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Aufregung in Deutschland: Schild verbietet Juden Zutritt zu Laden

«Juden haben hier Hausverbot»: So rechtfertigt sich ein deutscher Ladenbesitzer

Der Vorfall in der norddeutschen Stadt Flensburg sendet Schockwellen in die ganze Welt aus. Zivilgesellschaft und Behörden sind alarmiert.
18.09.2025, 15:2818.09.2025, 16:06
bojan stula / chmedia

Inzwischen ist sein Schaufenster mit einer «Nazis raus»-Parole beschmiert und «I hate Nazis»-Klebern zugepflastert. Bis Mittwochabend hing da noch ein selbst gedruckter Aushang: «Juden haben hier Hausverbot!!!! Nichts persönliches, auch kein Antisemitismus, kann euch nur nicht ausstehen.»

Antisemitisches Plakat in Flensburg
Der Aushang des Flensburger Ladenbesitzers erinnert viele an Zustände wie in Nazi-Deutschland.Bild: Screenshot X

Während das offizielle Deutschland um seine Position zu Israel und dem Gaza-Krieg ringt, sendet ein obskurer Flensburger Ladeninhaber Schockwellen in die Bundesrepublik aus. Schnell fand ein Schnappschuss des Schaufensters den Weg in die sozialen Medien. Der Aufschrei, den das Schild mit dem «Hausverbot» generiert hat, ist enorm.

«Wie kann so etwas im selben Land passieren, in dem vor 80 Jahren der Holocaust geschah?», fragt eine jüdische Kommentatorin aus den USA. «Es ist wieder 1933», schreibt ein anderer. Viele Bürgerinitiativen und Organisationen gegen Antisemitismus verurteilen den Vorfall aufs Schärfste, ebenso die Flensburger Lokalpolitik. Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, nennt es auf Welt-TV «Antisemitismus in Reinform», den man so nicht hinnehmen dürfe.

Inzwischen hat der 60-jährige Ladeninhaber das Schild wieder entfernt, wie das «Flensburger Tageblatt» am Donnerstagmorgen berichtete. Laut der Lokalzeitung steht der Mann aber hinter seiner Aktion und will von Antisemitismusvorwürfen nichts wissen. Viel mehr begründet er diese mit Israels Krieg im Gaza-Streifen: «In Israel leben nun mal Juden, und ich kann ja nicht unterscheiden, wer für die Angriffe oder dagegen ist.»

Der Regierung Netanjahu wirft er Heuchelei vor: «Die sagen immer, die Geschichte dürfe sich nicht wiederholen, machen es dann aber selbst.» Um seine Gesinnung zu unterstreichen, hat er eine grosse Palästinafahne in seinem Schaufenster aufgehängt.

Mehrere Anzeigen bei der Polizei eingegangen

Die ehemalige Oberbürgermeisterin von Flensburg, Simone Lange, hat den Vorfall persönlich bei der Polizei angezeigt, wie sie auf Facebook schreibt. Auch soll neben anderen Einwohnern ein Flensburger Geschichtslehrer Strafanzeige wegen Volksverhetzung erstattet haben, berichten die Lokalmedien.

Antisemitismus in Flensburg Reaktionen
Flensburg liegt nahe der dänischen Grenze.Bild: Screenshot x

Der amtierende Oberbürgermeister versucht, den internationalen Imageschaden für seine Stadt zu begrenzen: «Das erinnert an die dunkelsten Kapitel in der Geschichte Deutschlands. Ich versichere Ihnen ganz persönlich, dass eine solche Haltung, eine solche Äusserung bei uns keinen Platz hat und nicht toleriert wird», sagt der parteilose Fabian Geier laut der «Flensburger Zeitung». Er ruft dazu auf, «gemeinsam für unsere demokratischen Werte einzutreten und jüdische Mitbürger zu unterstützen».

Ob sich der 60-jährige Ladenbesitzer im Voraus bewusst war, welche Lawine er da losgetreten hat und wie ihm seine Provokation mit dem Juden-Boykott-Plakat jetzt um die Ohren fliegt? Wirft man einen näheren Blick auf sein Schaufenster in der Duburger Strasse in Flensburg, scheint er vielmehr der Kaste der unverstandenen Wutbürger anzugehören. Zum ausgestellten Warenangebot gehören Gothic-Artikel und nationalistischer Deko-Kitsch. Weil er die «Schnauze voll mit dem Bürokratie-Schwachsinn» hat, kündigt er auf einem weiteren Schild die «Teil-Schliessung» seines Geschäfts per Ende September an.

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124 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Snowy
18.09.2025 16:06registriert April 2016
Überrascht mich überhaupt nicht!

Ich weiss von zwei jüdischen Buben im jungen Teenageralter, welche im FC in einem Vorort von Zürich und der dortigen krassen Übermacht von Migrantenjungs ihren Glauben verheimlichen und sogar - um ganz sicher nicht aufzufliegen - Free Palestine Videos weitersenden und liken.

In Köln, Berlin und weiteren deutschen Grossstädten finden Grosskundgebungen nach Geschlechtern getrennt laufend statt. Vereint brüllen sie "Tod den Juden" und Loblieder auf die Hamas.

Jeder, der sich über sowas überrascht zeigt, war nie in einer deutschen Grossstadt oder ist ignorant.
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Jason84
18.09.2025 15:49registriert März 2016
„… und ich kann ja nicht unterscheiden, wer für die Angriffe oder dagegen ist“

Ja,
und bei beschränktem Verstand werden dann einfach alle in einen Topf geworfen.
Die Ausländer
Die Balkaner
Die Frauen
Die …

Geile Zeit heutzutage.
20037
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Scrat
18.09.2025 15:47registriert Januar 2016
Hätte er „Israelis aufgrund des Völkermords in Gaza“ geschrieben, dann wäre es zwar noch immer mehr als grenzwertig, aber immerhin noch zu verstehen. Indem er es aber einfach auf „Juden“ reduziert, überschreitet er die Grenzen massiv. Ich würde bei dem mal ausgiebig seine privaten Connections prüfen.
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