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Update: Apple-Chef Tim Cook hat in einem Interview mit der italienischen Zeitung «La Repubblica» unter anderem zur Standort-Wahl Stellung genommen. Er sei von Ministerpräsident Renzi darauf hingewiesen worden, dass der Süden Italiens wirtschaftlich schwach sei und Impulse brauchen könne. Dies sei mit ein Grund gewesen, warum Apple beschlossen habe, das Zentrum in Neapel zu eröffnen.
Noch gibt es in der süditalienischen Stadt keinen Apple Store. Dafür aber bald das erste europäische App-Entwicklerzentrum.
Apple hat am Donnerstag bekannt gegeben, dass in der drittgrössten Stadt Italiens ein entsprechendes Bildungsinstitut aufgebaut wird.
Laut Medienmitteilung will man dort den Studenten die praktischen Fähigkeiten vermitteln, die es braucht, um Anwendungen für das iPhone und andere iOS-Geräte wie das iPad zu entwickeln.
Laut Medienmitteilung sollen Tausende zukünftige Entwickler mithilfe eines speziellen Lehrplans darauf vorbereitet werden, Teil der Entwickler-Community von Apple zu werden.
Apple wird das App-Entwicklerzentrum aber nicht selber betreiben, sondern in Kooperation mit einer Partnerinstitution. Zusätzlich werde man im ganzen Land «mit Partnern zusammenarbeiten, die – abgestimmt auf diesen Lehrplan – Entwickler-Schulungen anbieten und Studenten somit zusätzliche Möglichkeiten eröffnen».
Aus Schweizer Sicht interessant ist Apples Ankündigung, dass das Unternehmen damit rechne, das Programm auf andere Länder in der ganzen Welt auszuweiten. Europa sei die Heimat einiger der kreativsten Entwickler weltweit, lässt sich Apple-Chef Tim Cook zitieren.
Die Schaffung vieler Arbeitsplätze, die direkt oder indirekt mit der App-Entwicklung zu tun haben, ist natürlich beste PR in eigener Sache.
Der US-Konzern spricht von einem beispiellosen Wachstum und informiert auf der eigenen Website über das moderne Job-Wunder. Durch den weltweiten App-Verkauf hätten europäische Entwickler schon mehr als 10 Milliarden Euro verdient.
Die Durchschlagskraft des iOS-Ökosystems wird durch Schweizer App-Entwickler bestätigt. «Apple bietet uns eine globale Reichweite und Relevanz, eine starke Vertriebsplattform, hervorragende Geräte und effiziente Entwicklungswerkzeuge» sagt der Chef der Software-Schmide Bring! Labs AG, Marco Cerqui. «Für uns als Start-Up sind das zentrale Erfolgsfaktoren, um unsere Vision umzusetzen».
Die in Zürich beheimatete Firma hat die populäre Einkaufszettel-App «Bring!» fürs iPhone und Android herausgebracht.
Apple dürfte bei der Standort-Wahl die verschiedensten Faktoren sorgfältig gegeneinander abgewogen haben.
Bekanntlich gilt der Norden Italiens als der eigentliche Wirtschaftsmotor. Umso erstaunlicher mutete es an, dass der Süden zum Zug kommt. Neapel war lange wegen Korruption und Misswirtschaft in Verruf.
Nachdem es mehrere Jahre ruhig war in der Hafenstadt, entbrannte 2015 erneut ein Krieg zwischen verfeindeten Mafia-Clans. Die FAZ berichtete, es sei eine junge Generation von Mafiosi herangewachsen, die brutaler sei als ihre Väter. Die Polizei erscheine machtlos.
Dass sich Apple weder für Rom oder Mailand entschieden hat, sondern für Neapel, hat umso mehr grosse Symbolkraft. Es ist ein mutiger Entscheid, der für die Region viel bedeuten dürfte.
Apple seinerseits musste in Italien zuletzt negative Schlagzeilen hinnehmen, wie die Tageszeitung Corriere della Sera erinnert. Wegen eines Steuerstreits mit den italienischen Behörden zahlte der Konzern einem Insider zufolge 318 Millionen Euro nach.
Apple setzt nicht nur bei der Software-Entwicklung auf den Alten Kontinent. Man arbeite darüber hinaus mit Europas führenden Herstellern von mechanischen Mikro-Elektronik-Systemen zusammen, die die winzig kleinen Bauteile kreieren, die einige der Sensor- und Audio-Technologien in iOS-Geräten antreiben.
Im Wettstreit der Smartphone-Ökosysteme mit Android von Google gelte iOS trotz des geringeren Marktanteils nach wie vor als die lukrativere Plattform, konstatiert die Nachrichtenagentur SDA. Das Geld für Apps sitze bei Käufern der teureren iPhones oft lockerer.