Digital
Schweiz

UPC-Krach bei Sunrise: Freenet legt der Übernahme Steine in den Weg

ARCHIVBILD ZUR UEBERNAHME VON UPC SCHWEIZ DURCH SUNRISE, AM MITTWOCH, 27. FEBRUAR 2019 ---- [Staged Picture] A customer in a shop of telecommunications provider Sunrise Communications in Glattbrugg, C ...
Sunrise hät Ärger mit seinem Grossaktionär Freenet. Bild: KEYSTONE

Krach bei Sunrise wegen UPC-Übernahme: Der Streit mit Freenet eskaliert

Sunrise-Grossaktionär Freenet stemmt sich gegen den Kauf von UPC durch Sunrise. Der zweitgrösste Telekomprovider der Schweiz geht in die Gegenoffensive.
22.08.2019, 12:0122.08.2019, 12:42
Mehr «Digital»

Sunrise und Grossaktionär Freenet haben wegen der geplanten Übernahme von UPC das Heu definitiv nicht mehr auf der gleichen Bühne. Ein Kompromissvorschlag ist gescheitert. Sunrise hat nun den «Abstimmungskampf» für die Generalversammlung eröffnet.

Der Sunrise-Verwaltungsrat sei zum Schluss gekommen, dass die von Freenet vorgebrachten Bedenken weder gerechtfertigt noch im besten Interesse aller Aktionäre seien, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Vielmehr - so die deutlichen Worte - sei Freenet von «eigennützigen Zielen» geleitet, die nun auf Kosten der anderen Aktionäre erreicht werden sollten.

Die Freenet-Vertreter im Verwaltungsrat hätten zudem mutmasslich die Vertraulichkeitsverpflichtungen verletzt, litten ohnehin unter einem Interessenskonflikt und würden nun von Beratungen im Zusammenhang mit der UPC-Transaktion ausgeschlossen.

Zur Vorgeschichte: Am letzten Freitag hatte das deutsche Unternehmen Freenet publik gemacht, dass es die geplante Kapitalerhöhung für den UPC-Kauf an der für kommenden Herbst geplanten Generalversammlung ablehnen wird. Diese Meinung hat Gewicht, weil Freenet rund ein Viertel an Sunrise besitzt.

Sunrise will - wie seit Februar bekannt ist - UPC für 6,3 Milliarden Franken kaufen. Dafür ist eine Kapitalerhöhung in Höhe von 4,1 Milliarden geplant. Ursprünglich hätten die Freenet-Vertreter dem Kaufpreis zugestimmt, hiess es weiter.

«Freenet mit Problemen»

Der Meinungsumschwung habe wohl mit finanziellen Problemen von Freenet zu tun, sagte Sunrise-CEO Olaf Swantee der Nachrichtenagentur AWP. «Das Unternehmen steht finanziell unter Druck und sucht eine kurzfristige Lösung.» Es wolle den Anteil so schnell wie möglich verkaufen, um den eigenen Schuldenberg abzubauen.

Der Sunrise-Verwaltungsrat wollte Freenet laut der Mitteilung entgegenkommen. Es sei kürzlich eine alternative Finanzierungsstruktur diskutiert worden. Konkret stand laut Finanzchef André Krause eine Pflichtwandelanleihe mit einer Laufzeit von drei Jahren im Raum. Damit wäre der Umfang der Kapitalerhöhung verringert worden. Freenet habe diesen Vorschlag jedoch abgelehnt.

Die Sunrise-Aktionäre werden nun aber aller Voraussicht nach so über die Finanzierung in ihrer ursprünglich vorgesehenen Form abstimmen. «Davon gehe ich aus», sagte Krause. «Wir sind in der Endphase der Planung und können nicht bis zur letzten Minute warten.» Es gebe aber noch einen gewissen Raum für Anpassungen.

Segen der Weko bis Anfang Oktober

CEO Swantee geht davon aus, dass die Wettbewerbshüter den Deal bis spätestens Anfang Oktober absegnen werden. Sofern die Generalversammlung zustimme, soll die Transaktion dann im November 2019 abgeschlossen werden, wie es am Donnerstag weiter hiess.

Das Sunrise-Management eröffnete am Donnerstag den «Abstimmungskampf» für die Generalversammlung. Laut ihm ist der Kauf von UPC noch attraktiver geworden. Denn bei UPC entwickelten sich die Geschäfte besser als erwartet. Zudem hätten neue Berechnungen ein höheres Synergiepotenzial ergeben. Insbesondere sei nun geplant, Dienstleistungen zu günstigeren Kosten selber zu erbringen, die UPC bislang bei der Muttergesellschaft Liberty Global eingekauft habe.

Marktanteile gewonnen

Auch Sunrise selber entwickelte sich im zweiten Quartal «sehr gut», wie CEO Swantee sagte. Der Umsatz verringerte sich zwar um 1,7 Prozent auf 455 Millionen Franken. Der eigentliche Telekomumsatz, ohne die tiefmargigen Geräteverkäufe und ohne den internationalen Handel mit Telefonminuten (Hubbing), sei jedoch um 3,1 Prozent gestiegen.

Sunrise habe eine bessere Performance als die Konkurrenten gezeigt, kommentierte Swantee die Zahlen. So seien 40'000 Mobilfunk-Abokunden, 12'000 Internetkunden und 11'000 TV-Kunden gewonnen worden. Platzhirsch Swisscom hatte vor einer Woche durchwegs schlechtere Kundenzahlen präsentiert. Mit anderen Worten: Sunrise gewinnt Marktanteile. (oli/awp/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die fünf ersten 5G-Smartphones im Überblick
1 / 15
Die fünf ersten 5G-Smartphones im Überblick
Sunrise verkauft das 847 Franken teure Mi Mix 3 5G von Xiaomi seit Anfang Mai. Das Slider-Display lässt sich rund einen Zentimeter nach unten schieben, um die Frontkamera freizulegen.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Herr Swantee, was bringt die Fusion mit UPC den Kunden?
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
6 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
6
4-Tage-Woche: Erstes grosses Pilotprojekt in der Schweiz
Immer mehr Länder und Unternehmen testen die 4-Tage-Woche. Nun soll bald auch in der Schweiz ein gross angelegtes Pilotprojekt beginnen. Das Wichtigste zu den bisherigen Erkenntnissen, zur 4-Tage-Woche weltweit und in der Schweiz.

Vier Tage in der Woche arbeiten, drei Tage pausieren – und trotzdem 100 Prozent des Lohnes erhalten: Für viele klingt das zu gut, um wahr zu sein. Und trotzdem ist die 4-Tage-Woche seit einiger Zeit auf dem Vormarsch.

Zur Story