IBM will Red Hat übernehmen. Der Mega-Deal beträgt rund 34 Milliarden Dollar, wie die Unternehmen am Sonntag ankündigten.
[NEWS] @IBM to acquire Red Hat and become the world's leading #hybridcloud provider. https://t.co/goihRICRr3 https://t.co/G8SKS5gsVk pic.twitter.com/GJL4UmBu1B
— Red Hat, Inc. (@RedHat) 28. Oktober 2018
Der Software-Gigant Red Hat ist vor allem durch sein Open-Source-Betriebssystem Linux bekannt geworden, das mit Microsofts Windows konkurriert.
Red Hat startete vor 25 Jahren mit einer eigenen Variante des Open-Source-Betriebssystems Linux, die vor allem auf Servercomputern verwendet wird. Heute erzielt das Unternehmen seinen Umsatz vor allem mit seinem Softwarepaket und Serviceangebot Red Hat Enterprise Linux sowie anderen Technologien, die häufig in Rechenzentren eingesetzt werden.
Mit dem Börsengang von Red Hat im Jahr 1999 wurde auch Linux-Erfinder Linus Torvalds zum Millionär, da ihm Red-Hat-Gründer Marc Ewing aus Dankbarkeit Aktienoptionen zugesprochen hatte.
Der weltgrösste IT-Dienstleister IBM, auch Big Blue genannt, erreicht durch den Mega-Deal eine Vormachtstellung im globalen Cloud-Geschäft.
Mit der bisher grössten Übernahme der Firmengeschichte will man sich ein noch grösseres Stück der IT-Ausgaben von Unternehmen sichern.
Bei Cloud-Angeboten kommen Software und Dienste direkt aus dem Internet, die Programme laufen also auf Servern in Rechenzentren, und nicht auf «lokalen» Computern.
«Die Übernahme von Red Hat ändert alles in dem Spiel», wird IBM-Chefin Ginni Rometty zitiert. «Es verändert alles im Cloud-Markt.»
IBM werde durch die Akquisition der weltgrösste Hybrid-Cloud-Anbieter und der einzige mit einer Open-Cloud-Lösung.
Red Hat soll unter dem Dach von IBMs Hybrid-Cloud-Abteilung unter dem bisherigen Namen weiterarbeiten. Red-Hat-CEO Jim Whitehurst bleibt demnach weiterhin am Ruder und wird ins IBM-Management integriert.
Alle rund 12'600 Mitarbeiter von Red Hat sollen übernommen werden, sagte Rometty dem «Wall Street Journal».
Schwer zu sagen, die Auswirkungen sind noch nicht absehbar.
Grundsätzlich betroffen von dem IBM-Red-Hat-Deal sind eigentlich alle, die mit ihrem PC, Smartphone oder Tablet ins Internet gehen. Ob privat oder geschäftlich.
Bernd: Rate mal wer Red Hat gekauft hat.
— Mela Eckenfels (@Felicea) 28. Oktober 2018
Mela: Microsoft?
Bernd: Nein.
Mela: *ungläubig* Apple?
Bernd: Nein.
Mela: *zweifelnd* SAP?
Bernd: Nein, IBM.
Mela: Oh, die gibts ja auch noch.
Bernd: Das war auch mein erster Gedanke.#SzenenEinerEhe
Die Entwicklung von Open-Source-Software soll durch den Deal gestärkt werden, betonen die Unternehmen. Beide sehen sich verpflichtet, weiter zur Linux-Community beizutragen.
The Next Web kommentiert, die Linux-Welt werde durch den Deal gestärkt: In den letzten 19 Jahren habe IBM Millionen – wenn nicht Milliarden – für die Unterstützung des Linux-Ökosystems ausgegeben, indem es Geld und Entwicklerzeit zur Verfügung gestellt habe.
Im Cloud-Markt gehören unter anderem Microsoft, Google und Amazon zu den Konkurrenten von IBM. Microsoft kaufte jüngst die von vielen Linux-Programmierern genutzte Entwicklerplattform GitHub.
Es ist einer der grössten Deals der US-Tech-Geschichte.
Die grössten Software-Akquisitionen:*
*(wie Tech Crunch berichtet.)
Der IBM-Red-Hat-Deal sei ein Beweis dafür, dass die Skalierbarkeit von Software den Wohlstand massiv konzentrieren könne, kommentiert Tech Crunch. Sprich: Es werden vor allem die reichen und superreichen Aktionäre profitieren.
In der Geschichte der US-amerikanischen IT-Industrie waren nur zwei Deals noch grösser als die nun angekündigte Übernahme von Red Hat: 2016 fusionierten für 67 Milliarden Dollar der Computerhersteller Dell und der Speicherspezialist EMC. Im Jahr 2000, kurz vor dem Platzen der Dot-Com-Blase, schluckte das Netzwerkunternehmen JDS Uniphase für 41 Milliarden Dollar den Spezialisten für optische Bauteile SDL.
IBM-Chefin Ginni Rometty will den 1911 gegründeten IT-Dinosaurier zukunftssicher machen, indem sie wenig profitable alte Geschäftsbereiche schrumpft und dafür stärker auf künstliche Intelligenz (Supercomputer Watson) und Cloud-Dienste setzt.
Der Umbau liess den Umsatz sechs Jahre lang sinken. Romettys Sanierungskurs schien Früchte zu tragen, weil IBM drei Quartale in Folge mit Wachstum schaffte. Doch zuletzt gab es wieder ein Vierteljahr mit sinkenden Erlösen, das setzte auch die Aktie unter Druck.
Nein. Es braucht noch die Zustimmung der Red-Hat-Aktionäre sowie grünes Licht der Aufsichtsbehörden.
Mit 190 Dollar je Aktie bietet IBM einen satten Aufschlag von gut 60 Prozent auf den Schlusskurs von Red Hat von Freitag. Der Preis von 34 Milliarden Dollar schliesst auch Schulden von Red Hat ein, IBM will dafür neben seinen Geldreserven auch auf Kredite zurückgreifen. Mit dem Abschluss des Deals rechnen die Unternehmen im zweiten Halbjahr 2019.
Mit Material der SDA
(dsc)