Sportmuffel, die in einer Grossstadt mit hohem Verkehrsaufkommen leben und körperliche Aktivitäten im Freien bisher mit dem Hinweis auf die hohe Schadstoffbelastung ablehnten, haben jetzt eine Ausrede weniger: Sport, so fanden Forscher der Universität Kopenhagen heraus, ist auch in Gegenden mit hoher Luftverschmutzung gesund. Oder anders gesagt: Die Vorteile von regelmässigem Sport – zum Beispiel vier Stunden Fahrradfahren pro Woche – überwiegen die gesundheitlichen Nachteile der dreckigen Luft.
Für die Studie, die kürzlich im Journal of the American Heart association Report vorgestellt wurde, untersuchten die Forscher über 50'000 Menschen im Alter zwischen 50 und 65 Jahren, von denen rund 3000 in Untersuchungszeitraum von 18 Jahren einen Herzinfarkt erlitten hatten. Beim anschliessenden Vergleich mit der Stickstoffdioxidbelastung der Probanden stellte sich heraus, dass Personen, die einer hohen Belastung des unsichtbaren Gases ausgesetzt sind, auch ein höheres Risiko haben, einen Herzinfarkt zu erleiden. Trieben die Probanden jedoch regelmässig Sport, sank das Risiko von Herzerkrankungen deutlich – auch bei denjenigen, die regelmässig Abgase einatmen müssen.
Einen Haken hat die Studie allerdings: Sie misst nur die Stickstoffdioxidbelastung. Andere Schadstoffe, zum Beispiel Feinstaub, fanden nicht Eingang in die Untersuchung. Auch allfällige Vermeidungseffekte – zum Beispiel, dass die Probanden an Tagen mit hoher Schadstoffbelastung keinen Sport trieben – berücksichtigte die Untersuchung nicht. Trotzdem gilt: Auch urbane Sportmuffel älteren Semesters sollten sich wohl oder übel bald die Joggingschuhe schnüren – oder sich eine neue Ausrede zulegen. (wst)