NDR setzt konservative Moderatorin Julia Ruhs ab
Die deutsche Journalistin Julia Ruhs wird künftig nur noch beim Bayerischen Rundfunk (BR) das Format «Klar» moderieren, beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) hingegen nicht mehr. Die Entscheidung des NDR, der dafür zunächst keine Begründung nannte, rief deutliche Kritik hervor.
Der Ministerpräsident des norddeutschen Bundeslandes Schleswig-Holstein, Daniel Günther von der christdemokratischen CDU von Kanzler Friedrich Merz, sprach von einem «extrem schlechten Signal». Ähnlich äusserte sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder von der CDU-Schwesterpartei CSU.
Die Sendung war in der Vergangenheit mehrfach auf Kritik gestossen. So äusserten sich etwa der ZDF-Moderator Jan Böhmermann und Journalistin Anja Reschke öffentlich zu einzelnen Inhalten. Besonders die Auftaktsendung zur Migration hatte für Aufsehen gesorgt – Böhmermann sprach von «rechtspopulistischem Quatsch». Die als konservativ geltende Ruhs hatte dort unter anderem über Gewalt im Zusammenhang mit Einwanderung berichtet.
Eine NDR-Sprecherin ging in der Nacht zum Donnerstag lediglich auf die Bedeutung der Sendung ein: «Dem NDR ist Perspektivenvielfalt im Programm wichtig. Deswegen hat der Sender das Format »Klar« entwickelt und gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk ins Leben gerufen», teilte sie der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit.
NDR und BR – beides öffentlich-rechtliche Landesrundfunkanstalten der ARD – wollen der Sprecherin zufolge das Format im kommenden Jahr fortführen und mit höherer Folgenzahl ausbauen – mit mehreren Moderatoren und damit mehreren Perspektiven.
Günther bei Ruhs' Buchvorstellung
Söder schrieb bei X: «Das ist kein gutes Signal für die Meinungsfreiheit, Pluralität und Toleranz im öffentlich-rechtlichen NDR.» Konservative Stimmen gehörten zum demokratischen Meinungsspektrum, «auch wenn das einigen Linken nicht gefällt». Günther äusserte sich am Mittwoch bei einer Veranstaltung der Hermann Ehlers Akademie, wo Ruhs auch ihr neues Buch «Links-grüne Meinungsmacht – Die Spaltung unseres Landes» vorstellte.
Das ist kein gutes Signal für die Meinungsfreiheit, Pluralität und Toleranz im öffentlich- rechtlichen NDR. Konservative Stimmen gehören zum demokratischen Meinungsspektrum, auch wenn das einigen Linken nicht gefällt. Zum Glück gibt es Bayern und den Bayerischen Rundfunk. https://t.co/1MSBmfWXPj
— Markus Söder (@Markus_Soeder) September 17, 2025
Die drei Pilotfolgen von «Klar» liefen im April, Juni und Juli in Kooperation von NDR und BR. Für 2026 sind weitere Ausgaben geplant. Die Sendung, die unregelmässig ausgestrahlt wird, soll Streitfragen aufgreifen, die in der Mitte der Gesellschaft kontrovers diskutiert werden, und verschiedene Perspektiven dazu zeigen.
Wer die Ausgaben des NDR künftig präsentieren soll, steht bisher nicht fest. Ruhs bleibt Teil des Moderationsteams für die Folgen, die der BR produziert. Das teilten NDR und BR gemeinsam mit.
Auch Moderatorin Ruhs kritisiert Entscheidung
Ruhs reagierte auf die Entscheidung ebenfalls mit deutlicher Kritik. «Mein »Klar«-Team und ich persönlich haben unglaublich viel Zuspruch für unser Format bekommen, von Menschen, die eigentlich schon das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die dortige Meinungsvielfalt verloren haben», sagte sie der dpa. «Wir haben also das geschafft, wovon die Sender immer träumen – eine verlorene Zielgruppe zurückzugewinnen.» (sda/dpa)
