Nach übereinstimmenden Medienberichten hat sich das Hackerkollektiv Anonymous erneut Zugriff auf sensible Daten von Attila Hildmann verschafft. Öffnet man seine Webseite, ziert das Anonymous-Logo den Hintergrund.
Zusätzlich findet sich dort ein YouTube-Link zu einem Coversong des Britney-Spears-Hits «Oops!... I Did It Again» und der Schriftzug: «Hacked By Anonymous Activists around the globe».
Das Lied ist eine Anspielung auf einen weiteren Hackerangriff von vor einigen Monaten, bei dem bereits unzählige persönliche Daten Hildmanns erbeutet wurden. Übersetzen lässt sich der Titel des Lieds mit «ups, wir haben es schon wieder getan».
Da kommt noch einiges dazu, mehr dazu später im Blog.
— Anonleaks📡 (@Theanonleaks) November 8, 2021
In einem Blog-Eintrag vom 8. November erklärt Anonymous, dass eigentlich nur Hildmanns Seite gehackt werden sollte, man sich dann aber den gesamten Hoster vorgenommen habe – weil das einfacher gewesen sein soll.
Infolgedessen wurde ProSite, ein Internethoster aus Berlin, komplett von den Hackern infiltriert. Sie verschafften sich Zugang zum gesamten Hoster-Zentrum. So erlangten sie Zugriff auf die Zutrittskontrolle zum Rechenzentrum, dortigen Sicherheitskameras, die Temperatursteuerung, das Account-Verwaltungssystem und auf sensibelste Kundendaten wie Kreditkarten.
Hey Anons, ich habe den Geschäftsführer von Prosite recherchiert. Ulrich Echardt ist Impfgegner, verbreitet den Content rechtsextremer Sites und interessiert sich für "Chemtrails". Hat den richtigen erwischt. Vielleicht hat er noch versucht, seine Server mit Globuli abzusichern. pic.twitter.com/uIHmyUjKrX
— 4lert4 (@Alert4_Alert4) November 8, 2021
«Das ist ein Nudelsieb, aber kein Hoster», schreiben die Hacker, die sich laut Eigenaussage über Sicherheitslücken vollen Zugang verschaffen konnten. Andere Kundenseiten und -datenbanken als jene von Hildmann habe man nicht angerührt, schreiben die Netzaktivisten.
Peinlich ist der Hack in erster Linie für den Hosting-Provider: Der Geschäftsführer des gehackten Webhosters verbreitet in den sozialen Medien impfkritische Artikel bis hin zu Verschwörungserzählungen über die Coronapandemie. «Vielleicht hat er noch versucht, seine Server mit Globuli abzusichern», spottet derweil ein Twitter-User.
Bereits im September wurde Attila Hildmann Opfer eines Hackerangriffs. Dabei sollen weit über 100'000 teils brisante E-Mails und Kontakte von Geschäftspartnern und Mitstreitern erbeutet worden sein. Damals drohte Anonymous, die gestohlenen Informationen an Behörden und die Presse weiterzuleiten.
Zugriff erhielt Anonymous damals durch einen ehemaligen Vertrauten von Hildmann. Kai E., der vormals für die IT des Kochs verantwortlich war, gab die Zugangsdaten von über 20 Mail-Accounts und Website-Domains an die Hacker weiter. Dadurch hatten diese leichtes Spiel, an die gesicherten und vertraulichen Daten zu kommen. Beim nun erfolgten Hack des Hosting-Providers habe Kai E. keine Rolle gespielt, schreiben die Netzaktivisten.
Hildmann organisierte schon zu Beginn der Pandemie Anti-Massnahmen-Demos und hetzte gegen die Regierung. Er fiel an Corona-Demos und in seinen Telegram-Gruppen mit immer radikaleren, teils rechtsextremen Verschwörungserzählungen auf. Im Juni 2020 hatten sich Netz-Aktivisten erstmals Zugang zu Hildmanns Firmenserver verschafft und Dokumente des Hacks veröffentlicht. Seit Anfang 2021 ermittelt die deutsche Justiz unter anderem wegen Volksverhetzung gegen den Verschwörungserzähler.
Hildmann soll Deutschland verlassen haben und sich derzeit in der Türkei aufhalten. Nachdem eine Haftrichterin am 19. Februar einen Haftbefehl wegen Verdachts auf Volksverhetzung und weiteren Straftaten erlassen hatte, ist der Koch, der für seine extremen Positionen berüchtigt ist, aus Berlin geflohen.
Anfang November wurde bekannt, dass der Verschwörungsideologe offenbar eine Tippgeberin in den Reihen der Berliner Justiz hatte. Eine IT-Administratorin soll ihn laut ARD-Recherchen im Februar gewarnt haben, dass ein Haftbefehl auf ihn ausgestellt ist. Wie der «Spiegel» berichtet, hat die Berliner Generalstaatsanwaltschaft die Angestellte M. bereits im Mai fristlos entlassen.
(t-online/arg/oli)