Bei einem Massenausbruch aus einem Gefängnis im Süden Haitis sind am Dienstag alle 78 Häftlinge entkommen. Laut Zeugen ereignete sich die Flucht während einer Kundgebung gegen Präsident Jovenel Moïse vor einem an die Haftanstalt angrenzenden Polizeiposten.
Die Polizei teilte mit, es seien Ermittlungen zum Ausbruch in Aquin eingeleitet worden.
Die landesweiten Proteste gegen Moïse hatten am vergangenen Donnerstag begonnen. Seitdem gehen in der Hauptstadt Port-au-Prince und anderen Orten täglich tausende Menschen auf die Strasse, um einen Rücktritt des seit zwei Jahren amtierenden Staatschefs zu fordern.
Auslöser der Demonstrationen, die teilweise in Gewalt umschlugen, war ein Bericht, der Missmanagement von zahlreichen Ex-Ministern und Regierungsvertretern sowie eine mögliche Veruntreuung von Hilfskrediten offenlegte.
Der Karibikstaat Haiti ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Verschärft wurde die Lage durch ein verheerendes Erdbeben im Januar 2010, bei dem etwa 200'000 Menschen ums Leben kamen. Die Bevölkerung leidet unter Massenarbeitslosigkeit und einer hohen Inflationsrate.
Auch die Lage in den Gefängnissen des Landes ist äusserst prekär. Die Haftanstalten sind überfüllt, es fehlt an Essen und die hygienischen Zustände sind katastrophal. Viele der Gefangenen müssen jahrelang auf ein Gerichtsverfahren warten. (sda/afp)