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22-jähriger Schweizer entdeckt russische Flugabwehr auf Krim dank diesem Foto

Russische Touristen haben auf der Halbinsel Krim eine Stellung der russischen Flugabwehr verraten.
Russische Touristen haben auf der Halbinsel Krim eine Stellung der russischen Flugabwehr verraten.bild: via @kromark

22-jähriger Schweizer entdeckt russische Flugabwehr auf der Krim – dank dieses Fotos

Ein Tourist posierte am Strand auf der annektierten Krim. Er ahnte wohl nicht, welche Folgen das Ferienfoto haben kann.
22.08.2022, 15:0223.08.2022, 20:02
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Russische Touristen auf der besetzten Krim haben mit Ferienfotos den genauen Standort der russischen Flugabwehr in der Nähe der Küstenstadt Jewpatorija verraten. Dies berichtete am Sonntag der auf Open Source Intelligence (OSINT) spezialisierte Journalist Mark Krutov von Radio Liberty.

Ein russischer Tourist posiert am Strand auf der Krim vor den russischen Flugabwehrsystemen.
Ein russischer Tourist posiert am Strand auf der Krim vor den russischen Flugabwehrsystemen.bild: via @kromark

Die sorglosen Touristen veröffentlichten die Aufnahmen mit den mobilen Flugabwehrsystemen im Hintergrund auf dem russischen Facebook-Pendant vk.com. Das Foto enthält Koordinaten, aus denen hervorgeht, dass die Bilder an der Schwarzmeerküste in der Nähe des Salzsees bei Jewpatorija aufgenommen wurden. Ein Abgleich mit Satellitenaufnahmen und weiteren von Social-Media-Nutzern veröffentlichten Fotos aus der Region verriet dem unabhängigen Schweizer Satellitenbild-Spezialisten Benjamin Pittet den genauen Standort, wie er auf Twitter schreibt.

Satellitenbildforscher Pittet schreibt, dass die Stationierung der Flugabwehrsysteme um den 20. Juli stattgefunden habe. Darauf liessen auf neuen Satellitenbildern gut zu sehende Fahrspuren der mobilen Flugabwehrsysteme schliessen.

«Der Standort und die Fotos waren recht einfach zu finden/bestätigen, da sich diese Flugabwehrsysteme überhaupt nicht verstecken und nicht weit vom Strand entfernt aufgestellt sind», schreibt Investigativ-Journalist Krutov auf Twitter.

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22-jähriger Schweizer entdeckt russische Flugabwehr

Das verräterische Ferienfoto wurde Ende Juli im russischen sozialen Netzwerk vk.com veröffentlicht und vom 22-jährigen Schweizer OSINT-Spezialisten Benjamin Pittet aufgespürt. Pittet ist auf die Auswertung von Satellitenaufnahmen spezialisiert und hat auf Twitter rund 180’000 Follower aus aller Welt. Der junge Schweizer, der sich als Satellitenbilder-Nerd bezeichnet, hat zuvor schon «russische Truppenlager sowie Indizien für Kriegsverbrechen entdeckt», schrieb die NZZ im April in einem Porträt über den Bauzeichner aus Biel, «der mit ausländischen Geheimdiensten wetteifert».

Standort russischer Flugabwehrsysteme auf der Krim

Die Flugabwehrsysteme stehen seit Juli in der Nähe einer Landzunge bei der Stadt Jewpatorija zwischen dem Schwarzen Meer und einem Salzsee.
Die Flugabwehrsysteme stehen seit Juli in der Nähe einer Landzunge bei der Stadt Jewpatorija zwischen dem Schwarzen Meer und einem Salzsee.grafik: t-online

Solche Flugabwehrsysteme vom Typ S-400 seien in der Region um Jewpatorija inzwischen praktisch jeden Tag aktiv, schreibt Krutov. Am Wochenende etwa warf die Krim-Verwaltung der Ukraine gleich mehrere Angriffsversuche mit Drohnen oder Raketen vor – die aber angeblich abgewehrt worden seien.

In den vergangenen Wochen wurden mehrere Militäreinrichtungen auf der Krim angegriffen. Dabei wurden auch Munitionsdepots der Russen zerstört. Auf dem Flugplatz Saky kam es zu mehreren Explosionen, wodurch bis zur Hälfte der Flugzeuge der Schwarzmeerflotte zerstört worden sein könnten, berichtete Reuters unter Berufung auf eine Quelle in offiziellen EU-Kreisen.

Der von Russland ernannte Gouverneur des annektierten Sewastopols, Michail Raswoschajew, mahnte auf Telegram: «Versuchen Sie weniger Fotos zu machen und laden Sie keine Videos davon hoch, wie unsere Luftabwehr arbeitet.» Wenn man filme oder fotografiere, solle man zumindest nicht erwähnen, wo die Aufnahmen gemacht wurden.

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60 Kommentare
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Konserve
22.08.2022 15:24registriert Mai 2022
Dieser Michail Raswoschajew, glänzt bei seinen Ratschlägen mit besonderer Blödheit oder ist das normal bei russischen Funktionären?

„... solle man zumindest nicht erwähnen, wo die Aufnahmen gemacht wurden.“

Der hat wohl noch nie was von Exif-Daten gehört, die bei Fotos im Hintergrund gespeichert werden. Man braucht es nicht noch erwähnen, wenn die Koordinaten mitgeliefert werden.

Blödheit und Vodka, mehr brauchts anscheinend nicht für den perfekten Russen. Wer noch Lügen kann ohne rot zu werden, wird Päsident.
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The Twelfth
22.08.2022 15:48registriert Juni 2020
Bei einer mobilen Einrichtung geht es doch meistens um Minuten, höchstens um Stunden. Ganz besonders, wenn offen auf einem Feld.
Etwas so schweres, wie auf dem Foto, sollte auch täglich die Position wechseln, wenn man schon Räder hat. Alternativ: sehr gut verstecken.

Beim Artikel fehlt mir auch, ob das Foto irgendwelche Konsequenzen hatte.
Wenn die Russen ein 4 Tage altes Foto eines HIMARS bestimmten Koordinaten zuweisen können, ist man von einem Abschuss noch meilenweit entfernt.
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wurzeli
22.08.2022 15:33registriert April 2020
Könnte der russische Tourist vielleicht auch noch Bilder nach dem Beschuss durch die Ukrainer machen 😀 ?
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