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Umweltverband testet E-Auto und veröffentlicht positives Ergebnis nicht

Mercedes CLA: Der neue Stromer gilt als besonders sparsam.
Mercedes CLA: Der neue Stromer gilt als besonders sparsam.bild: mercedes

Umweltverband testet Verbrauch von neuem E-Auto und verschweigt positives Ergebnis

Der neue Mercedes CLA erreicht in einem Verbrauchstest genau den Laborwert des Herstellers – ein seltener Fall. Doch das gute Ergebnis wird vom deutschen Umweltverband Umwelthilfe nur wenig kommuniziert.
31.10.2025, 09:3701.11.2025, 09:31
Christopher Clausen / t-online
Ein Artikel von
t-online

Die Umwelt- und Konsumentenschutzorganisation Deutsche Umwelthilfe (DUH) gilt als scharfe Kritikerin der Autoindustrie – und führt derzeit sogar ein Klimaverfahren gegen Mercedes-Benz vor dem Bundesgerichtshof. Umso überraschender ist es, dass ausgerechnet ein Test im Auftrag der DUH dem Stuttgarter Autobauer nun ein gutes Zeugnis ausstellt: Der neue vollelektrische Mercedes CLA erreichte im Alltag exakt den offiziellen WLTP-Verbrauchswert von 12,2 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Das Ergebnis wurde jedoch nicht von der DUH veröffentlicht.

Zum Vergleich: Die meisten E-Autos haben reale Verbrauchswerte zwischen 15 und 25 Kilowattstunden pro 100 Kilometer, welche je nach Fahrweise und Aussentemperatur stark schwanken können.

Standardstrecke und ein erstaunliches Ergebnis

Der Verbrauchstest wurde vom Emissions-Kontroll-Institut der DUH durchgeführt, unter Leitung von Axel Friedrich. Der frühere Abteilungsleiter im Umweltbundesamt misst regelmässig für Umweltverbände und gilt als ausgewiesener Branchenkenner und Kritiker. Er testete den CLA 250+ EQ (Listenpreis 61'900 Franken) auf einer standardisierten Berliner Strecke von rund 36 Kilometern Länge, mit Stadtverkehr, Landstrasse und Autobahnabschnitten.

Die Besonderheit: Im realen Fahrbetrieb inklusive Lade- und Standverlusten erreichte das Fahrzeug den exakt gleichen Wert wie im Labor. Im Stadtverkehr waren laut «Tagesspiegel Background» bei ausgeschalteter Klimaanlage sogar nur 8,7 kWh/100 km möglich – allerdings im Ecomodus. Zum Vergleich: Ein Tesla Model 3 Long Range kam unter gleichen Bedingungen auf 12,24 kWh/100 km.

Mercedes neue Elektro-Plattform ermöglicht schnelleres Laden, tieferen Verbrauch und höhere Reichweite.
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Mercedes zögerte erst mit der Herausgabe eines Testwagens

Laut Bericht des «Manager Magazins» wollte Mercedes zunächst kein Fahrzeug für den DUH-Test zur Verfügung stellen – aus Sorge vor negativer Berichterstattung. Erst nach persönlicher Zustimmung von Konzernchef Ola Källenius erhielt Friedrich ein Testfahrzeug. Der Test erstreckte sich über mehrere Tage. Auch Ladeverluste und mögliche Abweichungen zwischen Bordcomputer und tatsächlichem Stromverbrauch wurden einbezogen.

Trotz des positiven Ergebnisses hielt sich der Umweltverband DUH zurück: Das Resultat wurde nicht veröffentlicht. Man habe, so zitiert das Magazin DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch, nicht riskieren wollen, dass Mercedes mit dem Messwert werbe. Zudem habe es intern Zweifel gegeben, ob es sich bei dem Fahrzeug um ein serienmässiges Modell gehandelt habe. Mercedes wies diesen Verdacht zurück.

News Bilder des Tages 18.12.2018, Berlin, Deutschland - Foto: Juergen Resch, Bundesgeschaeftsfuehrer Deutsche Umwelthilfe, anlaesslich einer Pressekonferenz in Berlin. *** 18 12 2018 Berlin Germany Ph ...
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH).Bild: imago stock&people

Niedriger Verbrauch: Bestätigung auch aus anderem Test

Auch ein Fahrbericht der Zeitschrift «Auto Motor und Sport» bescheinigte dem CLA eine gute Effizienz. Selbst mit dem leistungsstärkeren Allradmodell CLA 350 4MATIC (63'900 Franken) seien reale Reichweiten über 500 Kilometer und schnelle Ladevorgänge mit bis zu 320 kW möglich – dank 800-Volt-Technik.

DUH-Klage gegen Mercedes vor dem Bundesgerichtshof

Der Test fällt in eine Phase, in der sich DUH und Mercedes juristisch gegenüberstehen. Die Organisation hatte 2021 eine Klimaklage gegen den Autobauer eingereicht, um eine verbindliche Reduktion der CO₂-Emissionen zu erreichen. Ziel ist unter anderem ein Verkaufsstopp für neue Verbrenner spätestens ab 2030. Das Oberlandesgericht Stuttgart wies die Klage ab, doch der Bundesgerichtshof hat die Revision inzwischen zugelassen.

Im Revisionsverfahren wird es laut DUH um eine Grundsatzfrage gehen: Ob grosse Emittenten wie Automobilkonzerne verpflichtet sind, ihre Produkte an den verbleibenden CO₂-Budgets und dem Pariser Klimaabkommen auszurichten. Es wäre das erste Mal, dass das höchste deutsche Zivilgericht eine solche Verantwortung grundsätzlich prüft.

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93 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Snowy
31.10.2025 10:34registriert April 2016
Wow!

12,2 Kilowattstunden pro 100 Kilometer unter realen (!) Bedingungen ist ein sensationeller Wert für ein Auto dieser Klasse und Grösse!

Schön zu sehen, dass Mercedes endlich am aufholen ist!
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Madison Pierce
31.10.2025 10:57registriert September 2015
"Man habe, so zitiert das Magazin DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch, nicht riskieren wollen, dass Mercedes mit dem Messwert werbe."

Das wäre ja wirklich unerhört, wenn ein Hersteller, der ein nachweislich effizientes Auto entwickelt hat, dann mit dieser Tatsache wirbt! Da könnten die Leute ja denken, es gäbe vernünftige Autos!
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FaktenImFondue
31.10.2025 09:56registriert Oktober 2025
Ja so sind sie. Man ist generell gegen Autos und da darf es ja nicht sein, dass es tatsächlich Autos gibt die effizient unterwegs sind.

Gleiches beobachte ich in der Schweiz. Da wurde auch gegen die Verbrenner geschumpfen was das Zeug hält. Jetzt gibt es immer mehr E-Autos und die Autogegner kommen in Erklärungsnot, dann wird halt einfach behauptet sie seien zu laut und nicht leiser als Verbrenner (Abrollgeräusche und so) auch wenn es nachweislich nicht stimmt.
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