International
Deutschland

Scholz attackiert Laschet beim TV-Triell zu den Bundestagswahlen

epa09464172 (L-R) German Minister of Finance and Social Democratic Party (SPD) top candidate for the federal elections Olaf Scholz, Green party (Buendnis90/Die Gruenen, Alliance 90/The Greens) co-chai ...
Olaf Scholz (SPD), Annalena Baerbock (Grüne) und Armin Laschet (CDU) begrüssen sich im Studio von ARD/ZDF. Bild: keystone

Scholz attackiert Laschet beim TV-Triell: «Man sieht, wie sehr Sie unehrlich sind»

Die Union liegt in Umfragen klar hinter der SPD. Am Sonntagabend zeigten sich deren Kanzlerkandidaten besonders kämpferisch.
12.09.2021, 22:12
Christoph Reichmuth, Berlin / ch media
Mehr «International»

Die Begrüssungsrunde des zweiten Triells, an dem sich die Kanzlerkandidaten von SPD, Union und Grünen gestern in der ARD gegenüberstanden, war kaum vorüber, da nahm die Debatte schon Fahrt auf. «Man sieht, wie die Dinge verdreht werden», sagte SPD-Kandidat Olaf Scholz an die Adresse seines CDU-Widersachers Armin Laschet. «Sie haben absichtlich einen falschen Eindruck erweckt, das machen Sie aus nicht guten Gründen. An Ihrer Frage merkt man, wie sehr Sie unehrlich sind.»

Es ging um die Verantwortlichkeiten von Finanzminister Olaf Scholz beim Wirecard- und CumEx-Skandal, zuletzt gab es eine Razzia in einer dem von Scholz geführten Finanzministerium angegliederten Behörde. Laschet warf dem in Umfragen deutlich führenden SPD-Kandidaten vor, seine Verantwortung nicht wahrzunehmen. «Als Finanzminister haben Sie dafür zu sorgen, dass die Aufsichtsbehörde Ihren Job macht. Wenn mein Finanzminister so arbeiten würde wie Sie, hätten wir ein ernsthaftes Problem», stichelte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident.

Letztlich lief – zumindest der Beginn – des Triells eher auf ein Duell der beiden Kandidaten mit den besten Aussichten auf das Kanzleramt hinaus. Die grüne Kandidatin Annalena Baerbock hat nur noch geringe Aussenseiterchancen, ein Sieg der Ökopartei in zwei Wochen käme einem politischen Wunder gleich. Zudem sieht Scholz wenig Anlass, Baerbock anzugehen, hat er doch schon vor Wochen verkündet, dass er am liebsten mit der Ökopartei eine Regierung bilden wolle.

Scholz schliesst Koalition mit Linken nicht aus

Die Fragesteller des öffentlich-rechtlichen Senders wollten von SPD-Kandidat Scholz wissen, ob dieser - im Falle eines Wahlsieges und dem damit verbundenen Regierungsauftrag - eine Koalition mit der Linkspartei ausschliessen würde. Scholz erteilte einer Regierung aus Grünen und der Linkspartei explizit keine Abfuhr. Allerdings betonte der Vizekanzler, dass eine von ihm geführte Regierung ein Bekenntnis zu Nato und EU aussprechen würde.

Zuvor kritisierte Laschet, dass sich der SPD-Kandidat vor einer klaren Absage an die Linke winde. Er warf Scholz Unredlichkeit vor. «Sie haben die Frage schon beantwortet: Sie schliessen das (Anmerkung: ein Bündnis mit der Linkspartei) nicht aus.» Die Folge einer solchen Politik seien Steuererhöhungen.

Dass die beiden Spitzenkandidaten Scholz und Laschet auf Konfrontationskurs waren, überraschte nicht. Schon seit Samstag gingen die Wogen zwischen der SPD und der Union hoch. Beim Parteitag der CSU hielt Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) am Samstag eine Rede, in der er vor einem Politikwechsel und einem möglichen Bündnis von SPD, Grünen und der Linkspartei nach der Bundestagswahl warnte.

«In all den Entscheidungen der Nachkriegsgeschichte standen Sozialdemokraten immer auf der falschen Seite»,

fuhr Laschet wenig später fort, machte eine kurze Pause und sagte dann: «In der Wirtschafts- und Finanzpolitik.»

Bei der Union dürften viele gerne sehen, dass ihr Spitzenkandidat nun in den Angriffsmodus wechselt. Denn die Umfragewerte sehen die Union weit hinter der SPD (26 Prozent) mit etwa 20 Prozent auf dem zweiten Rang. Es ist allerdings fraglich, ob Laschet mit diesem Auftritt nicht eher das Lager der konkurrierenden Sozialdemokraten für den Wahlkampf-Endspurt mobilisieren wird. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
So lustig sind die Deutschen: 20 witzige Bilder
1 / 22
So lustig sind die Deutschen: 20 witzige Bilder
bild: imgur

Auf Facebook teilenAuf X teilen
So funktionieren die Bundestagswahlen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
63 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
mafussen
12.09.2021 23:35registriert November 2014
Zwei grosse Denker

William Shakespeare:
Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage.

Armin Laschet:
Was war die Frage?
1487
Melden
Zum Kommentar
avatar
Duweisches
12.09.2021 23:32registriert Juni 2015
"In all den Entscheidungen der Nachkriegsgeschichte standen Sozialdemokraten immer auf der falschen Seite"

In den letzten 16 Jahren CDU-Regierung stand die SPD 12 Jahre an der Seite der CDU...
1154
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pafeld
12.09.2021 23:29registriert August 2014
Falls Laschet doch noch Kanzler wird, wird er am Ende den gesundheitlich angeschlagenen Altmaier in den wohlverdienten Ruhestand schicken und stattdessen den "gerade zufälligerweise bereitstehenden" Merz als Finanzminister installieren. Einen Finanzlobbyisten, den Skandale wie Wirecard oder CumEx nicht aus heiterem Himmel treffen werden, sondern der mit vollster Absicht an ihnen beteiligt sein wird. Von daher sind Laschets Anschuldigungen bereits jetzt sowas von zynisch.
625
Melden
Zum Kommentar
63
Jury-Auswahl in Trump-Prozess zieht sich hin: Zwei Mitglieder wieder freigestellt

Im Schweigegeld-Verfahren gegen Donald Trump, dem ersten Strafprozess gegen einen Ex-Präsidenten in der Geschichte der USA, hat sich die Auswahl der Geschworenen weiter als schwierig erwiesen. Nachdem sich Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Richter Juan Merchan am Dienstag bereits auf sieben Jury-Mitglieder geeinigt hatten, wurden zwei davon am Donnerstag wieder freigestellt, wie im Gerichtssaal anwesende Journalistinnen und Journalisten übereinstimmend berichteten.

Zur Story