Gesundheit
Forschung

Gesund leben hin oder her –Ob du an Krebs erkrankst, ist fast immer zufällig

ZUR DISKUSSION DES STABILISIERUNGSPROGRAMM IM NATIONALRAT, DAS EINSPARUNGEN BEI DER FORSCHUNG, DER ENTWICKLUNGSHILFE UND DER PRAEMIENVERBILLIGUNG, NICHT JEDOCH BEI DER LANDWIRTSCHAFT VORSIEHT, STELLEN ...
Diagnose: Krebs. Oft können die Betroffenen nichts für die Krankheit.Bild: KEYSTONE

Gesund leben hin oder her – ob du an Krebs erkrankst, ist fast immer zufällig

Eine neue Krebsstudie besagt, dass zwei Drittel der Krebserkrankungen durch puren Zufall und nicht durch äussere Einflüsse bestimmt werden. Wenn du Pech hast, kannst du also trotz gesunden Lebensstils Krebs kriegen. Einige Krebsarten werden sogar zu 95 Prozent von Zufällen bestimmt.
31.03.2017, 14:0531.03.2017, 19:41
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Das Krebsrisiko eines Menschen soll stärker vom Zufall abhängig sein, als von seinem Erbgut und seiner Umwelt. Das stellen zwei Wissenschaftler von der University in Baltimore (USA) in einer neuen Studie fest.

Der Biostatistiker Cristian Tomasetti und der Onkologe Bert Vogelstein fanden heraus, dass zwei Drittel aller Krebsmutationen auf Fehlern in der Zellteilung beruhen. 

«Knochenkrebs wird zu 95 Prozent von zufälligen Kopierfehlern bestimmt.»
Tomasetti und Vogelstein
Krebsarten, die erhöht vom Zufall bestimmt werden:
Prostata– 95 Prozent
Knochen – 95 Prozent 
Hirn – 95 Prozent 
Bauchspeicheldrüse – 77 Prozent 

«Es ist bekannt, dass wir Umweltfaktoren wie Rauchen vermeiden müssen, um das Krebsrisiko zu senken», sagt Tomasetti in einer Mitteilung der Universität. «Weniger bekannt ist, dass eine normale Zelle, die sich teilt und ihre DNA kopiert, jedes Mal mehrere Fehler macht. Diese Kopierfehler sind eine bedeutende Quelle von Krebsmutationen, die historisch unterschätzt wird.» Ein Fehler in einer Stammzelle wird also mitunter an Milliarden Tochterzellen weitergegeben. So können sich später Tumore bilden. 

Krebsarten, die erhöht von äusseren Einflüssen bestimmt werden:
Lunge – 65 Prozent
Haut – 65 Prozent
Speiseröhre – 65 Prozent​
Zellteilung
Bei einer Zellteilung treten in der Regel drei Kopierfehler auf.

Bei einer Zellteilung werden rund 3,3 Milliarden Basenpaare der DNA kopiert. Dabei treten in der Regel bis zu drei Kopierfehler auf, schreiben die Forscher. Diesen Wert verglichen die Wissenschaftler mit der Stammzellenteilung von 17 Krebsarten und der Häufigkeit der jeweiligen Tumore. 

«Solche Tumore werden immer auftreten, egal wie perfekt die Umwelt ist»
Cristian Tomasetti, Biostastitiker

Das Team fand so heraus, dass 66 Prozent aller Tumormutationen das Resultat von zufälligen Kopierfehlern ist. 29 Prozent basieren auf Umwelteinflüssen und fünf Prozent gehen auf Erbfaktoren zurück. «Solche Tumore werden immer auftreten, egal wie perfekt die Umwelt ist», sagt Vogelstein.

Manche Krebsarten sind sogar noch mehr von Zufall bestimmt. 
Prostata-, Gehirn- und Knochenkrebs werden demnach zu 95 Prozent von zufälligen Kopierfehlern bestimmt.

Krebszelle, Krebs
Bauchspeicheldrüsenkrebs wird zu 77 Prozent vom Zufall bestimmt.Bild: Shutterstock

Das Team betont jedoch, dass der Einfluss der Lebensweise für andere Krebsarten durchaus beträchtlich ist. Bei Lungenkrebs stellen Umweltfaktoren wie Rauchen etwa 65 Prozent der Mutationen dar, aber selbst hier machen zufällige Kopierfehler immer noch 35 Prozent aus.

Grundsätzlich empfehlen die Forscher zwei Formen der Krebsprävention: Bei jenen Tumorarten, bei denen die Umwelt eine wichtige Rolle spielt, solle man Tipps zur Vorbeugung geben. Bei den anderen Tumoren, die vor allem vom Zufall abhängen, sei dagegen eine gute Früherkennung gefragt.

Die Ergebnisse von Tomasetti und Vogelstein sind in der Wissenschaft durchaus umstritten und sorgen für Diskussionen.

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«Ein Verständnis des Krebsrisikos, das Pech ignorieren würde, wäre ebenso unangebracht wie eines, das Umwelt- und Erbfaktoren nicht berücksichtigen würde», schreibt Martin Nowak von der Harvard University. «Die frühere Analyse von Tomasetti und Vogelstein hat schon viele Diskussionen verursacht, und die neuen Resultate werden das ebenfalls tun. Die Ergebnisse zeigen einen eindeutigen Bedarf, Krebs mathematisch präzise zu verstehen.» (sem)

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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Randy Orton
31.03.2017 15:35registriert April 2016
Der Satz im Titel "ob du an Krebs erkrankst ist fast immer Zufall" und die im Artikel erwähnten 29% der Krebserkrankungen die auf Umweltfaktoren zurückführen sind, widersprechen sich diametral.
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Wehrli
31.03.2017 14:33registriert September 2016
Liebe Watson-Radaktion-Schnellspritzer, lest doch den Artikel und die Meta-site: In denen auch klar steht:
"Their study, which was widely misinterpreted as saying that most cancers are due neither to genetic inheritance nor environmental factors but simply bad luck"
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Sinthobob
31.03.2017 16:20registriert August 2016
Hm..lustig.
Letztens gab es ein Artikel auf Watson in dem Stand dass Sport einmal pro Woche hilft, das Krebsrisiko zu reduzieren.
Hab einige Blitze geerntet, als ich gesagt habe dass es Zufall ist, wen es trifft (egal ob profisportler, veganer, kettenraucher oder nichtraucher; bad luck halt.)
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