Es ist ein sonniger Tag im Kölner Grüngürtel. Yanni Gentsch (30) ist joggend unterwegs, als sie merkt: Da ist jemand hinter ihr. Ein Mann auf einem E-Bike. Er überholt nicht, sondern zückt sein Handy. «Er filmt mich!», realisiert Gentsch – und handelt instinktiv. Sie stellt sich dem Mann in den Weg, hält sein Fahrrad fest und fordert: «Zeigen Sie mir, dass Sie es gelöscht haben, auch aus dem Gelöscht-Ordner.»
Der Vorfall hätte damit vorbei sein können. Doch Gentsch filmt die Konfrontation und postet das Video auf Instagram. Es schlägt ein wie eine Bombe: 11,9 Millionen Aufrufe, über 500'000 Likes und eine Welle der Solidarität in den knapp 29'000 Kommentaren.
In einem Interview mit dem Spiegel beschreibt Gentsch ihre Gefühle in dem Moment: «Für mich war es eine ausserkörperliche Erfahrung. Ich habe mich aus der Vogelperspektive beobachtet. Mir fehlen auch Augenblicke aus meiner Erinnerung.»
Doch nicht alle stellen sich auf ihre Seite. Kritik gibt es vor allem daran, dass sie das Video öffentlich gemacht hat. «Ich bin gefragt worden, ob ich nicht an die Familie des Mannes denken würde.» Yanni Gentsch findet diese Frage absolut unangebracht. «Der Mann hat sich dazu entschieden, so etwas zu machen, was daraus wird, muss er selbst abschätzen können.»
Gentsch geht zur Polizei – doch die Ernüchterung folgt prompt. Eine Anzeige ist nicht möglich. «Der Straftatbestand sei nur erfüllt, wenn der Mann nackte Haut gefilmt hätte, aber ich war ja angezogen.» Stattdessen nimmt die Polizei einen «Beobachtungs- und Feststellungsbericht» auf. Für Gentsch unverständlich: «Es wird zu wenig getan, um Frauen zu helfen. Die Rechtslage muss sich ändern», fordert sie.
Die 30-Jährige bleibt standhaft: «Ich schäme mich nicht für das, was mir passiert ist. Ich bin einfach joggen gegangen – nicht mehr und nicht weniger.» Sie betont, dass Scham oft von Männern als Werkzeug genutzt wird, um Kontrolle auszuüben. «Der Mann ist derjenige, der mich in diese Situation gebracht hat und der sich dafür schämen sollte. Sein Fehlverhalten ist nicht meine Verantwortung», erklärt Gentsch im Gespräch mit dem Spiegel. Sie hofft, mit ihrer Aktion andere Frauen zu ermutigen, sich zu wehren – jedoch nur, wenn es ihre Sicherheit nicht gefährdet. «Man sollte sich immer nur so verhalten, wie es die jeweilige Situation zulässt, und sich nicht unnötig in Gefahr bringen.»
Der beste Tipp, sagt sie: sein Unterbewusstsein trainieren. «Ich folge den richtigen Leuten, die sich mit Themen wie Sexismus, Feminismus und Patriarchat beschäftigen.» Das habe ihr in der Situation geholfen, sich zu wehren.
Ist sie nach dem Vorfall wieder joggen gegangen? «Ja, das war wichtig. Es wäre aber gelogen, würde ich sagen, ich hätte vorher nicht darüber nachgedacht, mir eine lockerere Hose anzuziehen.»
Keine Ahnung / ich bin ein Mann."
finde die Antwortauswahl nicht so glücklich gewählt.
können denn Männer in so einer Situation als Drittperson nicht eingreifen und den Täter zur Rede stellen? und es soll auch Männer geben, die stehen auf andere Männer. kann also ein Mann nicht einen anderen Mann filmen?