Das neue iOS 11 für iPhone, iPad und iPod touch macht es Apple-Nutzern deutlich schwerer, Funkverbindungen vollständig zu kappen. Wer bei seinem iPhone mit einem Wisch vom unteren Displayrand das Kontrollzentrum aufruft und die WLAN- oder Bluetooth-Verbindung deaktiviert, geht vermutlich davon aus, dass WLAN und Bluetooth nun vollständig deaktiviert sind. Bei iOS 11 ist dies nicht mehr der Fall, wie man in einem Supportdokument nachlesen kann.
Zum Thema WLAN schreibt Apple: «Das Symbol wird grau dargestellt, und Ihr Gerät trennt die Verbindung mit allen Netzwerken, mit denen es verbunden ist.» Auch das automatische Verbinden werde deaktiviert. Trotzdem funktioniert WLAN im Hintergrund weiter, unter anderem zur Standortfeststellung. Im Supportdokument schreibt Apple, dass sich das WLAN-Modul im iPhone automatisch wieder aktiviert, wenn man zu einer neuen Position geht, wenn es 5 Uhr morgens Ortszeit ist oder wenn man das Gerät neu startet.
Der Grund für dieses auf den ersten Blick merkwürdige Verhalten ist, dass Dienste wie Positionsbestimmung oder AirDrop so weiterhin verfügbar bleiben. Auch die Verbindung zur Apple Watch bleibt so bestehen.
Auch Bluetooth bleibt im Hintergrund weiter aktiv, obwohl das grau dargestellte Symbol dem Nutzer suggeriert, die Verbindung sei vollständig deaktiviert. Das Verhalten ist von Apple so gewollt, da Geräte wie Apple Watch oder Apple Pencil für das iPad Pro per Bluetooth gekoppelt werden. Auch bei der scheinbar «deaktivierten» Bluetooth-Verbindung gilt, dass sie sich bei einem Neustart des Geräts und um 5 Uhr morgens automatisch wieder vollständig aktiviert.
«Apple scheint mit der neuen Verhaltensweise dafür sorgen zu wollen, dass Nutzer im Alltag weniger Verbindungsprobleme haben», schreibt das deutsche Techportal Heise. Die Standortbestimmung sei stark vom WLAN-Modul abhängig und die Trennung der Apple Watch vom iPhone bei Bluetooth-Abschaltung dürfte die Träger der Apple-Uhr stören. Es dürfte also nicht erstaunen, wenn bald bekannt wird, dass andere Firmen den gleichen «Trick» anwenden.
«Andererseits sollten User damit rechnen können, dass Funkmodule deaktiviert werden, wenn sie dies explizit auswählen», schreibt Heise weiter.
Der Sicherheitsexperte Collin Mulliner, der sich seit Jahren mit Sicherheitsrisiken bei Bluetooth beschäftigt, nennt das wenig transparente Verhalten des neuen Kontrollzentrums gegenüber dem Online-Portal Motherboard schlicht «dumm». Es sei für den Benutzer unklar und nicht transparent. Aktives Bluetooth oder WLAN bedeute auch immer ein potenzielles Einfallstor für Angreifer. Das vollständige Deaktivieren von Drahtlosverbindungen sei eine einfache Möglichkeit, um die Gerätesicherheit zu erhöhen.
Wer WLAN und Bluetooth künftig vollständig ausschalten will, muss dem Umweg über die Systemeinstellungen gehen. Dort lassen sich die Verbindungen nach wie vor vollständig kappen, schreibt Apple.
(oli)