Die Bedrohung durch russische Spionage in der Schweiz hat in den letzten Jahren laut Geheimdienstchef Christian Dussey stetig zugenommen. Sie sei daher seit langem ein Hauptaugenmerk des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB).
Genf sei nach wie vor das Herzstück der Spionage in der Schweiz, sagt Dussey in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen (vom Montag). Und der NDB wisse, dass dort in den diplomatischen und konsularischen Vertretungen Russlands mehrere Dutzend Offiziere aktiv seien.
Während der NDB seit Beginn des Ukraine-Krieges laut Dussey keine Veränderung der Bedrohung durch «verbotene Informationen aus Russland» in der Schweiz festgestellt hat, sei die Cyberbedrohung «gestiegen und sehr real».
Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges am 24. Februar sei der NDB öffentlich kritisiert worden, dass er wie der Gesamtbundesrat von den Ereignissen überrumpelt wurde, schreibt tagblatt.ch. Der Schweizer Geheimdienstchef wolle entsprechende Kritik aber nicht gelten lassen:
Der NDB habe in seinen Berichten an den Bundesrat und die politischen Entscheidungsträger bereits Mitte Januar auf die «hohe Wahrscheinlichkeit eines solchen Angriffs innerhalb eines Zeitfensters von etwa einem Monat nach dem Ende der Olympischen Spiele in Peking am 20. Februar» hingewiesen.
Die interne Krisenorganisation sei laut dem NDB-Chef bereits Ende Januar einsatzbereit gewesen.
Ob sich der Schweizer Geheimdienst mit den russischen Geheimdiensten austauscht, darf der NDB-Chef laut eigenen Angaben nicht sagen. Der Nachrichtendienst informiere nur die Schweizer Verteidigungsministerin Viola Amherd, den Gesamtbundesrat und die entsprechenden Aufsichtsorgane über seine «Kontakte mit Partnern» (im Ausland).
Auch die terroristische Bedrohung durch den Islamischen Staat (IS) und seine Unterstützer sei nach wie vor hoch. Ebenso bleibe die Bedrohung durch die Al Kaida aktuell. Diese Bedrohung werde jedoch immer diffuser, da sie seit 2020 immer mehr auf Einzelpersonen beruhe, die isoliert handelten.
Der NDB wird heute Montag über den eigenen Geschäftsbericht informieren, weiss die Nachrichtenagentur Keynote-SDA.
(dsc/sda)