Gut 40'000 Kundinnen und Kunden entschieden sich 2022 für ein Elektroauto. Der Marktanteil vollständig elektrischer Autos stieg auf 17,8 Prozent, gegenüber 13,3 Prozent im Vorjahr. E-Autos konnten trotz Lieferproblemen weiter zulegen, während der gesamte Schweizer Auto-Markt nach den schwachen Vorjahren nochmals schrumpfte.
Den sich abzeichnenden Aufstieg des Elektroautos und der bereits eingesetzte Niedergang rein fossiler Fahrzeuge illustriert die zweite Grafik.
Im vergangenen Jahr ist der Marktanteil von Benzin- und Diesel-Autos erstmals knapp unter 50 Prozent gefallen. Jeder vierte verkaufte Neuwagen war ein Hybrid-Auto mit Verbrennungs- und Elektromotor, das aber nicht oder fast nicht elektrisch fahren und nicht am Stromnetz geladen werden kann. Lediglich 8 Prozent der Verkäufe waren Plug-in-Hybride, die oft etwas über 50 Kilometer elektrisch zurücklegen können und am Stromnetz geladen werden können.
Mit 18 Prozent Marktanteil deutlich beliebter sind inzwischen vollelektrische E-Autos, die ausschliesslich elektrisch fahren und teils reale Reichweiten über 500 Kilometer erreichen.
Personenwagen mit Gas- oder Wasserstoff-Antrieb bleiben absolute Exoten mit einem Marktanteil von 0 Prozent.
Auf Schweizer Strassen fahren unübersehbar von Jahr zu Jahr mehr Elektroautos. 2020 kamen gut 40'000 E-Autos (ohne Plug-in-Hybride) hinzu. Damit wurde die Marke von 100'000 registrierten E-Autos erstmals deutlich übersprungen.
Verglichen mit den insgesamt 4,72 Millionen bei uns registrierten Personenwagen nimmt sich dies trotzdem noch sehr bescheiden aus, wie die folgende Grafik zeigt.
Fällt der Blick nicht auf die Verkaufszahlen der Neuwagen, sondern auf den Bestand aller Personenwagen, zeigt sich, dass der Wandel zur klimafreundlicheren Elektromobilität kein Sprint, sondern ein Marathonlauf wird: Von den 4'720'865 Personenwagen in der Schweiz waren 2022 erst 110'700 reine E-Autos, was einem Anteil von 2,3 Prozent am Gesamtbestand entspricht. Zum Vergleich: 63 Prozent aller Personenwagen fahren mit Benzin, 28 Prozent mit Diesel.
Der Anteil der reinen Elektroautos am Personenwagenbestand vergrösserte sich 2022 gegenüber dem Vorjahr von 1,5 auf 2,3 Prozent, jener der Hybrid-Fahrzeuge von 4,3 auf 6,0 Prozent. Anders gesagt: Erst eines von 43 Autos ist zu 100 Prozent elektrisch unterwegs.
Der Verband Swiss eMobility rechnet damit, dass bis 2035 rund die Hälfte, respektive 2,4 bis 2,9 Millionen Personenwagen elektrisch fahren. Elektrifiziert werden zudem Lieferwagen und Lastwagen, wie die nächsten beiden Grafiken verdeutlichen.
2022 waren in der Schweiz 5635 elektrische Lieferwagen registriert. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor waren es 3260 und 2012 erst 206. Um ihre CO₂-Reduktionsziele zu erreichen, aber auch aus Kostengründen, werden künftig immer mehr Unternehmen ihre von Verbrennungsmotoren angetriebenen Nutzfahrzeuge durch elektrische Fahrzeuge ersetzen.
Im vergangenen Jahr kamen 2375 elektrische Lieferwagen neu auf Schweizer Strassen, jeder zehnte angeschaffte Lieferwagen fuhr somit rein elektrisch. Gleichzeitig kamen 20'134 neue Lieferwagen mit Dieselmotor auf die Strassen, was einem Marktanteil von 81 Prozent entspricht.
Auch der Schwerverkehr setzt neuerdings – wenn auch noch auf tiefem Niveau – auf Lastwagen mit batterieelektrischem Antrieb. 2022 stieg der Bestand elektrischer Lastwagen sprunghaft an.
Ein Grund für den E-Brummi-Boom: Grosse Nutzfahrzeuge mit alternativem Antrieb dürfen seit letztem Jahr schwerer sein. Der Bundesrat will so klimafreundlichere Nutzfahrzeuge fördern. Da mit dem höheren zulässigen Gewicht mehr Waren transportiert werden können, wird der Umstieg wirtschaftlich attraktiv.
Der vor einigen Jahren hoch gehandelte Wasserstoff-Lkw wird hingegen zur Randerscheinung, wie die folgende Grafik verdeutlicht.
Lkw mit Dieselmotoren dominieren nach wie vor. Unter den alternativen Antrieben scheint sich indes der batterieelektrische Antrieb durchzusehen: 6 Prozent der neu zugelassenen Lastwagen fuhren elektrisch, 1 Prozent mit Erdgas und nur 0,1 Prozent mit Wasserstoff.
Die Beliebtheit von E-Autos schwankt nach Kanton. In den Kantonen Thurgau, Wallis und Zug waren vergangenes Jahr fast 23 Prozent aller verkauften Neuwagen vollelektrische E-Autos. Im Tessin entschieden sich nur knapp 12 Prozent für ein E-Auto.
Mit Abstand am meisten Elektroautos gemessen an der Bevölkerungszahl gibt es im Kanton Zug, was vermutlich mit der hohen Kaufkraft erklärt werden kann. Es sind primär Eigenheimbesitzer mit privater Lademöglichkeit, die zuerst auf Elektroautos umsteigen.
Dies spiegelt sich auch in der Verkaufsstatistik: Grosse und teure E-Autos verkauften sich 2022 besonders gut.
Gut jedes fünfte im letzten Jahr in der Schweiz neu zugelassene Elektroauto war ein Tesla. Der Elektro-SUV Model Y und die Limousine Model 3 waren Verkaufsschlager, Elon Musks Autokonzern belegt die beiden Spitzenplätze aber auch, da sich die Verkäufe auf nur zwei Modelle verteilten.
Insgesamt setzte der deutsche Volkswagen-Konzern mit seinen Marken VW, Skoda, Audi, Porsche und Seat/Cupra am meisten Elektroautos bei uns ab. Gleich fünf Modelle der Deutschen finden sich auf den Rängen drei bis sieben der beliebtesten Elektroautos.
Erstmals fuhren 2022 mit dem Model Y und 3 von Tesla sowie Skodas Elektro-SUV Enyaq mehrere E-Autos in die Top 10 der meistverkauften Autos der Schweiz.
2022 erreichten vollelektrische E-Autos in Norwegen einen Marktanteil von knapp 80 Prozent, dazu kamen 9 Prozent Plug-in-Hybride. Umgekehrt sind Benziner und Diesel-Autos im E-Auto-Pionierland praktisch tot. Die Norweger sind uns beim Wandel zur Elektromobilität rund zehn Jahre voraus, was mit der frühen staatlichen Förderung der Elektromobilität zu erklären ist.
Mit dem unausweichlichen Anstieg an Elektroautos muss auch die Anzahl der Ladestationen wachsen. Wie also sieht es diesbezüglich aus?
Die Schweiz hat trotz fehlender Förderprogramme des Bundes eines der dichtesten Ladenetze weltweit und es wird von diversen Ladenetzbetreibern laufend ausgebaut, um mit der Zunahme an E-Autos Schritt zu halten. 2022 hat sich das Tempo beim Ausbau der Ladeinfrastruktur nochmals erhöht, wie die folgende Grafik zeigt.
Anfang 2023 gab es in der Schweiz über 4300 öffentliche Ladestandorte (E-Tankstellen) mit mehr als 9000 Ladestationen. An diesen Ladestationen gab es rund 13'000 Ladestecker, da eine Ladestation mehr als einen Stecker zum Laden haben kann.
Das Ladenetz ist aber nicht in allen Regionen gleich gut ausgebaut, wie wir in der nächsten Grafik sehen.
Die öffentlichen Ladestationen sind noch recht ungleichmässig verteilt. International steht die Schweiz jedoch gut da. Lediglich ein paar wenige Länder mit höherer E-Auto-Dichte wie Norwegen oder die Niederlande können eine höhere Stromtankstellen-Quote ausweisen.
Wichtiger als die schiere Anzahl der Stromtankstellen ist jedoch, dass der Ausbau der wichtigen Schnellladestationen rasch voranschreitet. Bei diesen gibt es noch Nachholbedarf, wie die folgende Grafik verdeutlicht.
Ladestation ist nicht gleich Ladestation: Über 80 Prozent der bestehenden öffentlichen E-Zapfsäulen in der Schweiz sind langsame mit bis zu 22 Kilowatt Leistung. Schnellladestationen mit über 100 Kilowatt machen laut Bundesamt für Energie erst acht Prozent aller Ladestationen aus. Anders gesagt: Von den 13'000 öffentlichen Ladesteckern erlauben nur 1000 zügiges Laden.