Ganz schmutzige Wörter kommen über meine Lippen und hallen durch das Wohnzimmer. Alles hat so gut angefangen, aber dann sorgt eine klitzekleine Unachtsamkeit dafür, dass ich aus dem Online-Turnier herausgeworfen werde. Schon wieder. Aber ich gebe nicht auf. Noch eine Runde. Und noch eine Runde. Die Stunden fliegen nur so dahin, aber ich komme nicht mehr los. «Tetris 99» kostet mich viele Nerven, sorgt aber gleichzeitig für einen Nostalgierausch, den ich so lange nicht mehr erleben durfte...
Immer wieder driften meine Gedanken während des Spiels in meine Kindheit zurück, als ich mir vom ersparten Taschengeld den ersten Game Boy gekauft und tagelang, ja wochenlang das Knobelspiel «Tetris» konsumiert hatte. Noch zu später Stunde sass ich dicht gedrängt im Wohnzimmer unter einer Lichtquelle und summte die bekannten Melodien mit. An die eingängige Musik mögen sich wohl auch noch meine Eltern mit Sicherheit bestens erinnern...
Zurück in die Gegenwart: Von «Tetris» gibt es mittlerweile unzählige Versionen, wo man versucht hat mit neuen Modi der zeitlosen Spielreihe frischen Wind einzuhauchen. Das hat mal gut geklappt, mal weniger gut.
Unter uns Puristen ist die Urform natürlich immer noch die Nummer 1. Darum werden vor allem auch die Nostalgiker an «Tetris 99» ihre wahre Freude haben. Denn hier wird die reine Urform serviert, die aber mit einem knackigen Online-Modus im Battle-Royale-Stil angereichert wurde.
Man spielt also online gegen 98 unbekannte Kontrahentinnen und Kontrahenten aus aller Welt. 99 Menschen spielen gleichzeitig «Tetris» und versuchen den verschiedenen Blockkonstellationen, die da herunterfallen, Herr zu werden.
Hat man eine lückenlose Reihe geschafft, löst diese sich nicht einfach wie gewohnt auf, sondern wandert bei einem der Gegner per Zufallsprinzip an den unteren Bildschirmrand und sorgt dafür, dass der Boden vollgestopft wird und sich der ganze Blockhaufen nach oben verschiebt. Das kann natürlich beim eigenen Spielfeld ebenfalls passieren.
Es wird schliesslich so lange gespielt, bis nur noch ein Spieler übrig bleibt und alle anderen KO gingen, also der Blockstapel den oberen Bildschirmrand erreicht hat und nichts mehr geht.
Die Bedienung und das Spielprinzip sind wie gehabt sehr einfach: Die verschiedenen herunterfallenden Blockformen so drehen, bis sie in eine Lücke passen, nach links oder rechts navigieren und dann nach unten donnern lassen. Das kennt man, das liebt man.
Zusätzlich gibt es jetzt neu eine taktische Note: Mit dem rechten Analogstick kann man während des Turniers in einer kleinen Anzeige am oberen Bildschirmrand auswählen, ob man die geschafften Blockreihen den Gegnern per Zufall zukommen lassen will oder beispielsweise einen Konter direkt an einen Spieler zurückschicken möchte. Putzt man Gegner gezielt weg, gibt es dafür Abzeichen als Belohnung. Je mehr ich habe, desto intensiver werden meine Konter sprich ich kann mehr Reihen in die gegnerische Arena werfen.
Die Gegner können übrigens auch manuell anvisiert werden, um Blockreihen zu schicken. Aber vor allem im Handheld-Modus sind die anderen Spielwiesen viel zu klein, um sich in der Hektik einen genauen Überblick zu verschaffen.
Während man in den ersten Spielminuten noch ganz gut ein strategisches Auge darauf werfen kann, wird es später schwieriger. Vor allem wenn weniger als 50 Gegner übrig sind und sich die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöht, dass man selber mit Reihen vollgepumpt wird, setzt der Stress richtig ein und man hat nicht mehr viel Zeit, um sich eine Strategie zu überlegen oder sie zu verfolgen.
Bei aller Liebe und Nostalgiekick, «Tetris 99» muss sich auch Kritik gefallen lassen: Die strategischen Möglichkeiten sind zwar sehr nett, aber in der Hitze des Gefechts wird es sehr schwierig, sich darüber auch noch Gedanken zu machen, wenn man schon mit der Block-Gaudi zu sehr beschäftigt ist. Vielleicht hätte mein junges Vergangenheits-Ich damit aber keine Probleme gehabt...
Als Hintergrundgeräusch gibt es übrigens nur eine Trance-Version des bekannten «Tetris»-Songs, der in der Dauerschleife läuft, aber die Füsse zum Mitwippen motiviert. Andere Spielmodi gibt es auch keine und warum kann ich eigentlich nicht mit einem Kumpel zusammen ein Turnier online bestreiten? Dafür muss man aber zugegeben, dass das Online-Turnier technisch immer reibungslos funktioniert und keine Unterbrüche besitzt.
Fazit: Wer bereits Mitglied bei Nintendo Switch Online ist, darf bedenkenlos zugreifen. «Tetris 99» sorgt nicht nur für kurzweiligen, zeitlosen Spielspass, sondern weckt auch intensiv die Gamer-Ehre, wenn man sich auf den ersten Platz kämpfen will.
Wer den Nintendo-Dienst noch nicht abonniert hat, sollte aber gut überlegen, ob er oder sie sich den kostenpflichtigen Dienst nur gerade wegen diesem Spiel holen möchte. Denn man muss auch ehrlich sein: Hat man es einmal auf den ersten Platz geschafft, ist die Luft dann auch leider schon wieder raus.
«Tetris 99» ist erhältlich über Nintendo Switch Online. Ein Jahresabo für den Nintendo-Dienst kostet 28 Franken. Eine Monatsgebühr 5.60 Franken. Freigegeben ab 3 Jahren.
Spielt ihr auch ununterbrochen das neue «Tetris»? Die Kommentarspalte ist geöffnet!