Es war einmal ein Mann, der sich «Johnny Miller» nannte und als seriöser «Journalist» ausgab. Tatsächlich ist der Brite ein Putin-Propagandist, der unter anderem auf der Online-Plattform X die russischen Kriegsverbrechen verharmlost und die Ukraine und den Westen verunglimpft.
Johnny arbeitet für das in Europa verbannte iranische Staats-Auslandsfernsehen, «Press-TV» genannt. Bekanntlich ist das Mullah-Regime ein wichtiger Partner für Putin. Es liefert den Russen unter anderem die Killerdrohne Shahed, mit der die ukrainische Zivilbevölkerung terrorisiert wird. Und es lässt die russische Propaganda 1 zu 1 weiterverbreiten.
Dann war Johnny zur falschen Zeit am falschen Ort: auf der von den Russen besetzten ukrainischen Halbinsel Krim, in der Stadt Sewastopol. Und zwar genau an dem Tag, als die Ukraine einen verheerenden Raketenangriff auf das Kommando der russischen Schwarzmeer-Flotte durchführte. Wie sich später herausstellte, wurden bei dem gezielten Bombenangriff dutzende hochrangige Offiziere getötet.
In einem auf der Online-Plattform X veröffentlichten Video ist zu sehen, wie Johnny am Hafen in Sewastopol stehend das dramatische Geschehen in Echtzeit kommentiert.
#war The moment of the missile strike on the building of the Black Sea Fleet HQ live by @johnnyjmils pic.twitter.com/oFQLxIN24j
— Capt(N) (@Capt_Navy) September 22, 2023
Das Internet-Kollektiv NAFO versteht sich als pro-ukrainisches Verteidigungsbündnis im Internet. Mit frechen Troll-Attacken haben sich die Freiwilligen einen Namen gemacht und sind zum Schrecken westlicher Putin-Versteher geworden. Und natürlich wollten die «Fellas», wie sich die NAFO-Mitglieder nennen, diese besondere Gelegenheit nutzen ...
Bitte retweeten Sie, um diesen selbstlosen Helden berühmt zu machen.
— Anna (@Anna_lena2022) September 22, 2023
Brave @johnnyjmils hilft dem ukrainischen Militär bei der Koordinierung eines Raketenangriffs auf das Hauptquartier der russischen Marine in Sewastopol. https://t.co/WMwlojaJRn
Ein anderer X-User dankte Johnny.
Ein weiteres NAFO-Mitglied kommentierte, man bete dafür, dass der russische Geheimdienst FSB Johnny nicht finde und ihm den Pass und die Möglichkeit nehme, in den Westen zurückzureisen, wo ihn «ein Heldenempfang» erwarte.
Und dann gab es noch die augenzwinkernden NAFO-Postings, in denen auf die sehr gute Geheimdienst-Ausbildung verwiesen wurde, die Johnny beim britischen Geheimdienst MI6 oder der amerikanischen CIA genossen habe. Dies war eine Anspielung auf die schon verschiedentlich von Putin-Propagandisten geäusserte Vermutung, das Internet-Kollektiv werde insgeheim von den Geheimdiensten finanziert.
Nachdem Johnny in mehreren Augenzeugen-Videos über den Raketenangriff in Sewastopol berichtet und mit seinen Postings sehr viele Reaktionen ausgelöst hatte, versuchte er offenbar, noch die Wogen zu glätten. Ohne Erfolg.
Dann wurde es auffällig still um den Putin-Propagandisten. Seine entsprechenden Postings bei X und bei Telegram verschwanden und er publizierte gar nichts mehr.
Wer hingegen nicht stumm blieb, war die NAFO.
Und es wurden bereits Nachrufe laut.
Ein weiteres NAFO-Mitglied twitterte:
Natürlich ist nicht davon auszugehen, dass die russischen Geheimdienste auf die NAFO hereingefallen sind und Johnny tatsächlich aus dem Verkehr gezogen haben, weil sie ihn für einen ukrainischen Doppelagenten hielten.
Sicher ist hingegen: Für Putin-Propagandisten auf der besetzten Krim könnte es also schon bald neues Filmmaterial geben. Die ukrainischen Partisanen haben bereits neue lohnenswerte Ziele für Raketenangriffe ausgekundschaftet. Wie etwa ein vom Militär genutztes Treibstoff-Lager.