen präsentierten daraufhin ihr eigenes Betriebssystem namens HarmonyOS.

Am Sonntag kündigte Huawei an, ab 2020 seine Haushaltsgeräte nur mehr mit HarmonyOS auszustatten. Laptops und Smartphones von Huawei sind von der Entscheidung vorerst ausgeschlossen. Zudem hat Chinas Universität für Verteidigungstechnologie ein eigenes Computer-Betriebssystem namens Kylin entwickelt.

Die neue Regel ist also auch eine Vergeltungsaktion an Washington im Kampf um die technologische Spitzenführerschaft für die kommenden Jahrzehnte. Dabei verfolgt China auf dem heimischen Markt bereits seit Jahren eine protektionistische Strategie: Bereits seit 2009 ist Facebook gesperrt, im Folgejahr verbannten die Regierung Google, später Telegram und jüngst auch den Messenger-Dienst Whatsapp.

Zwar hängt die strikte Zensur auch mit der politischen Kontrollwut unter Präsident Xi Jinping zusammen. Gleichzeitig aber sollen unter der schützenden Hand des Staates auch einheimische Software-Firmen gedeihen können. Ein gutes Beispiel dafür ist Wechat. Die Applikation ist eine Mischung aus Chat, Bezahlsystem und sozialem Netzwerk, das den Alltag der Chinesen bestimmt.

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quelle: epa/epa / aleksander plavevski
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Video: srf
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82 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sophon
10.12.2019 07:16registriert März 2018
In Zukunft wird es zwei Supplychains geben. Eine wird vom Westen dominiert, eine von China. Die Frage ist nur, wer stellt sich hinter wen. Folgt z.B. Südamerika und Afrika eher China? Was ist mit Osteuropäischen Ländern? Auch Griechenland wird von China stark umgarnt. Kalter Krieg mit Technologie & Konsumgut. Ob das wohl hilfreich ist, um die Probleme der Zukunft anzugehen?
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Sam12
10.12.2019 06:49registriert Juni 2018
China hat einen Punkt erreicht, an welchem es mit vergleichsweise kleinem Aufwand selbständig und unabhängig werden kann, zumindest in grossen Bereichen. Die Sanktionen u.A. von Seiten der USA beschleunigen die Entwicklung von China nur noch, siehe HarmonyOS. Nur realisiert das wohl niemand wirklich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
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Lullaby@20past
10.12.2019 06:45registriert April 2019
Die Amies sagen 'we can'.
Die Chinesen hingegen 'just do it'. Alles ist möglich und lassen die Amies links liegen.
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