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Red Hat: IBM schluckt Linux-Gigant – ein FAQ

This undated photo provided by International Business Machines Corporation (IBM) shows Watson, powered by IBM POWER7, is a work-load optimized system that can answer questions posed in natural languag ...
IBM hat den Supercomputer Watson entwickelt. Und will nun im Cloud-Geschäft wachsen.Bild: IBM

IBM schluckt Linux-Gigant Red Hat – 5 Fragen und Antworten zum Monsterdeal

Noch müssen die Aktionäre und die Aufsichtsbehörden zustimmen.
29.10.2018, 07:0429.10.2018, 08:29
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IBM will Red Hat übernehmen. Der Mega-Deal beträgt rund 34 Milliarden Dollar, wie die Unternehmen am Sonntag ankündigten.

Was tut Red Hat?

Der Software-Gigant Red Hat ist vor allem durch sein Open-Source-Betriebssystem Linux bekannt geworden, das mit Microsofts Windows konkurriert.

Red Hat startete vor 25 Jahren mit einer eigenen Variante des Open-Source-Betriebssystems Linux, die vor allem auf Servercomputern verwendet wird. Heute erzielt das Unternehmen seinen Umsatz vor allem mit seinem Softwarepaket und Serviceangebot Red Hat Enterprise Linux sowie anderen Technologien, die häufig in Rechenzentren eingesetzt werden.

Mit dem Börsengang von Red Hat im Jahr 1999 wurde auch Linux-Erfinder Linus Torvalds zum Millionär, da ihm Red-Hat-Gründer Marc Ewing aus Dankbarkeit Aktienoptionen zugesprochen hatte.

Was bedeutet der Deal für IBM?

Der weltgrösste IT-Dienstleister IBM, auch Big Blue genannt, erreicht durch den Mega-Deal eine Vormachtstellung im globalen Cloud-Geschäft.

Mit der bisher grössten Übernahme der Firmengeschichte will man sich ein noch grösseres Stück der IT-Ausgaben von Unternehmen sichern.

Bei Cloud-Angeboten kommen Software und Dienste direkt aus dem Internet, die Programme laufen also auf Servern in Rechenzentren, und nicht auf «lokalen» Computern.

«Die Übernahme von Red Hat ändert alles in dem Spiel», wird IBM-Chefin Ginni Rometty zitiert. «Es verändert alles im Cloud-Markt.»

Ginni Rometty, Chairman and CEO of IBM, listens to a speaker during the Clinton Global Initiative 2014 (CGI) in New York in this file photo from September 22, 2014. International Business Machines Cor ...
IBM-Chefin Ginni Rometty.Bild: keystone

IBM werde durch die Akquisition der weltgrösste Hybrid-Cloud-Anbieter und der einzige mit einer Open-Cloud-Lösung.

«Hybrid Clouds sind eine Mischform aus öffentlich, meist über das Internet zugänglichen Clouds, wie sie auch von Google angeboten werden, und sogenannten Private Clouds, die vor allem aus Gründen der Datensicherheit von Unternehmen für ihre IT-Dienste bevorzugt werden.»
quelle: standard.at

Red Hat soll unter dem Dach von IBMs Hybrid-Cloud-Abteilung unter dem bisherigen Namen weiterarbeiten. Red-Hat-CEO Jim Whitehurst bleibt demnach weiterhin am Ruder und wird ins IBM-Management integriert.

Alle rund 12'600 Mitarbeiter von Red Hat sollen übernommen werden, sagte Rometty dem «Wall Street Journal».

Was bedeutet das für die User?

Schwer zu sagen, die Auswirkungen sind noch nicht absehbar.

Grundsätzlich betroffen von dem IBM-Red-Hat-Deal sind eigentlich alle, die mit ihrem PC, Smartphone oder Tablet ins Internet gehen. Ob privat oder geschäftlich.

Die Entwicklung von Open-Source-Software soll durch den Deal gestärkt werden, betonen die Unternehmen. Beide sehen sich verpflichtet, weiter zur Linux-Community beizutragen.

The Next Web kommentiert, die Linux-Welt werde durch den Deal gestärkt: In den letzten 19 Jahren habe IBM Millionen – wenn nicht Milliarden – für die Unterstützung des Linux-Ökosystems ausgegeben, indem es Geld und Entwicklerzeit zur Verfügung gestellt habe.

Im Cloud-Markt gehören unter anderem Microsoft, Google und Amazon zu den Konkurrenten von IBM. Microsoft kaufte jüngst die von vielen Linux-Programmierern genutzte Entwicklerplattform GitHub.

Wie gross ist der Deal?

Es ist einer der grössten Deals der US-Tech-Geschichte.

Die grössten Software-Akquisitionen:*

  1. IBM will Red Hat für rund 34 Milliarden US-Dollar übernehmen.
  2. 2016: Microsoft kauft LinkedIn für 26,2 Milliarden.
  3. 2014: Facebook schluckt WhatsApp für 22 Milliarden.

*(wie Tech Crunch berichtet.)

Der IBM-Red-Hat-Deal sei ein Beweis dafür, dass die Skalierbarkeit von Software den Wohlstand massiv konzentrieren könne, kommentiert Tech Crunch. Sprich: Es werden vor allem die reichen und superreichen Aktionäre profitieren.

In der Geschichte der US-amerikanischen IT-Industrie waren nur zwei Deals noch grösser als die nun angekündigte Übernahme von Red Hat: 2016 fusionierten für 67 Milliarden Dollar der Computerhersteller Dell und der Speicherspezialist EMC. Im Jahr 2000, kurz vor dem Platzen der Dot-Com-Blase, schluckte das Netzwerkunternehmen JDS Uniphase für 41 Milliarden Dollar den Spezialisten für optische Bauteile SDL.

Warum gerade jetzt?

IBM-Chefin Ginni Rometty will den 1911 gegründeten IT-Dinosaurier zukunftssicher machen, indem sie wenig profitable alte Geschäftsbereiche schrumpft und dafür stärker auf künstliche Intelligenz (Supercomputer Watson) und Cloud-Dienste setzt.

Der Umbau liess den Umsatz sechs Jahre lang sinken. Romettys Sanierungskurs schien Früchte zu tragen, weil IBM drei Quartale in Folge mit Wachstum schaffte. Doch zuletzt gab es wieder ein Vierteljahr mit sinkenden Erlösen, das setzte auch die Aktie unter Druck.

Ist der Deal schon durch?

Nein. Es braucht noch die Zustimmung der Red-Hat-Aktionäre sowie grünes Licht der Aufsichtsbehörden.

Mit 190 Dollar je Aktie bietet IBM einen satten Aufschlag von gut 60 Prozent auf den Schlusskurs von Red Hat von Freitag. Der Preis von 34 Milliarden Dollar schliesst auch Schulden von Red Hat ein, IBM will dafür neben seinen Geldreserven auch auf Kredite zurückgreifen. Mit dem Abschluss des Deals rechnen die Unternehmen im zweiten Halbjahr 2019.

Mit Material der SDA

(dsc)

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Kevin Justin Bünzli
29.10.2018 08:44registriert Juni 2014
Ginni: Watson, buy Red Dead Redemption 2."

Watson: "Ok Ginni, buying RedHat Enterprise Linux 2."
Ginni:"NO! I said Red Dead!"

Watson: "OK Ginni, buying RedHat."
Ginni:... ... ...
701
Melden
Zum Kommentar
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Töfflifahrer
29.10.2018 08:22registriert August 2015
Java ging mit Sun zu Oracle, GitHub zu Microsoft, Red Hat zu IBM.
Ob dies alles letztendlich gut für die Nutzer ist?
384
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