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Tesla-Hacker fand nach tödlichem Verkehrsunfall wichtige Daten

This dashcam video image from a Tesla vehicle driving on Autopilot shows a moment before a fatal crash with the parked vehicle at center, near Key Largo, Fla., on April 25, 2019. The Tesla ran past a  ...
Solche Aufnahmen aus dem Unfall-Tesla in Key Largo wurden vor Gericht gesichtet.Bild: keystone

Tesla hatte nach tödlichem Unfall angeblich keine wichtigen Daten – Hacker findet sie

Der Tesla-Hacker, der einen geheimen «Elon-Modus» entdeckte, hat erneut zugeschlagen. Wie sich nun zeigt, half er beim Gerichtsprozess zu einem tragischen Verkehrsunfall entscheidend mit.
02.09.2025, 20:09
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Ein amerikanischer Tesla-Tüftler, der sich selbst als Hacker bezeichnet, half massgeblich bei der Aufarbeitung eines Verkehrsunfalles, bei dem 2019 eine junge Frau ohne eigenes Verschulden ums Leben kam.

Die «Washington Post» hat am Freitag über die Details des Falles berichtet. Demnach waren die von dem Hacker auf einem Tesla-Chip gefundenen Daten entscheidend für eine Klage wegen widerrechtlicher Tötung, die sich gegen den US-Autohersteller richtet.

Was war passiert?

Im Juli dieses Jahres beschäftigte sich eine Jury im US-Bundesstaat Florida drei Wochen damit, inwieweit Teslas «Autopilot»-Technologie für den tödlichen Unfall in Key Largo im Jahr 2019 verantwortlich war.

Damals raste ein Tesla mit über 80 km/h über eine Kreuzung und prallte mit einem schwarzen SUV zusammen, der ordnungsgemäss auf der anderen Strassenseite geparkt war. Eine daneben stehende 22-Jährige starb; ihr Freund wurde schwer verletzt.

Am 1. August wurde das Urteil verkündet und sorgte für Schlagzeilen. Demnach muss Tesla bis zu 243 Millionen Dollar an Strafe und Schadensersatz an die Eltern der getöteten Frau und deren Freund zahlen.

Das Urteil sei ein schwerer Rückschlag für Tesla, das einen Grossteil seiner Zukunft auf die Entwicklung selbstfahrender Taxis setze, so die «New York Times».

Tesla hat das Verdikt nicht akzeptiert und umgehend angekündigt, in Berufung zu gehen.

Fahrer war abgelenkt

Der Unfallverursacher hatte angegeben, den Autopiloten benutzt zu haben, als er von der Strasse wegschaute, um sein heruntergefallenes Handy aufzuheben.

Die Kläger ihrerseits argumentierten, das unfallverursachende Fahrzeug habe den Besitzer nicht rechtzeitig gewarnt und der Autohersteller habe fahrlässig gehandelt, indem er die Fahrassistenz-Funktion auf einer Strasse zuliess, für die sie nicht ausgelegt war.

Tesla verfolgte seine bekannte Verteidigungsstrategie, wenn es um die «Autopilot»-Software geht, und erklärte, nicht für den Unfall verantwortlich zu sein. Laut Gesetz und Tesla-Betriebsanleitung müssten Fahrer die Kontrolle über ihr Auto behalten, unabhängig davon, ob die Autopilot-Funktion aktiviert sei oder nicht.

Tatsächlich hatte der Unfallverursacher das Strompedal noch kurz vor der Unfallkreuzung durchgetreten und damit die Sicherheitsfunktion ausser Kraft gesetzt, die das Auto bei Hindernissen automatisch hätte anhalten können. Im Zeugenstand sagte der Mann aus, er habe geglaubt, der Autopilot würde ihn schützen und schwere Unfälle verhindern, falls er Fehler mache.

Mit dem Tesla-Fahrer selbst konnten sich die Kläger laut «Washington Post» aussergerichtlich einigen, dieser habe eine nicht öffentlich bekannte Summe bezahlt.

Was macht den Fall so speziell?

«Für jeden vernünftigen Menschen war es offensichtlich, dass die Daten dort waren.»
Tesla-Hacker

Bekanntlich zeichnen die Elektroautos von Tesla während jeder Fahrt eine Flut von Informationen auf. Diese Fahrdaten werden einerseits im Auto gespeichert, andererseits werden sie übers Internet zu Tesla übertragen, respektive in ein Rechenzentrum des Herstellers.

Schon während des Prozesses war publik geworden, dass Tesla interne Fahrzeugdaten und Videoaufnahmen nicht freiwillig zur Verfügung stellen wollte respektive konnte. Erst nachdem die Kläger diese Daten aus dem Bordcomputer rekonstruiert hatten, legte das Unternehmen die Bordkameradaten selbst vor.

Die Angehörigen der getöteten Frau hatten eigenhändig einen «Chip» aus dem Unfallfahrzeug geborgen und in der Folge den selbsternannten Tesla-Hacker gebeten, die darauf gespeicherten Daten zu sichern.

«Die Daten, die die Kläger suchten, intern als Kollisions-Schnappschuss bezeichnet, zeigten genau, was die Fahrzeugkameras vor dem Unfall erfasst hatten, einschliesslich der jungen Frau, die getötet wurde.»
quelle: washingtonpost.com

Wie die «Washington Post» schreibt, gelang es dem Mann, die Daten auf dem Chip mit seinem Laptop auszuwerten, während er gerade in einem Starbucks in Südflorida eine heisse Schokolade trank.

Ein Tesla-Anwalt erklärte später vor Gericht, dass das Unternehmen die Daten die ganze Zeit über auf seinen eigenen Servern gespeichert hatte. Und er sagte, man habe sie nicht absichtlich «unterdrückt».

Der Rechtsanwalt argumentierte, Tesla habe nie daran gedacht, «die Daten zu verstecken». Vielmehr würden die Bordkamera-Aufnahmen beweisen, dass der Fahrer genügend Zeit gehabt hätte, auf die Fussgänger zu reagieren, die neben ihrem geparkten Auto standen.

Aufnahme einer Tesla-Bordkamera (zu einem Unfall aus dem Jahr 2019).
Diese und weitere Bordkamera-Aufnahmen aus der Unfallnacht wurden im Rahmen des Gerichtsprozesses verwendet.Screenshot: plainsite.org.

Eine Expertin für autonome Fahrtechnologie und frühere Beraterin der US-Strassenverkehrsbehörde NHTSA sagte vor Gericht, der «Autopilot» sei fehlerhaft, da er nicht auf Hindernisse reagiere und nicht dafür sorge, dass der Fahrer den Blick auf die Strasse lenkt. Ähnliche Fahrerassistenzsysteme anderer Autohersteller hätten Kameras, die den Blick des Fahrers verfolgten und so sicherstellten, dass dieser auf die Strasse schaut.

Inzwischen sind neuere Teslas wie das Model 3 ebenfalls mit Innenraum-Kameras ausgestattet.

Wer ist der Hacker?

Er sorgt nicht zum ersten Mal mit einem Tesla-Hack für Schlagzeilen. 2023 behauptete er, die Tesla-Fahrzeuge besässen einen geheimen «Elon-Modus», in dem die «Autopilot»-Funktion immer aktiviert sei.

Der US-Amerikaner will aus Angst vor Repressionen anonym bleiben und seinen Namen nicht in der Zeitung lesen, wie er der «Washington Post» sagte.

Interessantes Detail: Er ist auf der Social-Media-Plattform X des Tesla-Chefs Elon Musk aktiv und hat dort als @greentheonly über 80'000 Follower.

Tesla-Hacker, der bei X unter dem Nutzernamen @greentheonly agiert.
Screenshot: x.com

In seinem X-Profil hält der Mann fest, er berichte, was er sehe. «Wenn es gut ist, ist es gut; wenn es schlecht ist, ist es schlecht. Das hängt nicht von mir ab.»

Laut der «New York Times» sind den für Strassensicherheit zuständigen US-Behörden aus den Jahren 2018 bis 2023 mindestens 211 Unfälle bekannt, an denen Teslas mit aktiviertem Autopiloten beteiligt waren.

Quellen

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KarlWeber
02.09.2025 22:18registriert März 2017
Naja das klingt ehrlich gesagt alles etwas verwirrend in diesem Bericht was die Daten anbelangt.
Aber Schuld am Unfall ist ja wohl eindeutig der Fahrer. Das Gaspedal durchdrücken und noch irgendwie sein Handy am Boden suchen weil er denkt dass der Autopilot dann schon alles irgendwie regelt…keine Ahnung was man dazu sagen soll.
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Alnothur
02.09.2025 22:28registriert April 2014
Der einzige wirklich wichtige Satz im sensationsheischenden Artikel:
«Tatsächlich hatte der Unfallverursacher das Strompedal noch kurz vor der Unfallkreuzung durchgetreten und damit die Sicherheitsfunktion ausser Kraft gesetzt, die das Auto bei Hindernissen automatisch hätte anhalten können. »
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P. Meier
02.09.2025 22:13registriert März 2017
Die Daten wurden irrtümlich und unwissend nicht den Strafverfolgungsbehörden übergeben. Dafür sollte es noch eine Strafe wegen Behinderung der Justiz geben.
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