Nach Corona-Ausbruch in Alterszentrum: Pfleger lassen Bewohner zurück – neun Tote
In den vergangenen Tagen sind neun Bewohner des Altersheims «La Fontanella» im apulischen Soleto ums Leben gekommen. Im Alterszentrum war das Coronavirus ausgebrochen. Doch nicht alle Opfer sind an Covid-19 gestorben – einige von ihnen sind verhungert.
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Der italienische TV-Sender La7 berichtet, das Pflegepersonal habe das Alterszentrum nach dem Ausbruch des Virus verlassen. Als der Bürgermeister von Soleto Ärzte ins Altersheim schickte, fanden diese eine besorgniserregende Situation vor.
Mattia Marchello, einer der Ärzte, beschreibt seine Eindrücke so: «Das Pflegeheim ist verlassen worden, nur die 87 Bewohner sind zurückgeblieben. Mindestens 70 von ihnen haben das Coronavirus. Die, die ihnen zu essen und zu trinken geben müssten, waren nicht da. Die Menschen hatten kalt, waren schmutzig und hatten Hunger.»
Soleto liegt rund 20 Kilometer südlich von Lecce:
Die Behörden wurden durch Angehörige der Bewohner auf das Alterszentrum aufmerksam. Valentina Treglia, die Enkelin einer Bewohnerin, sagt: «Wir haben einen Video-Anruf von der Grossmutter gekriegt und gemerkt, dass etwas nicht so ist wie sonst. Sie hat niedergeschlagen gewirkt.»
Wenig später wurde sie in den Notfall eingeliefert, wo sie verstarb. Nicht am Coronavirus, wie der Arzt den Angehörigen erklärte: «Sie ist verhungert.» Auch Arzt Marchello bestätigt, es sei anzunehmen, dass einige Bewohner nicht am Coronavirus gestorben, sondern schlicht verhungert sind.
Die Leitung des Alterszentrums hat sich bisher noch nicht zur Situation geäussert. Im Verlauf des Montags will sie ihre Sicht auf die Ereignisse darlegen, wie TG Norba berichtet. Die Staatsanwaltschaft hat eine Strafuntersuchung eingeleitet. (dab)