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Noch nie waren so viele Menschen auf der Flucht wie 2022

Noch nie waren so viele Menschen auf der Flucht wie 2022

11.05.2023, 16:0911.05.2023, 16:09
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71,1 Millionen. So viele Menschen mussten ihren Heimatort innerhalb ihres Landes aufgrund von Konflikten, Hunger und der Klimakrise verlassen. Das sind 20 Prozent mehr als im Vorjahr.

Beispiellos ist auch die Anzahl jener Menschen, die aus ihren Heimatländern fliehen mussten: Mit 60,9 Millionen ist ein Anstieg von 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen.

Die Gründe – und welche Menschen in der Schweiz Zuflucht gesucht haben:

Klimawandel als Fluchtgrund

Noch nie waren in einem Jahr so viele Menschen auf der Flucht wie 2022. Dies berichtet die Beobachtungsstelle für intern Vertriebene (IDMC). Natur- und Klimakatastrophen haben rund 32,6 Millionen Menschen aus ihrem Heimatort vertrieben. 8,7 Millionen sind Binnenvertriebene, also Menschen, die aufgrund der Klimakrise innerhalb ihres Landes flüchten mussten.

FILE - Victims of regional flooding from monsoon rains receive relief aid from the Pakistani Army in the Qambar Shahdadkot district of Sindh Province, Pakistan, Sept. 9, 2022. (AP Photo/Fareed Khan, F ...
Im Sommer 2022 hat ein Rekordmonsun in Pakistan schwere Überschwemmungen verursacht.Bild: keystone
A woman wades through a flooded area after heavy rains in the Shikarpur district of Sindh province, Pakistan, Tuesday, Aug. 30, 2022. Disaster officials say nearly a half million people in Pakistan ar ...
Eine Frau watet nach heftigen Regenfällen durch ein überschwemmtes Gebiet in der pakistanischen Provinz Sindh, August 2022.Bild: keystone
FILE - Victims of heavy flooding from monsoon rains carry relief aid through flood water in the Qambar Shahdadkot district of Sindh Province, Pakistan, Sept. 9, 2022. Scientists have said climate chan ...
Die Zerstörung hat die Debatte über die Frage der Klimagerechtigkeit verschärft.Bild: keystone

Eine der Hauptursachen war der Monsunregen, welcher Pakistan im letzten Sommer heimsuchte. Die Überschwemmungen lösten eine Flüchtlingswelle von mehr als acht Millionen Menschen aus. Ein weiterer Auslöser waren Dürren – wie etwa jene am Horn von Afrika.

«Konflikte und Katastrophen haben die bereits bestehenden Schwachstellen und Ungleichheiten der Menschen verschärft und zu Vertreibungen in einem noch nie dagewesenen Ausmass geführt.»
Jan Egeland, Generalsekretär des norwegischen Flüchtlingsrats

Ukraine als trauriger Spitzenreiter der Vertriebenen

Auch der Krieg in der Ukraine hat zum «noch nie dagewesenen Ausmass» beigetragen. Rund 17 Millionen Menschen gelten als vertrieben, wobei im letzten Jahr rund 5,9 Millionen Menschen aus der Ukraine geflüchtet sind. Laut UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) erhielten allein in Europa rund fünf Millionen Menschen Schutz.

FILE - Internally displaced people look out from a bus at a refugee center in Zaporizhia, Ukraine, Friday, March 25, 2022. Quantifying the toll of Russia?s war in Ukraine remains an elusive goal a yea ...
Binnenvertriebene schauen aus einem Bus in einem Flüchtlingszentrum in Saporischschja, Ukraine, 25. März 2022.Bild: keystone

Der Ukrainekrieg führte zudem zu einer globalen Krise der Ernährungssicherheit, welcher die Verringerung des Welthungers gemäss DMC-Bericht untergraben hat.

Die internationale Übersicht

In zehn Ländern ist das Problem besonders gross, sie machen zusammen drei Viertel der Vertriebenen aus, wie die Beobachtungsstelle berichtete: Syrien, Afghanistan, die Demokratische Republik Kongo, Ukraine, Kolumbien, Äthiopien, der Jemen, Nigeria, Somalia und der Sudan.

Binnenvertreibungen durch Konflikte (orange) und Katastrophen (blau) im Jahr 2022.
Binnenvertreibungen durch Konflikte (orange) und Katastrophen (blau) im Jahr 2022. grafik: idmc

Im Sudan gab es schon vor den jüngsten Kämpfen 3,7 Millionen Vertriebene. Da sich die Zahlen auf 2022 beziehen, ist die jüngste Massenflucht nach Ausbruch der Kämpfe im Sudan Mitte April nicht berücksichtigt. Dort wurden seit Mitte April mindestens 700'000 Menschen im eigenen Land vertrieben. Mindestens 150'000 flohen bis 9. Mai bereits über die Grenzen in Nachbarländer.

Diese Menschen haben 2022 Zuflucht in der Schweiz gesucht

Der grösste Teil der Schutzsuchenden in der Schweiz kam 2022 aus der Ukraine. Rund 75'000 Menschen aus der Ukraine haben im letzten Jahr Zuflucht in der Schweiz gesucht. Da diese den Schutzstatus S erhalten, zählen sie nicht zu den Asylbewerbern.

Dennoch ist auch die Anzahl der Asylsuchenden 2022 gestiegen – um mehr als 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 24'511 Asylgesuche sind eingereicht worden. Die meisten Gesuche stammen von Menschen aus Afghanistan, gefolgt von der Türkei, Eritrea, Algerien, Syrien, Burundi, Georgien und Iran.

(cst, mit Material der sda)

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