Fast 15 Jahre nach den tödlichen «Sniper»-Attacken von Washington sind die Strafen für einen der zwei verurteilten Heckenschützen aufgehoben worden. Ein Bundesrichter im US-Staat Virginia entschied am Freitag, dass der zur Tatzeit erst 17-jährige Lee Boyd Malvo widerrechtlich zu zwei lebenslangen Haftstrafen ohne Möglichkeit einer Begnadigung verurteilt worden sei.
Malvo kommt aber nicht frei: Der damalige Schuldspruch bleibt bestehen. Zwei staatliche Gerichte werden nun ein neues Strafmass festsetzen.
Malvo war der jüngere von zwei Schützen, die im Herbst 2002 im Zeitraum von drei Wochen zehn Menschen aus einem Auto heraus erschossen hatten. Der ältere des Duos, John Allen Muhammad, wurde zum Tode verurteilt und 2009 hingerichtet.
Malvo erhielt mit Rücksicht auf sein jugendliches Alter zwei Mindeststrafen von jeweils lebenslanger Haft, aber ohne die Chance, eines Tages auf Bewährung freizukommen.
Dagegen hatte Malvo Berufung eingelegt und sich dabei auf ein Urteil des höchsten US-Gerichts in einem anderen Rechtsfall berufen, wie die Zeitung «USA Today» und andere Medien berichteten.
Der Supreme Court hatte damals festgestellt, dass derartige Mindeststrafen für Jugendliche «als grausam und ungewöhnlich» gegen die Verfassung verstiessen. Eine spätere zweite Entscheidung öffnete die Tür für Überprüfungen bereits erfolgter Urteile.
Erwartet wird nun, dass Malvo Strafen erhält, die eine Freilassung auf Bewährung nicht ausschliessen. Seine Anwälte hatten in den damaligen Prozessen geltend gemacht, er habe unter dem starken Einfluss des älteren Muhammad gestanden. (sda/dpa)