71,1 Millionen. So viele Menschen mussten ihren Heimatort innerhalb ihres Landes aufgrund von Konflikten, Hunger und der Klimakrise verlassen. Das sind 20 Prozent mehr als im Vorjahr.
Beispiellos ist auch die Anzahl jener Menschen, die aus ihren Heimatländern fliehen mussten: Mit 60,9 Millionen ist ein Anstieg von 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen.
Die Gründe – und welche Menschen in der Schweiz Zuflucht gesucht haben:
Noch nie waren in einem Jahr so viele Menschen auf der Flucht wie 2022. Dies berichtet die Beobachtungsstelle für intern Vertriebene (IDMC). Natur- und Klimakatastrophen haben rund 32,6 Millionen Menschen aus ihrem Heimatort vertrieben. 8,7 Millionen sind Binnenvertriebene, also Menschen, die aufgrund der Klimakrise innerhalb ihres Landes flüchten mussten.
Eine der Hauptursachen war der Monsunregen, welcher Pakistan im letzten Sommer heimsuchte. Die Überschwemmungen lösten eine Flüchtlingswelle von mehr als acht Millionen Menschen aus. Ein weiterer Auslöser waren Dürren – wie etwa jene am Horn von Afrika.
Auch der Krieg in der Ukraine hat zum «noch nie dagewesenen Ausmass» beigetragen. Rund 17 Millionen Menschen gelten als vertrieben, wobei im letzten Jahr rund 5,9 Millionen Menschen aus der Ukraine geflüchtet sind. Laut UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) erhielten allein in Europa rund fünf Millionen Menschen Schutz.
Der Ukrainekrieg führte zudem zu einer globalen Krise der Ernährungssicherheit, welcher die Verringerung des Welthungers gemäss DMC-Bericht untergraben hat.
In zehn Ländern ist das Problem besonders gross, sie machen zusammen drei Viertel der Vertriebenen aus, wie die Beobachtungsstelle berichtete: Syrien, Afghanistan, die Demokratische Republik Kongo, Ukraine, Kolumbien, Äthiopien, der Jemen, Nigeria, Somalia und der Sudan.
Im Sudan gab es schon vor den jüngsten Kämpfen 3,7 Millionen Vertriebene. Da sich die Zahlen auf 2022 beziehen, ist die jüngste Massenflucht nach Ausbruch der Kämpfe im Sudan Mitte April nicht berücksichtigt. Dort wurden seit Mitte April mindestens 700'000 Menschen im eigenen Land vertrieben. Mindestens 150'000 flohen bis 9. Mai bereits über die Grenzen in Nachbarländer.
Der grösste Teil der Schutzsuchenden in der Schweiz kam 2022 aus der Ukraine. Rund 75'000 Menschen aus der Ukraine haben im letzten Jahr Zuflucht in der Schweiz gesucht. Da diese den Schutzstatus S erhalten, zählen sie nicht zu den Asylbewerbern.
Dennoch ist auch die Anzahl der Asylsuchenden 2022 gestiegen – um mehr als 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 24'511 Asylgesuche sind eingereicht worden. Die meisten Gesuche stammen von Menschen aus Afghanistan, gefolgt von der Türkei, Eritrea, Algerien, Syrien, Burundi, Georgien und Iran.
(cst, mit Material der sda)