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Stadtbild-Aussage: Kritik an Kanzler Merz aus den eigenen Reihen

epa12466556 German Chancellor and Chairman of the Christian Democratic Union (CDU) party Friedrich Merz gestures during a press conference at the Christian Democratic Union (CDU) headquarters in Berli ...
Friedrich Merz will das Stadtbild ändern.Bild: keystone

Stadtbild-Aussage: Kritik an Kanzler Merz aus den eigenen Reihen

Kanzler Merz hat seine Aussage zu Problemen im Stadtbild im Kontext der Migration unterstrichen. Jetzt hagelt es auch aus den eigenen Reihen Kritik.
21.10.2025, 10:2921.10.2025, 10:29
Ein Artikel von
t-online

Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) stösst auch in der eigenen Partei mit seinen Äusserungen über Stadtbild und Migration auf Kritik. Der Chef des CDU-Sozialflügels, Dennis Radtke, sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: «Natürlich haben wir an vielen Stellen ein verstörendes Stadtbild, aber zu suggerieren, dies würde sich durch Abschiebungen ändern, ist zu kurz gesprungen, erweckt unerfüllbare Erwartungen und wird der Komplexität des Problems nicht gerecht.»

SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf warf Merz vor, zu spalten. Es gebe in Deutschland Probleme – und die dürfe man benennen. «Aber das alles immer wieder auf eine Frage zurückzuführen, auf die Frage der Migration, und da so viel miteinander zu vermengen und zu pauschalisieren – das spaltet und das zerstört Vertrauen», sagte er in der ntv-Talkshow «Pinar Atalay».

«Deshalb rate ich da sehr, verbal etwas abzurüsten».
Manuel Hagel, CDU

Der Landeschef der baden-württembergischen CDU, Manuel Hagel, sagte im ZDF-«heute journal», es habe sich in Deutschland etwas verändert – und das habe etwas mit Migration zu tun, aber nicht nur. «Am Ende geht es nicht um Menschen oder Gruppen. Es geht vor allen Dingen darum, dass wir die Probleme – innere Sicherheit, Ordnung in unseren Innenstädten – lösen.» Viele Menschen mit Migrationshintergrund seien Teil der bürgerlichen Mitte, Teil des Wohlstands, Teil der Wertegemeinschaft. «Und deshalb rate ich da sehr, verbal etwas abzurüsten und sehr differenziert in dieser Debatte auch vorzugehen.»

Merz bleibt beim Stadtbild-Satz

Der Kanzler war vor einer Woche in Potsdam von einem Reporter auf das Erstarken der AfD angesprochen worden. Merz sagte daraufhin unter anderem, dass man frühere Versäumnisse in der Migrationspolitik korrigiere und Fortschritte mache. «Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr grossem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.» Die Äusserung war von der Opposition, aber auch vom Koalitionspartner SPD kritisiert worden.

epa12465383 A participant holds a placard that reads 'Heart instead of agitation in the cityscape' during a rally at the Brandenburg Gate landmark in Berlin, Germany, 19 October 2025. The ra ...
Demonstration gegen Friedrich Merz in Berlin.Bild: keystone

Merz verteidigte seine Worte am Montag. «Ich habe gar nichts zurückzunehmen», sagte er. «Im Gegenteil, ich unterstreiche es noch einmal: Wir müssen daran etwas ändern, und der Bundesinnenminister ist dabei, daran etwas zu ändern, und wir werden diese Politik fortsetzen.»

«Probleme lassen sich nicht abschieben»

Radtke, der Vorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands (CDA) ist, sagte den Funke-Zeitungen: «Probleme wie Drogensucht, Obdachlosigkeit oder Mackertum bei Jugendlichen lassen sich nicht abschieben, sondern müssen angepackt werden.» Natürlich müssten illegal eingereiste Migranten abgeschoben werden – aber viele Probleme würden fortbestehen. Er mahnte: «Friedrich Merz ist nicht mehr der launige Kommentator am Spielfeldrand, der einen raushaut, sondern ihm kommt als Kanzler eine besondere Verantwortung für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft, die Debattenkultur und einer positiven Zukunftserzählung zu.»

Die beste Strategie gegen die AfD sei Politik, die Probleme löse, Versprechen einhalte und in der Kommunikation ebenso klar wie empathisch sei, meinte Radtke. Merz hatte erneut einen klaren Abgrenzungskurs der CDU gegenüber der AfD angekündigt. 2026 werden in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Berlin, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern neue Landtage gewählt. In Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern kommt die AfD in jüngsten Umfragen an die 40 Prozent heran und ist mit weitem Abstand stärkste Partei.

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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Voraus denken!
21.10.2025 11:46registriert März 2022
Dabei versteht man genau was er meint. Es spricht halt ein Tabu an das eben nicht angesprochen werden darf.

Wenn ich in Frankfurt (als Beispiel) rumlaufe sehe ich exakt was er mit dem "Stadtbild" meint.

Nur die Scheinheiligen wollen nicht merken und bestätigen was er meint. Liebe weiterhin das Dogma pflegen.
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Fairness
21.10.2025 13:25registriert Dezember 2018
Ist beinuns auch nicht anders. Mich erschreckt immer, wenn zB in der SRF Tagesschau eine Strassenumfrage gezeigt wird und von sechs, acht Leuten ein oder zwei ohne fremden Akzent schweizerdeutsch sprechen.
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