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Iran greift US-Stützpunkte in Katar und Irak an – was wir wissen

Iran schiesst Raketen auf US-Militär in Katar – der Angriff in 5 Punkten

Der Iran feuerte am Montagabend Raketen auf einen grossen US-Stützpunkt in Katar ab. Was zunächst nach einer totalen Eskalation der Situation im Mittleren Osten aussah, entpuppte sich als symbolischer Akt. Die Lage in der Übersicht.
23.06.2025, 20:2024.06.2025, 05:44
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Was ist passiert?

Der Iran feuerte am Montagabend Schweizer Zeit Raketen in Richtung Katar ab. Ziel war der grösste US-Militärstützpunkt im Nahen Osten.

Der Angriff in der katarischen Hauptstadt Doha galt dem Luftwaffenstützpunkt Al-Udeid, wie Irans staatlicher Rundfunk berichtete. Das Militärgelände am Rande der katarischen Hauptstadt Doha ist der wichtigste US-Stützpunkt im Nahen Osten. Dort sind Berichten zufolge normalerweise rund 10'000 Soldaten und ziviles Personal stationiert. Der Stützpunkt ist auch die Kommandozentrale des US-Militärs in der Region. Das Hauptquartier des US-Regionalkommandos (Centcom) für den Nahen Osten liegt in Tampa im Bundesstaat Florida.

Wie ein US-Verteidigungsbeamter sagte, kamen Kurz- und Mittelstreckenraketen zum Einsatz. Katar hatte kurz vor den Angriffen die Sperrung seines Luftraums mitgeteilt.

US-Medienberichten zufolge wurden wichtige Militärflugzeuge, die normalerweise in Katar stationiert sind, angesichts des bevorstehenden Angriffs rechtzeitig auf andere Stützpunkte verlegt, vor allem in Europa.

Ob auch Ziele im Irak attackiert wurden, war zunächst unklar. Quellen in irakischen Sicherheitskreisen gaben später aber Entwarnung. Auch weitere Länder im Nahen Osten schienen zeitweise Raketenangriffe aus dem Iran zu befürchten. So haben gemäss Flightradar24 auch die Vereinigten Arabischen Emirate ihren Luftraum geschlossen. Kurz darauf zogen gemäss Medienberichten Bahrain und Kuwait nach. Gemäss syrischen Sicherheitsbeamten waren auch US-Stützpunkte in Syrien in voller Alarmbereitschaft.

Wie viele Raketen und Drohnen feuerte der Iran ab?

Ein israelischer Repräsentant sagte zunächst, der Iran habe insgesamt zehn Raketen auf US-Ziele in Katar abgefeuert, US-Präsident Donald Trump sprach später von 13 Projektilen.

Der iranische Nationale Sicherheitsrat untermauerte die Symbolik des Angriffs später: «Die Zahl der eingesetzten Raketen in dieser erfolgreichen Operation entsprach exakt der Anzahl der Bomben, die die USA bei ihrem Angriff auf Irans Nuklearanlagen verwendet hatten.»

Iran bombardiert US-Stützpunkte

Video: watson/sabethvela

Zum Vergleich: Seit Beginn des israelischen Angriffs gegen den Iran hat dieser nach Angaben des Büros für Diplomatie über 450 Raketen und 400 Drohnen auf Israel abgefeuert.

Wie wird der Angriff gewertet?

Was zunächst wie eine Totaleskalation des Konflikts im Mittleren Osten anmutete, entpuppte sich als symbolischer Vergeltungsakt des Irans. Das Mullah-Regime hatte Katar vor dem Angriff gewarnt, Katar wiederum informierte die US-Truppen, die Personal und Maschinen damit rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten. Laut Katar konnten die Raketen durch die Luftabwehr des Emirats beinahe vollständig abgeschossen werden.

Es scheint naheliegend, dass der Iran mit dem Angriff den US-Kriegseintritt vom Wochenende symbolisch vergelten wollte, um damit das Gesicht zu wahren, gleichzeitig aber mangels Möglichkeiten eine weitere Eskalation vermeiden will.

Iranische Beamte hätten dies als eine ähnliche Strategie wie 2020 beschrieben: Damals hatte der Iran den Irak vorgewarnt, bevor er nach der Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani ballistische Raketen auf einen amerikanischen Stützpunkt im Irak abfeuerte.

Ob der Iran eine Eskalation aktuell tatsächlich des Friedens willen oder viel eher mangels möglichem Handlungsspielraum aufgrund der massiven Schwächung durch die US-israelischen Angriffe vermeiden will, ist eine andere Frage.

Das Regime begründete den Angriff wie folgt:

«Die Islamische Republik Iran wird, im Vertrauen auf den allmächtigen Gott und das gläubige, stolze Volk Irans, niemals irgendeine Aggression gegen ihre territoriale Integrität, Souveränität oder nationale Sicherheit unbeantwortet lassen.»

Wie reagieren die USA?

Donald Trump meldete sich nach dem Angriff über seinee Plattform Truth Social und bestätigte, dass Katar und die USA vorgewarnt wurden.

Dafür danke er dem Iran, es habe keine Verletzten oder Tote gegeben, schrieb US-Präsident Donald Trump auf seiner Plattform Truth Social. Er bezeichnete Teherans Vergeltungsangriff als «sehr schwache Antwort» auf das US-Bombardement von drei iranischen Atomanlagen am Wochenende.

Trump schrieb, vielleicht könne der Iran jetzt zu Frieden und Harmonie im Nahen Osten übergehen – er werde Israel mit Nachdruck ermuntern, das ebenfalls zu tun. Kurze Zeit später meldete sich der US-Präsident erneut zu Wort und erklärte, dass eine Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran unmittelbar bevorstehe.

Die aktuellsten Entwicklungen im Liveticker:

Trump zufolge wurden 13 iranische Raketen von der katarischen Raketenabwehr abgefangen, eine weitere sei in eine ungefährliche Richtung geflogen, weswegen sie nicht abgeschossen worden sei. Es habe bei dem Angriff, «den wir erwarteten», «kaum» Schäden gegeben.

Die Iraner hätten mit dem Angriff auf den US-Stützpunkt in Katar nun ihre Vergeltung geübt und es werde hoffentlich keinen weiteren «Hass» geben, schrieb Trump. Das Wort «Hass» setzte er dabei in Grossbuchstaben. In einem weiteren Post schrieb Trump in Grossbuchstaben:

«Gratuliere, Welt, es ist Zeit für Frieden.»

Ob es derart einfach war, den Konflikt in der Region nachhaltig in einen Frieden zu überführen, ist indes fraglich:

Wie reagierte Katar?

Katar bezeichnete den iranischen Raketenangriff auf die US-Basis Al-Udeid zunächst als «eklatante Verletzung» der Souveränität», wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Die Nachrichtenagentur Reuters schrieb ausserdem, dass Katar sich das Recht vorbehalte, auf den iranischen Angriff zu reagieren. Weiter erklärte das Land, wie bereits erwähnt, dass die Raketen grossmehrheitlich von der Luftabwehr eliminiert wurden.

In einem ausführlichen Statement schreibt Katar:

«Der Staat Katar verurteilt den Angriff der Iranischen Revolutionsgarde auf den Luftwaffenstützpunkt Al-Udeid aufs Schärfste. Wir betrachten diesen Angriff als eklatante Verletzung der Souveränität des Staates Katar, seines Luftraums, des Völkerrechts sowie der Charta der Vereinten Nationen. Wir bekräftigen, dass Katar sich das Recht vorbehält, direkt und in einem dem Ausmass und der Art dieser dreisten Aggression entsprechenden Rahmen zu reagieren – im Einklang mit dem Völkerrecht.

Wir versichern, dass die katarische Luftabwehr den Angriff erfolgreich vereitelt und die iranischen Raketen abgefangen hat. Eine ausführliche Erklärung zu den Umständen des Angriffs wird zu einem späteren Zeitpunkt vom Verteidigungsministerium veröffentlicht.

Wir betonen ausserdem, dass die Fortsetzung solch eskalierender militärischer Handlungen die Sicherheit und Stabilität der Region untergräbt und sie in Situationen führen kann, die katastrophale Folgen für den internationalen Frieden und die Sicherheit haben könnten.

Wir fordern die sofortige Einstellung aller militärischen Handlungen sowie eine ernsthafte Rückkehr an den Verhandlungstisch und in den Dialog.

Darüber hinaus war der Staat Katar eines der ersten Länder, das vor den Gefahren einer Eskalation durch Israel in der Region gewarnt hat. Wir haben stets dazu aufgerufen, diplomatische Lösungen zu priorisieren und betont, wie wichtig gutnachbarschaftliche Beziehungen und das Vermeiden von Eskalationen sind.

Wir bekräftigen, dass nur durch Dialog die aktuellen Krisen überwunden und die Sicherheit der Region sowie der Frieden für ihre Bevölkerung gewährleistet werden können.

Der Stützpunkt war bereits zuvor gemäss bewährter Sicherheits- und Vorsichtsmassnahmen evakuiert worden, angesichts der angespannten Lage in der Region. Alle notwendigen Schritte wurden unternommen, um die Sicherheit des Personals auf dem Stützpunkt zu gewährleisten, einschliesslich der Mitglieder der katarischen Streitkräfte, befreundeter Truppen und anderer. Wir bestätigen, dass es durch den Angriff weder Verletzte noch Todesopfer gegeben hat.»

(dab/tog/con mit Material von Keystone-SDA)

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quelle: keystone / atef safadi
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60 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Max Dick
23.06.2025 21:37registriert Januar 2017
Es werden jetzt wohl noch ein paar Tage Raketen zwischen Iran und Israel herumfliegen, und dann ist die Sache erledigt. Das Atomprogramm des Irans dürfte um Jahre zurückgeworfen sein, somit ist Israels Hauptziel erreicht. Der Regimechange scheint sich nicht abzuzeichnen, wäre edel gewesen, aber da hätte das iranische Volk mitspielen müssen.

Viel grössere Sorgen als der mittlere Osten bereitet mir die Situation der Ukraine. Die Waffenlieferungen der USA sind jetzt völlig verstummt, Europa schafft es nicht, in die Bresche zu springen. Da droht uns der worst case.
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Gefühlsschraube
23.06.2025 21:25registriert Oktober 2016
Ein rein ideologisch motivierter Scheinangriff, bei dem niemals die Absicht bestand, irgendeinen Schaden anzurichten, geschweige denn, US-amerikanische Soldaten zu töten. Die Mullahs bewegen sich dabei auf dem schmalen Grat zwischen dem Verlust ihres Stolzes und dem Verlust ihrer Macht. Es könnte durchaus sein, dass die Konsequenzen überschaubar sind. Zum Glück macht Israel so lange weiter, bis das Problem gelöst ist. Ich wünsche der IDF gutes Gelingen!
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