Nach einem Dammbruch und einer anschliessenden Schlammlawine im Südosten Brasiliens ist die Zahl der Toten und Vermissten deutlich gestiegen. Neun Tote seien geborgen worden. Zudem würden rund 300 Menschen vermisst.
Dies teilte die brasilianische Feuerwehr am frühen Samstagmorgen mit. Zuvor war die Zahl mit sieben Toten und rund 150 Vermissten angegeben worden.
Der Gouverneur des Bundesstaates Minas Gerais, Romeu Zema, hatte obendrein gesagt, die Überlebenschancen für die Vermissten seien gering.
Die Schlammlawine hatte mehrere Häuser unter sich begraben. Einige Häuser steckten bis zum Dach im Schlamm, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Der Damm gehört dem grössten brasilianischen Bergbauunternehmen Vale.
#URGENTE O Corpo de Bombeiros de Minas Gerais confirma o desaparecimento de aproximadamente 200 pessoas em #Brumadinho. Leia mais em: https://t.co/TeovUWc5uN pic.twitter.com/jDGaHJqkiW
— BBC News Brasil (@bbcbrasil) 25. Januar 2019
Wahrscheinlich wurden Dutzende weitere Menschen durch die braunen Schlammmassen mitgerissen, die sich über Teile einer Eisenerzmine und eines Wohngebiets gewälzt hatten. So befürchteten die Helfer eine weitaus höhere Opferzahl.
Der Präsident des Konzerns Vale, dem die Eisenerzmine gehört, sagte, von den rund 300 Arbeitern in der Mine seien nur etwa 100 nach dem Dammbruch auffindbar gewesen. Wie es genau zu dem Unfall kam, könne noch nicht erklärt werden, sagte Vale-Präsident Fábio Schvartsman.
Auf Bildern war zu sehen, wie Einsatzkräfte aus einem Helikopter versuchten, eine Frau und einen Mann zu retten. Die Hilfesuchenden waren beide komplett mit Schlamm bedeckt. Der Mann stand bis zum Oberkörper im braunen Wasser und trug die Frau in Richtung der Retter. Andere Aufnahmen zeigten Bagger in der Eisenerzmine Córrego de Feijao, bedeckt mit Schlamm, Steinbrocken und Ästen. Die Lawine schob Gütercontainer für das Eisenerz von Eisenbahngleisen.
Auf Luftaufnahmen wurde das Ausmass des Unglücks nur teilweise sichtbar - die Schlammlawine hatte sich kilometerweit ihren Weg gebahnt. Die braune Schlammflut erreichte auch die Wohngegend Vila Forteco und begrub teilweise ganze Häuser unter sich. Rund 100 Feuerwehrleute waren am Freitagabend (Ortszeit) im Einsatz. Am Samstagmorgen sollte die Zahl der Einsatzkräfte laut lokaler Medien nochmals verdoppelt werden.
Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro sagte, die Nationale Wasseragentur koordiniere Massnahmen, um die Versorgung der Städte sicherzustellen, die Wasser aus dem nahe gelegenen Paraopeba-Fluss gewönnen, der ebenfalls von der Schlammlawine getroffen worden sei. Er werde über die Region fliegen, um den Schaden zu sehen. Es werde alles Mögliche getan, um eine Verschmutzung der Umwelt einzudämmen und den Angehörigen möglicher Opfer zu helfen. Der Umweltminister sei auf dem Weg in das Gebiet, schrieb der Präsident auf Twitter. Auch die drei Minister für Zivilschutz, Entwicklung und Bergbau seien unterwegs. Das Umweltministerium des südamerikanischen Landes erklärte, dass ein Krisenstab einberufen worden sei.
Pronunciamento sobre a tragédia em Brumadinho/MG: pic.twitter.com/BzNUuss5gN
— Jair M. Bolsonaro (@jairbolsonaro) 25. Januar 2019
Bei den Bewohnern des Bundesstaats Minas Gerais weckte der Dammbruch böse Erinnerungen. Im Jahr 2015 gab es dort ein ähnliches Unglück. Bei der «Tragödie von Mariana» kam es in einem Eisenerzbergwerk zu einem Dammbruch an einem Rückhaltebecken. 19 Menschen starben. Schlamm mit Giftstoffen flutete angrenzende Ortschaften und kontaminierte den Fluss Rio Doce («Süsser Fluss») auf 650 Kilometern Länge. Das Wasser hatte sich teilweise blutrot gefärbt. (sda/afp/dpa)