International
Analyse

So möchte Donald Trump nach der Wahl 2028 weitere vier Jahre regieren

President Donald Trump walks down the stairs of Air Force One upon his arrival at Joint Base Andrews, Md., Sunday, March 30, 2025. (AP Photo/Luis M. Alvarez)
Trump
Donald Trump will auch ein drittes Mal Präsident der USA werden. Dabei ist er doch gerade erst seine zweite Amtszeit angetreten.Bild: keystone
Analyse

So möchte Trump die Verfassung aushebeln und 2028 weitere vier Jahre regieren

Der amerikanische Präsident denkt bereits laut über eine dritte Amtszeit nach. Seine Gegner sagen: Damit würde Donald Trump gegen die Verfassung verstossen. Aber stimmt das auch?
31.03.2025, 17:5631.03.2025, 17:56
Renzo Ruf, Washington / ch media
Mehr «International»

Er scherzt nicht. Donald Trump hat am Wochenende erneut bekräftigt, dass er an einer dritten Amtszeit als amerikanischer Staatschef interessiert sei. Der Republikaner, der vor zehn Wochen zum zweiten Mal den präsidialen Amtseid abgelegt hatte, begründete dies mit seiner angeblich rekordverdächtigen Beliebtheit. Er sei der populärste Präsident seiner Partei in den «vergangenen 100 Jahren», sagte Trump in einem Telefon- Interview mit der NBC-Moderatorin Kristen Welker. «Viele Menschen möchten, dass ich das mache.»

Diese Aussage ist nachweisbar falsch. So waren die Zustimmungswerte des Republikaners George W. Bush in den Monaten nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 deutlich höher als Trumps. Aber Aufsehen erregten die Aussagen des amtierenden Präsidenten vor allem, weil er erstmals öffentlich bestätigte, dass er die in der Verfassung verankerte Amtszeitbeschränkung umgehen möchte. «Es gibt Methoden, mit denen man das machen kann», sagte Trump zu Welker.

Bannon denkt über Schlupflöcher nach

Was sagt die amerikanische Verfassung über diese angeblichen Schlupflöcher? Im 22. Verfassungszusatz steht seit 1951: «Niemand darf mehr als zweimal in das Amt des Präsidenten gewählt werden.» Daraus lässt sich ableiten, dass Trump – der 2016 und 2024 das Rennen ums Weisse Haus gewann – keine weitere Amtszeit anstreben darf.

Verbündete von Präsident Trump wie Steve Bannon allerdings verweisen auf den genauen Wortlaut des 22. Verfassungszusatzes. Der Passus drehe sich nur um die eigentliche Wahl des Präsidenten und nicht um die anschliessende Amtszeit. Will heissen: Wenn es Trump gelingen würde, auf eine andere Art und Weise ins Weisse Haus einzuziehen, dann könnte er das Verfassungsverbot umgehen.

Und diese Schlupflöcher gebe es tatsächlich, sagen die Trump-Alliierten. Das erste: 2028 kandidiert der heutige Vizepräsident JD Vance als Präsidentschaftskandidat der Republikaner. Zu seiner Nummer zwei bestimmt er Trump, seinen heutigen Chef. Im Wahlkampf verspricht Vance, dass er noch am Tag der Amtseinsetzung zurücktreten werde, falls er die Wahl gewinne. Am 20. Januar 2029 schwört Vance den Verfassungseid auf eine Bibel und reicht dann seinen Rücktritt ein. Vizepräsident Trump stiege damit, quasi automatisch, zum Präsidenten auf. «Das ist eine» der Möglichkeiten, an die er denke, räumte Trump im Gespräch mit der NBC-Journalistin Welker ein.

Wäre das legal? Verfassungsrechtler sind skeptisch. Sie verweisen auf den 12. Verfassungszusatz. In dem steht: «Wer nach der Verfassung nicht für das Amt des Präsidenten wählbar ist, darf auch nicht in das Amt des Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten gewählt werden.» Dies deute zumindest darauf hin, dass sich die Amtszeitbeschränkung so nicht aushebeln lasse, sagen die Experten. Allerdings steht das nirgends in der Verfassung schwarz auf weiss. Der 22. Verfassungszusatz wurde noch nie auf die Probe gestellt. Sollte Trumps Namen sich 2028 erneut auf einem Wahlzettel befinden, wäre deshalb mit Gerichtsklagen zu rechnen.

Könnte Trump über den Speaker-Posten nachrücken?

Die zweite Variante, über die Trumps Verbündete nachdenken, würde diese Klagewelle umschiffen. Sie sieht so aus: Die Republikaner steigen 2028 mit Vance und einem neuen Kandidaten fürs Vize-Amt ins Rennen. Beide versprechen, nach Amtsantritt umgehend zurückzutreten. Gemäss dem Presidential Succession Act würde damit der Speaker ins Weisse Haus einziehen, der Vorsitzende des Repräsentantenhauses. Und das wäre, zumindest in diesem Szenario, Donald Trump. Denn ein Speaker muss nicht zwingend zuvor als Abgeordneter ins Repräsentantenhaus gewählt worden sein.

Auch diese Möglichkeit ist natürlich nicht frei von Hürden. Erstens müssten die Republikaner im Jahr 2028 nicht nur die Präsidentenwahl gewinnen, sondern auch erneut die Mehrheit im Repräsentantenhaus stellen – sonst würde ein Demokrat den Speaker-Posten besetzen und in der Präsidentennachfolge auf dem zweiten Platz stehen.

Und zweitens gilt auch für dieses Szenario: In knapp vier Jahren wird Trump bereits seinen 82. Geburtstag gefeiert haben. Selbst wenn er unter Republikanern immer noch beliebt ist, werden die amerikanischen Wähler einem alten Mann wirklich eine weitere Amtszeit zutrauen?

Trump scheint sich zumindest bewusst zu sein, dass es noch ein bisschen früh ist, um bereits über die nächste Amtszeit zu spekulieren. «Ich liebe es, zu arbeiten», sagte er im NBC-Interview. «Aber wir haben noch einen langen Weg vor uns. Ich konzentriere mich auf die Gegenwart.» (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
76 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Massalia
31.03.2025 18:06registriert Juni 2021
Richtig tolle Vorzeigedemokraten, nicht, Frau Bundespräsidentin?

Seit 2 Monaten im Amt und die Demokratie praktisch komplett zerstört. Das kriegt man eben, wenn man demokratiefeindliche Rechtspopulisten wählt.
1718
Melden
Zum Kommentar
avatar
Stammtischler
31.03.2025 18:05registriert Oktober 2023
"Ich liebe es zu arbeiten"... seit wann ist Golf spielen Arbeit? Die Einzige Arbeit die er noch macht ist Erlasse unterschreiben von denen er meist keine Ahnung hat.
1343
Melden
Zum Kommentar
avatar
Tim3000
31.03.2025 18:22registriert März 2021
In einer weiteren Variante haben sie ja schon Erfahrung. Sie definieren einfach die Zeit um und seine Amtszeit endet nach unserer Auffassung von Zeit erst in 50 Jahren.
901
Melden
Zum Kommentar
76
    Messerattacke an Berliner Grundschule – 11-Jähriger schwer verletzt
    Bluttat an einer Berliner Schule: Am Mittag ist dort ein Kind schwer verletzt worden. Die Polizei ist in der Grundschule am Weinmeisterhorn im Einsatz.

    In der Berliner Grundschule am Weinmeisterhorn ist am Donnerstagmittag ein Junge bei einem Messerangriff schwer verletzt worden. Das berichteten zunächst ein Reporter vor Ort und die B.Z. Ein Polizeisprecher wollte t-online weder bestätigen noch dementieren, dass ein Messer bei der Bluttat zum Einsatz kam. Der Vorfall soll sich gegen 11.30 Uhr ereignet haben.

    Zur Story