Am 23. Februar 2025 entscheiden knapp 60 Millionen Deutsche darüber, wer das Land in den kommenden vier Jahren führen wird. Trotz hoher Umfragewerte dürfte die AfD nicht an der Regierung beteiligt sein – vorausgesetzt, die grossen Parteien halten ihr Versprechen und schliessen eine Koalition mit ihr aus.
Spannend bleibt die Wahl dennoch. Besonders mit Blick auf die Frage, welche Parteien an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern könnten. Parteien, die diese Zustimmungsschwelle nicht überschreiten, scheiden als potenzielle Koalitionspartner aus. Die aktuelle Ausgangslage im Überblick:
Verschiedene Meinungsforschungsinstitute stellen den deutschen Wählerinnen und Wählern regelmässig die sogenannte Sonntagsfrage. Die neusten Ergebnisse des Markt- und Sozialforschungsinstituts INSA zeigt: Die CDU/CSU liegt mit 30 Prozent weiterhin klar vorn. Dahinter folgt die AfD mit 21 Prozent, die damit zehn Prozentpunkte stärker dasteht als bei der letzten Bundestagswahl 2021. Die SPD verharrt bei 15 Prozent – gegenüber 2021 ein Verlust von zehn Prozentpunkten. Die Grünen erreichen 13 Prozent und bleiben damit nahezu unverändert.
Die Linke konnte seit Anfang Jahr (3 Prozent) zulegen und liegt nun bei 7 Prozent, während FDP (2021 noch bei 11 Prozent) und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) mit 4 bzw. 5 Prozent schwächeln.
Wenige Tage vor der Wahl deutet vieles auf einen klaren Sieg der Union (CDU/CSU) unter Friedrich Merz hin. Die in Teilen rechtsextreme AfD bleibt mit 21 Prozent auf Kurs, zweitstärkste Kraft im Bundestag zu werden. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), die FDP sowie die Linke müssen um den Einzug ins Parlament bangen.
Mit dieser Ausgangslage verspricht die Bundestagswahl in diesem Jahr besonders spannend zu werden. In Deutschland ist es entscheidend, die 5-Prozent-Hürde zu überwinden, um ins Parlament einzuziehen. Wer diese Marke nicht erreicht, benötigt mindestens drei Direktmandate – andernfalls verfallen die Stimmen vollständig.
Der Einzug in den Bundestag ist aktuell für drei Parteien ungewiss: BSW, FDP und Linke bewegen sich in unmittelbarer Nähe zur Fünf-Prozent-Hürde. Welche von ihnen letztlich im Parlament vertreten sein werden, lässt sich aus den aktuellen Umfragen nicht mit Sicherheit ableiten. Da die Erhebungen stets eine gewisse Unsicherheit aufweisen, bleibt das Ergebnis offen – selbst bei Werten knapp über oder unter der entscheidenden Marke.
Während die FDP zuletzt im September über fünf Prozent lag, konnte sich das BSW seit seiner Gründung im Januar 2024 meist klar oberhalb der Hürde halten. Erst in den vergangenen Wochen fiel die Partei auf vier Prozent zurück. Die Lage bleibt damit knapp: Fünf Meinungsforschungsinstitute sehen das BSW unter der entscheidenden Hürde, drei darüber. Auch die Linke, die derzeit bei sieben Prozent liegt, befindet sich in einem Bereich, in dem selbst geringe Veränderungen den Einzug ins Parlament gefährden oder sichern könnten.
Keine Probleme dieser Art kennen hingegen Union, die AfD, die SPD und die Grünen. Sie liegen in allen Umfragewerten deutlich über der 10-Prozent-Marke.
Nach der Bundestagswahl starten die Parteien mit ihren neuen Anteilen am Bundestag in die Koalitionsverhandlungen. Jene Parteien, die über 50 Prozent der Sitze im Bundestag auf sich vereinen und sich einig werden, stellen die neue Regierung. Weil aktuell unklar bleibt, ob die die FDP, das BSW und die Linke den Sprung in den Bundestag schaffen, sind Prognosen über Koalitionen sehr schwierig zu treffen.
Vier Parteien sind aller Wahrscheinlichkeit nach aber im Bundestag auch nach den Wahlen 2025 vertreten: CDU/CSU, die SPD, die AfD und die Grünen. Da alle Parteien bisher eine Koalition mit der AfD ausschliessen, bleiben nur noch wenige Koalitions-Möglichkeiten:
Eine schwarz-rote Regierung scheint wahrscheinlich. Beim letzten TV-Duell vor der Bundestagswahl sagte Merz am Mittwoch, die CDU/CSU werde mit der SPD «möglicherweise auch Koalitionsverhandlungen zu führen haben.»
Am «beliebtesten» ist dabei laut ZDF Schwarz-Rot. Diese fänden aktuell 33 Prozent der Befragten «gut». Am unbeliebtesten wäre eine Koalition von Union und AfD. Diese wird aktuell von 74 Prozent der Befragten als schlecht bewertet. Wie eingangs erklärt, dürfte dies aber sowieso ausser Frage stehen. Je nachdem, welche Parteien den Einzug in den Bundestag tatsächlich schaffen, sind noch weitere Koalitionen möglich.
Im Rahmen des «Tabubruchs» von Friedrich Merz und der CDU/CSU hat YouGov eine Umfrage zur Zusammenarbeit mit der AfD durchgeführt. Darin sprechen sich nur 42 Prozent der Befragten gegen jedwede Kooperation mit der AfD aus. 30 Prozent fänden eine Regierungsbeteiligung laut Umfrage in Ordnung, während 22 Prozent eine Zusammenarbeit mit der AfD in einzelnen Sachfragen für in Ordnung halten.
In Deutschland wird der Kanzler traditionell von der stärksten Partei gestellt. Aktuell wäre das Friedrich Merz von der Union. Dieser liegt auch in der sogenannten K-Frage einigermassen deutlich vorn. 30 Prozent der befragten Deutschen wünschen sich den CDU-Mann laut ZDF an der Spitze der Regierung. Das ist ein Prozent weniger als noch vor einer Woche.
Dahinter folgt Robert Habeck von den Grünen. 24 Prozent der Befragten wünschen sich den aktuellen Vize-Kanzler als Regierungschef. Dahinter folgen der amtierende Kanzler Olaf Scholz von der SPD (20 Prozent plus 4 zur Vorwoche) und Alice Weidel von der AfD (13 Prozent minus 2 zur Vorwoche). 13 Prozent bleiben unentschlossen.
Bei einem hypothetischen Direktduell zwischen Scholz und Merz würden laut ZDF aktuell beide gleichauf bei 45 Prozent Wähleranteil liegen. Müssten die Wähler zwischen Habeck und Merz entscheiden, würden 47 den Kanzlerkandidaten der CDU wählen und nur 41 Prozent der Wählenden für Robert Habeck stimmen.