Elon Musk war nach Donald Trumps Amtsantritt mit seinem Staatsdemoliervehikel DOGE omnipräsent. Rigoros kürzte die neu geschaffene Behörde anderen Behörden Mittel, Mitarbeitende wurden auf die Strasse gestellt, teilweise auch solche, die unverzichtbar waren und dann wieder eingestellt werden mussten.
Ob durchdacht oder nicht, Elon Musk feierte sich selbst und seinen von Trump abgesegneten Angriff auf staatliche Strukturen laut- und bildstark, posierte mit einer Kettensäge und schoss auf X gegen alles und jeden, der ihn in irgendeiner Weise woke, sein erklärtes Feindbild, dünkte. Kurz: Der Tesla-Boss stand zeitweise noch mehr im Rampenlicht als Donald Trump, was angesichts von dessen wilden ersten Amtswochen eine zugegebenermassen eindrückliche Leistung ist.
Doch das hat sich vor wenigen Wochen ziemlich abrupt geändert. Nachdem Musks Einfluss auf die US-Politik und sein radikales Vorgehen je länger, desto mehr Kritik ausgelöst hatten und zeitweise sogar im Weissen Haus die Fetzen flogen, zog er sich in die zweite Reihe zurück. Gründe gab und gibt es dafür aber wohl noch weitere als Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Aussen- oder Trumps Zollpolitik.
Nach Einschätzung des US-Magazins Politico rücken die republikanischen Abgeordneten Musk bewusst in den Hintergrund, weil dessen Popularität einen Kollaps erlitten hat. Musk ist in weiten Teilen der US-Bevölkerung mittlerweile unpopulär. Vor Augen geführt wurde das den Republikanern bei der wichtigen Richterwahl in Wisconsin, wo Musk erneut aktiv Wahlkampf betrieb und viel Geld investierte. Trotzdem, oder eben womöglich gerade seinetwegen, sicherten sich die Demokraten überraschend deutlich den Sitz.
Seither haben viele Republikaner ihre Strategie geändert: Sie reden immer noch positiv über Musk, wenn sie auf ihn angesprochen werden. Doch sie bringen ihn nicht mehr von sich aus ins Spiel, wie sie das zuvor während Wochen getan haben.
Das zeigt sich auch im Verhalten von Donald Trump. Wie eine Auswertung von «Politico» ergeben hat, hat der US-Präsident Erwähnungen von Musk in seinen Social-Media-Posts auf beinahe null zurückgefahren seit Ende März. Zuvor fiel der Name «Elon Musk» in Trumps Botschaften mit beeindruckender Regelmässigkeit.
Auch Trumps wichtigste Berater haben namentliche Erwähnungen von Musk auf ein Minimum reduziert.
Indem die Republikaner die mediale Aufmerksamkeit für Elon Musk aktiv einzudämmen versuchen, wollen sie ihn aus der Schusslinie nehmen. Der reichste Mann der Welt bot sich durch die zunehmende Antipathie bei der Bevölkerung nämlich für die Demokraten perfekt an, um ihn als Feindbild zu inszenieren. Bei der Wisconsin-Wahl lancierten die Demokraten nämlich teilweise Werbespots, die einzig auf die Person Musks zielten – mit Erfolg.
Ebenso erfolgreich ist die neue Strategie der Republikaner, Musk-Content zu vermeiden – er scheint sowohl in den sozialen als auch bei den traditionellen Medien deutlich weniger präsent.
Nur, was tut Musk im Moment, wenn er nicht mehr Vollzeit mit politischer Stimmungsmache und Staatsabbau beschäftigt ist? Er scheint sich wieder vermehrt seinen Firmen zu widmen. Insbesondere bei Tesla hat dies der Verwaltungsrat auch offen von Musk gefordert.
Ein Blick auf Musks Social-Media-Aktivitäten zeigt seine angepassten Prioritäten: Zwar schiesst Musk auf X weiterhin gelegentlich gegen politische Gegner und verbreitet Aussagen für seine politische Agenda, insbesondere zur Lage in Südafrika, seinem Heimatland (ein Thema, das auch seinen KI-Chatbot Grok auffällig stark beschäftigt).
Doch auch auf X deutet sich an, dass der Unternehmer sich wieder vermehrt seinen Firmen widmet – beispielsweise seinem Raumfahrtunternehmen Starlink oder eben Grok. Bei Tesla scheint sich der Rollenwechsel des Chefs auszuzahlen, die Aktie hat sich nach einem brutalen Kurssturz stabilisiert und mittlerweile wieder deutlich an Wert gewonnen. Das hat freilich nicht nur mit Musk zu tun, doch dass dessen Gebaren zuvor einen beträchtlichen negativen Einfluss auf Teslas Zahlen hatte, ist belegt.
Dass Musks Einfluss in der US-Politik indes im gleichen Mass abgenommen hat wie seine mediale Präsenz, ist laut Einschätzung von «Politico» zu bezweifeln. Er hat weiterhin Zugang zu Donald Trump und damit in die höchsten Kreise der Regierung. Auch das Kostensenkungsprogramm DOGE wird nach Musks teilweisem Ausscheiden fortgesetzt. Jüngst war er zudem mit weiteren Tech-Bossen auf Golfreise mit Trump, der dort mehrere Deals in Milliardenhöhe aushandelte und sich damit brüstete.
Musk allerdings hielt sich erneut dezent im Hintergrund – hätte er nicht einmal schön in die Kamera gewinkt, hätte man womöglich gar nicht mitbekommen, dass er dabei war.