Das Leben in Schweden war in den letzten Wochen eigentlich wie immer. Kein 3G, kein 2G, Restaurants, Bars, Läden waren offen, keine Maskenpflicht, weder in Innenräumen noch im öffentlichen Verkehr. Auch in Sachen Todesfällen und Hospitalisierten ist die Lage entspannt.
Die Anzahl wegen Covid-19 Hospitalisierten lag im 7-Tage-Schnitt seit Mitte Juni unter 30 und entwickelte sich mehr oder weniger stabil.
Auch die Todesfälle gingen in den letzten Wochen eher noch leicht zurück, während sie beispielsweise in der Schweiz zuletzt wieder zunahmen.
Die Impfquote ist zudem zwar nicht überragend, aber mit fast 75 Prozent doppelt Geimpften doch immerhin knapp fünf Prozentpunkte höher als in der Schweiz:
Auch die Neuinfektionen sanken nach einem leichten Anstieg von Juli bis Mitte September im Herbst nochmals und blieben bis Mitte November auf tiefem Niveau. Und dies – wie oben erwähnt – ohne Massnahmen. Allerdings verzeichnete auch das nordische Land in den letzten zwei Wochen einen steilen Anstieg der Neuinfektionen:
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Der Anstieg in den letzten Tagen blieb nicht ohne Folgen. Am Donnerstag gaben die Verantwortlichen eine Pressekonferenz zur aktuellen Lage. Gesundheitsministerin Lena Hallengren erklärte: «Wir wissen nicht, was im Winter passiert.» Neue Regelungen oder Empfehlungen könnten darum schon nächste Wochen folgen. Auch wenn Details noch nicht bekannt sind, würde es da vor allem um Massnahmen wie Abstand halten, Empfehlung zur Maske im ÖV oder vermehrtes Homeoffice gehen.
Die Omikron-Variante fand ihren Weg auch nach Schweden. Am Montag wurde ein erster Fall bestätigt, mittlerweile konnte deren sechs nachgewiesen werden. Britta Björkholm, die Abteilungschefin beim Gesundheitsamt, sagte darum, dass man wegen Omikron die Anzahl sequenzierter Proben erhöhe.
Konkrete Massnahmen wurden bereits für den Grenzverkehr beschlossen: Seit dem 30. November müssen alle Einreisenden, die in der letzten Woche von ausserhalb der nordischen Länder (Finnland, Norwegen, Dänemark, Island) anreisen, einen PCR-Test machen. Aus gewissen Ländern des südlichen Afrikas braucht es zudem eine Quarantäne und ein zweiter Test nach fünf Tagen.
Ebenfalls eine Anpassung gab es für Indoor-Anlässe mit über 100 Personen. Rein kommt nur noch, wer einen Geimpftenpass vorzeigen kann. Wer den Pass nicht besitzt, muss vom Veranstalter so platziert werden, dass er den Abstand zu anderen Besuchern einhalten kann.
Staatsepidemiologe Anders Tegnell wies am Donnerstag auch nochmals darauf hin, dass der «schwedische Weg» sich am Ende gar nicht so stark von anderen Ländern unterscheide: «Die Wirksamkeit der Massnahmen unterscheidet sich nicht sehr von anderen Ländern. Wir machen das vielleicht mit weniger strengen Regeln, sondern mehr Empfehlungen, aber das Rechtssystem und die Weise, wie wir in Sachen Volksgesundheit in Schweden arbeiten, sind traditionell so aufgebaut. Ich glaube, dass in Bezug auf den Unterschied weitgehend übertrieben wird. Schweden versucht in vielen Dingen mit der Pandemie umzugehen, wie andere Länder auch.»
Nervös ist in Schweden niemand. Auch zu Omikron meint Tegnell entspannt: «Ob sich die Variante sehr von vorherigen unterscheidet und ob wir etwas anders machen müssen als jetzt, muss man abwarten. Aber unsere Pläne tragen der Möglichkeit Rechnung, dass Varianten auftauchen. Das ändert unsere Bewertung und Vorhersage nicht besonders.»
Doch was sind die Gründe, dass die fünfte Welle noch nicht in Schweden ankam? Zum einen ist da die Durchseuchung, welche in Schweden deutlich höher ist als in anderen Ländern. rund 1,2 Millionen der 10,2 Millionen Schweden gelten als genesen, in der Schweiz sind es knapp 500'000. Von einer viel zitierten Herdenimmunität will kein Experte mehr sprechen. Aber zusammen mit den Geimpften bedeutet dies doch eine bessere Ausgangslage als beispielsweise in der Schweiz.
Was auch immer wieder angeführt wird, ist die dünne Besiedlung. Nur 25 Personen teilen sich in Schweden einen Quadratkilometer, so wenige wie fast nirgends sonst in Europa. Die Schweiz steht mit 214 Personen pro Quadratkilometer deutlich dichter besiedelt da.
Doch reicht das alles schon, um die nächste Welle zu verhindern? Tegnell stand am Donnerstag deutlich auf die Euphorie-Bremse. Er geht nicht davon aus, dass Schweden ungeschoren durch diese vierte Welle kommt. Schon im bisherigen Pandemieverlauf habe sich gezeigt, dass die Ausbreitung des Virus im hohen Norden rund fünf bis sechs Wochen hinter Kontinentaleuropa liegt.
Das bringt Vorteile (nicht nur bei Pandemien) ! Dazu kommt das viele Universitäten noch bis November online Unterricht gaben.