Schweiz
Wirtschaft

Sunrise-Grossaktionär Freenet will gegen Kauf von UPC stimmen

Teaserbild Pacman: Sunrise frisst UPC
Der Sunrise-UPC-Deal ist noch längst nicht in trocken Tüchern.

Sunrise steht mächtig Ärger ins Haus – ausgerechnet der grösste Aktionär blockt UPC-Kauf

Der wichtigste Sunrise-Aktionär will die Fusion mit UPC verhindern. Der Kaufpreis sei zu hoch. Freenet wird deshalb gegen den Deal stimmen. Die Fusion steht auf der Kippe.
16.08.2019, 09:0016.08.2019, 15:22
Mehr «Schweiz»

Sunrise-Grossaktionär Freenet stemmt sich gegen den Kauf von UPC durch Sunrise. Der Kaufpreis von 6.3 Milliarden Franken für die Kabelnetzbetreiberin sei zu hoch, erklärte Freenet-Chef Christoph Vilanek am Freitag der Nachrichtenagentur AWP. Freenet werde auf der ausserordentlichen Sunrise-Generalversammlung im Herbst gegen die geplante Kapitalerhöhung von 4,1 Milliarden Franken zur Finanzierung des Kaufes stimmen, erklärte Vilanek weiter.

Damit könnte der Deal auf der Kippe stehen. Denn die deutsche Freenet hält rund ein Viertel der Sunrise-Aktien. Das alleine reicht nicht, um den Deal scheitern zu lassen. Aber weil auf einer Generalversammlung nie alle Aktionäre anwesend oder vertreten sind, hat das Freenet-Votum eine beträchtliche Macht.

Das deutsche Unternehmen erachtet die aktuellen Transaktionsbedingungen als sehr unausgewogen und nachteilig für alle Sunrise-Aktionäre. Der Kaufpreis und die zugrunde gelegte Unternehmensbewertung für UPC Schweiz seien zu hoch, insbesondere angesichts des angespannten Marktumfeldes, dem die Kabelnetzbranche ausgesetzt sei.

Auch die operative Entwicklung von UPC rechtfertige den Kaufpreis nicht. «Im Sinne einer für alle Sunrise Aktionäre fairen Transaktion sollte der Kaufpreis reduziert werden», forderte Freenet.

Sunrise entgegnet, man sei «nach wie vor davon überzeugt, dass die Übernahme von UPC Schweiz eine stärkere und wertvollere Sunrise schafft, die von einer überzeugenden strategischen Logik profitiert.» Man werde anlässlich der Publikation der Geschäftszahlen am 22. August 2019 über die Übernahme von UPC Schweiz informieren.

Liberty erhält zu viel Geld

Auch die Verteilung der Synergien bei der Transaktion seien falsch, sagte Vilanek von Freenet. Der Kaufpreis impliziere, dass potenzielle Synergien in Höhe von 1,3 Milliarden Franken im Vorfeld an die bisherige UPC-Besitzerin Liberty Global gezahlt würden.

Die Aktionäre von Sunrise seien gezwungen, die Risiken einer Trendwende der Performance von UPC Schweiz und die damit verbundenen Integrationsrisiken zu tragen. Dabei müssten sie jedoch einen Grossteil des möglichen Wertschöpfungspotenzials abgeben, schrieb Freenet in einem Communiqué: «Im Sinne einer für alle Sunrise Aktionäre fairen Transaktion sollte Liberty Global Aktionär des fusionierten Unternehmens werden und einen geringeren Anteil an den zu erzielenden Synergien erhalten.»

Zudem forderte Freenet eine Reduktion der Kapitalerhöhung. Die geplante Bezugsrechtsemission übersteige die Marktkapitalisierung von Sunrise und belaste die bestehenden Sunrise-Aktionäre in einem unangemessenen Umfang. «Im Sinne einer für alle Sunrise Aktionäre fairen Transaktion sollte der angestrebte Fremdkapitalanteil deutlich erhöht werden», verlangte Freenet.

Auch an der Struktur der Finanzschulden stören sich die Deutschen: Die Übernahme der UPC-Anleihen könne zu erheblichen Risiken für Sunrise und ihre Aktionäre führen. «Im Sinne einer für alle Sunrise Aktionäre fairen Transaktion sollte Liberty Global die UPC-Anleihen nach der Transaktion behalten.»

Sunrise ohne UPC besser dran

Zudem sei Sunrise ohne UPC besser dran: «Sunrise ist hervorragend im Markt positioniert und verfügt über exzellente Perspektiven als eigenständiges Unternehmen», schrieb Freenet: Vor diesem Hintergrund sei es für Sunrise nicht notwendig, die genannten Zugeständnisse zu machen, die für Sunrise-Aktionäre nachteilig seien, was bereits an der negativen Kursentwicklung seit Bekanntgabe der Transaktion beobachtet werden könne.

Ohne den Kauf werde die Sunrise-Aktie wieder das Niveau vor Bekanntgabe des Deals am 27. Februar erreichen, sagte Vilanek. Damals war die Sunrise-Aktie über 80 Franken wert, stürzte aber danach ab.

Die Investoren reagieren am Freitag positiv auf die Absichten von Freenet. Im frühen Handel seigt die Sunrise-Aktie um 2 Prozent auf 75,10 Franken. (oli/awp/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die fünf ersten 5G-Smartphones im Überblick
1 / 15
Die fünf ersten 5G-Smartphones im Überblick
Sunrise verkauft das 847 Franken teure Mi Mix 3 5G von Xiaomi seit Anfang Mai. Das Slider-Display lässt sich rund einen Zentimeter nach unten schieben, um die Frontkamera freizulegen.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
So schnell ist das 5G-Netz wirklich
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
6 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
6
Schweizer in Pokrowsk: «Ich sterbe lieber hier, als hinter einem Bildschirm zu verrotten»

Seit Wochen drängt die russische Armee in Richtung Pokrowsk. Die Stadt in der Ostukraine, die vor dem Krieg rund 60’000 Menschen eine Heimat war, gilt als strategisch wichtiger Knotenpunkt. Und während Russland langsam, aber stetig vorrückt, richtet die ukrainische Armee Verteidigungsanlagen ein. Erwartet wird eine fürchterliche Abnützungsschlacht.

Zur Story