Arthur Virgilio Neto, der Bürgermeister von Manaus – einer Stadt mit 2 Millionen Einwohnern im Herzen des Amazonas, die stark von Covid-19 getroffen wurde – forderte Jair Bolsonaro, den Präsidenten Brasiliens, auf, zurückzutreten, «die Klappe zu halten und zu Hause zu bleiben». Der «Traum» des Präsidenten sei es, ein Diktator zu sein, «aber er ist zu dumm», sagte Neto gegenüber CNN. Bolsonaro sei für den Ausbruch des Coronavirus und die damit zusammenhängenden Todesfälle in ganz Brasilien mitverantwortlich.
I told the @CNN that we will not remain silent in the face of neglect with the Amazon. The traditional peoples of the forest are dying infected with the coronavirus. https://t.co/YTmN32l8bA
— Arthur Virgílio Neto (@Arthurvneto) May 25, 2020
Der Grund für seinen Angriff auf den Präsidenten liegt auch an der wachsenden Wut und der Verzweiflung im Land. Brasilien befindet sich gemäss worldometers mit 365'213 Infektionen zurzeit auf dem zweiten Platz direkt hinter den USA – und eine Abflachung ist noch lange nicht in Sicht.
In dem Interview sagte Neto, er habe zu Beginn der Pandemie Bolsonaro angeschrien und gesagt: «Bitte, Herr Präsident, halten Sie die Klappe und bleiben Sie zu Hause.» Aber jetzt würde er ihm Folgendes sagen: «Rücktritt, Rücktritt, Rücktritt, weil er Brasilien nicht regiert.»
Dem Angriff zuvor kam jedoch der Präsident selbst: In einem Video einer Kabinettssitzung im April, die letzte Woche vom brasilianischen Obersten Gerichtshof im Rahmen einer laufenden unabhängigen Untersuchung veröffentlicht wurde, bezeichnete Bolsonaro Neto als «Stück Sch*****» – und das, weil der Bürgermeister Massengräber graben musste, um die hohe Anzahl der Toten zu bewältigen.
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Manaus hat 1182 Todesfälle und 39'155 bestätigte Infektionen. Allein am Samstag gab es 51 Bestattungen.
Diese schrecklichen Szenen spielen sich in verschiedenen Städten in ganz Brasilien ab. Krankenhäuser im ganzen Land haben mit dem Coronavirus zu kämpfen.
Bolsonaro hat wiederholt versucht, die Tödlichkeit des Virus herunterzuspielen, und dabei gleichzeitig vor allem Massnahmen für den Schutz der Wirtschaft ergriffen.
Neto setze sich immer wieder dafür ein, dass die Leute zuhause bleiben und die sozialen Kontakte möglichst einschränken. Aber das Vorgehen des Präsidenten habe die Wirkung seiner Worte geschmälert. «Die Mehrheit der Menschen hört ihm zu [Bolsonaro] [...]. Er hat Mitschuld an den Corona-Toten in Brasilien. Er ist mitverantwortlich», sagt er in dem Interview vor einem Feldkrankenhaus, das innerhalb von 4 Tagen in einer stillgelegten Schule errichtet wurde. «Ich weiss nicht, wie ich erklären soll, wie ein Mann mit so geringen Qualifikationen Präsident eines Landes mit 210 Millionen Einwohnern wurde», fügte er hinzu.
Am selben Nachmittag erschien Bolsonaro bei einer weiteren Kundgebung seiner Anhänger in der brasilianischen Regierungshauptstadt Brasilia, wo er in der Nähe von Menschenmassen keine Maske trug. «Er weiss nicht, wie man eine Maske richtig benutzt, und er spricht mit Leuten, die keine Maske haben», sagte Neto.
Am Sonntag meldete Brasilien 15'813 neue Fälle des Coronavirus. Bisher sind mindestens 22'000 Menschen im Land an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben.
(cki)
Sind wir doch alle froh, dass unsere Rechtspopulisten nie mehr als 30% Wähleranteil errwicht haben.