Seit dem Zusammenbruch der Ampelkoalition sind Parteispenden stark angestiegen. Das Spendenregister des Deutschen Bundestags verzeichnet seither 16,5 Millionen an Parteispenden. Im Vergleich: Gesamthaft sind 2024 18,6 Millionen an die Bundesparteien gesendet worden.
Stark von Grosspenden profitiert hat in diesem Wahlkampf die AfD. Knapp fünf Millionen Euro stammen von nur drei Einzelspendern. Jede dieser hohen Einzelspenden hat in Deutschland heftige Diskussionen ausgelöst: Die grösste Finanzspritze von 1,5 Millionen Euro erhielt die AfD vom Unternehmer und Mediziner Winfried Stöcker. Während der Corona-Pandemie machte der 78-Jährige mit einem selbst entwickelten Impfstoff auf sich aufmerksam, den er trotz fehlender Zulassung verimpfte. Davor machte er immer wieder mit rassistischen und frauenfeindlichen Parolen von sich reden.
Gerhard Dingler, ein ehemaliger Funktionär der rechtspopulistischen FPÖ aus Österreich, spendete der AfD eine Sachspende im Wert von 2,4 Millionen Euro. Mit der Spende sollen Dingler zufolge über 6000 Plakate gedruckt und deutschlandweit aufgehängt werden. Als Grund für die Wahlunterstützung nannte er «Sorgen um eine Eskalation des Ukraine-Kriegs, fehlende Sicherheit in Deutschland und eine falsche Energiepolitik». Recherchen zufolge besteht nun der Verdacht, dass Dingler für die Millionentransaktion lediglich als Strohmann fungierte.
Sogenannte Strohmannspenden, bei denen die wahre Herkunft der Spende verborgen wird, sind illegal. Sollte sich der Verdacht erhärten, droht der AfD ein Strafgeld wegen illegaler Parteienfinanzierung in dreifacher Höhe der unzulässigen Spende.
Es ist nicht die einzige Spende, die von den Behörden untersucht wird: Eine Spende von 999'990 Euro an die AfD beschäftigt derzeit die Staatsanwaltschaft im thüringischen Mühlhausen. Im Zusammenhang mit der Spende ist eine Strafanzeige erstattet worden. Es besteht der Verdacht, dass es sich um eine illegale Strohmannspende handelt, bei der der wahre Spender hinter einer falschen Identität verborgen wird, wie der «Spiegel» berichtete. Die Zweifel entstanden unter anderem, weil die Adresse lediglich eine Briefkastenadresse war.
Doch trotz der hohen Einzelspenden schaffte es die AfD in diesem Jahr aktuell knapp nicht, die Spitze der Spendentabelle zu erreichen.
Im letzten Jahr sah die Tabelle noch ganz anders aus: Das Bündnis Sahra Wagenknecht führte 2024 die Spendentabelle. Über 5 Millionen stammten von einem Ehepaar aus Mecklenburg-Vorpommern. Das Paar experimentiert in Spanien mit Permakultur und unterstützt Klimaaktivisten.
Die Parteispenden sind seit dem Ampel-Aus deutlich gestiegen: Im letzten Jahr lag der durchschnittliche Spendenbetrag bei 137'242,41 Euro, 2025 stieg er auf 177'918 Euro. Seit dem Ende der Ampel-Koalition beträgt der durchschnittliche Betrag 145'439 Euro.
Eingegangen sind auch Spenden von Privatpersonen, die unterschiedliche Lager unterstützen, wie etwa Eric Demuth, CEO der Kryptoplattform Bitpanda. Anfang des Jahres überwies er 500'000 Euro an die CDU, weitere 500'000 Euro an die SPD und 250'000 Euro an die CSU.
Bekannt ist auch, dass der Schweizer Unternehmer Frank Niedecker die FDP zu Beginn des Jahres mit 100'000 Euro unterstützte. Das deutsche Unternehmen Poly-clip System seiner Familie ist Weltmarktführer.
Geht es um die Transparenz der Spenden, schneidet Deutschland einer Auswertung von Lobbycontrol und anderen Medien zufolge besonders schlecht ab. So würden manche Parteien, wie die Werteunion des ehemaligen Chefs des Bundesamtes für Verfassungsschutz Hans Georg Maassen, der heute selbst vom Verfassungsschutz beobachtet wird, oder das Bündnis Sahra Wagenknecht, lediglich parteinahe Vereine angeben.
«Hohe Spenden werden nur selten ohne Hintergedanken gegeben. Sie verschaffen Vermögenden und Unternehmen privilegierte Zugänge in die Politik und mehr Macht, um ihre Interessen durchzusetzen», schreibt die Organisation im Mai 2024. Dies sei zutiefst undemokratisch.
Mehr Geld verschafft den Parteien zwar mehr Sichtbarkeit, doch das bedeutet nicht automatisch, dass die Parteien bei den Wahlen erfolgreicher sind.
In Deutschland gibt es ein staatliches Finanzierungssystem für die politischen Parteien. Diese Beiträge werden nach einem bestimmten Schlüssel verteilt, der sich an den Wahlergebnissen und den Mitgliedsbeiträgen orientiert. Gemeinsam mit den Mitgliederbeiträgen, den Spenden und Mandatsträgerbeiträgen fliessen sie in die Wahlkampfaktivitäten.
Je nach Partei nehmen Spenden eine untergeordnete Rolle ein. Bei allen Parteien machen staatliche Mittel den grössten Teil der Finanzierung des Wahlkampfs aus – mit Ausnahme der FDP.
Die Schweiz vermutlich noch deutlich schlechter, denn hier gibt es noch weniger Transparenz, und CH-Parteien dürfen sich ohne weiteres auch von ausländischen (und selbstverständlichen anonymen) "Kunden" alimentieren lassen.